Ich weiß nicht wie lange ich schon in meinem Auto sitze. Ich sitze einfach nur da. Meine Augen fixieren keinen bestimmten Punkt, mein Blick schweift einfach so ins Leere.
Auch meine Gedanken kann ich nicht wiedergeben. Habe ich überhaupt gedacht? Kann man nicht, nicht denken? Solche Gedanken kommen in mir auf wenn ich über das Denken denke, wenn ich mal nicht weiß was ich denke. "Zum Glück kann niemand in meinen Kopf gucken, sonst würde man mich einweisen."
Ein wildfuchtelnder Mann kommt geradewegs auf mein Auto zu. Impulsiv hämmert er an die Fahrerscheibe bis ich das Fenster öffne." Können Sie nicht lesen? Dieser Parkplatz ist für Taxifahrer reserviert" fährt er mich schief von der Seite an. " "Wenn dein kostbares Leben von diesem beschissenem Parkplatz abhängt, sollte ich mich wohl besser aus dem Staub machen!" Ich drehe den Schlüssel um, trete das Gaspedal durch und rase mit quietschenden Reifen von dem heiligen Parkplatz. Als ich die Musik wahrnehme, drehe ich die Lautstärke runter, sodass ich keinen Ton mehr höre. Von wegen "hope"
Fahre ich jetzt nach Hause? Verkrieche ich mich in Lous Wohnung? Auf jeden Fall will ich dahin, wo Tim nicht ist. Ich halte am Fahrbahnrand an um auf mein Handy zu gucken und vielleicht herauszufinden ob er in ihrer Wohnung auf mich wartet. Als ich mein Handy aus der Mittelkonsole fische und bemerke, dass es weder neue Nachrichten noch verpasste Anrufe gibt, kann ich es fast nicht glauben. Ich weiß nicht mal ob ich es gut oder schlecht finde. Da ich es irgendwie wirklich nicht glauben kann, checke ich erst mal ob meine mobilen Daten auch aktiviert sind. Tatsächlich, an der Internetverbindung liegt es nicht.
Um so schwerer fällt mir meine Entscheidung, was ich jetzt machen soll. Kurzerhand beschließe ich mein Auto auf dem Parkplatz der Grundschule abzustellen und die paar Meter zu Lou zu laufen. Oder fahre ich erst nach Hause um meine letzten Sachen zu holen? Schaff ich es überhaupt in Lous Wohnung zu sein? Meine Gedanken spielen verrückt. Unentschlossenheit ist eigentlich nicht mein Laster, was ich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht behaupten kann. Schlussendlich entscheide ich mich für die erste Variante und suche mir eine Abstellgelegenheit für meinen Wagen, der von der Straße nicht einzusehen ist. Ich möchte grade niemanden sehen und einfach alleine sein. Im schneckentempo setze ich einen Fuß vor den anderen. Meine Umgebung nehme ich nicht wirklich wahr. Meine Orientierung für Zeit und Ort scheint mir zu entgleiten. Trotzdem schaffe ich es irgendwann mein Ziel zu erreichen und stehe vor Lous Haustür.
Den Schlüssel habe ich mit zittrigen Händen ins Schloß gesteckt und während ich ihn umdrehe hoffe ich ganz fest, dass Tim nicht mehr da ist. Mucksmäuschenstill betrete ich die Wohnung, schließe dir Tür gegen die ich mich im Anschluss lehne und langsam an ihr runterrutsche bis ich auf dem Boden sitze.
Ich habe keine Kraft mehr. Was soll ich machen? Wie geht mein Leben jetzt weiter? Innerhalb eines Tages habe ich meine beste Freundin und meinen Freund verloren.
Nach gefühlten Stunden rappel ich mich auf und begebe mich in das kleine Badezimmer, das sich gegenüber der der Eingangstür befindet. Rechts in der Ecke gibt es eine Dusche. Entschieden öffne ich die Scheibetür und drehe den Wasserhahn auf. In Zeitlupe entledige ich mich der grauen Schlabberhose gefolgt von Tims T-Shirt sowie meiner Unterwäsche, bevor ich mich in den warmen Regen begebe. Das Wasser rinnt meinen Körper entlang. Eine ganze Zeit lasse ich die Wasserstrahlen auf meinem Kopf prasseln und beobachte wie das Wasser im Abfluss verschwindet. Als meine Haut beginnt aufzuweichen, meine Fingerkuppen schrumpelig werden, drehe ich das Wasser ab, wickel mir das große lilane Handtuch um meinen Körper. Ich stehe am Waschbecken vor dem Spiegel um mir die Zähne zu putzen während ich mich im Spiegel beobachte. Ich kann mich nicht klar sehen, ganz verschwommen sind nur Umrisse in dem beschlagenem Glas sichtbar. Genau so geht es mir. Verpackt in einer Blase die mich nicht klar sehen und fühlen lässt. Eigentlich bin ich gar nicht da. Immerhin fühle ich mich jetzt ein bisschen sauberer und tapse aus dem Badezimmer in das Schlafzimmer, welches direkt rechts neben dem Badezimmer ist. Vorsichtig öffne ich Lous Kleiderschrank aus dem ich mir ihren weißen Schlafanzug krame. Den habe ich immer gerne an ihr gemocht. Kleine weiße Rüschen verzieren das Oberteil. Schnell schlüpfe ich hinein und laufe zurück in den Flur um mich in dem bodengroßem Spiegel, der in einen dicken verschnörkelten goldrand gefasst ist, zu betrachten. Ein prüfender Blick meinerseits, mit der Erkenntnis, dass Lou dieser Pyjama um Welten besser steht. Dieses ganze mädchenhafte Zeug ist definitiv nicht mein Aushängeschild und sowas ist in meinem Schrank absolut nicht zu finden. Mit einem Umweg über das Badezimmer indem ich zielsicher das T-Shirt vom Boden greife verschwinde ich im Schlafzimmer. Ich schmeiße mich auf ihr 1,40 breites Himmelbett und krieche unter die riesen 2x2 Meter große Decke die in einem weißen Bezug gehüllt ist,den kleine Rosen verzieren. Das ist typisch Lou, eine Romantikerin durch und durch. Ich liege ich in diesem Bett und kuschel mit Tims Shirt bevor sich meine Gedanken verlieren und mich ins Land der Träume verabschiede.Als ich meine Augen aufschlage ist es stockfinster. Meine Hand gleitet suchend das Bett entlang bis ich den Schalter der kleinen Nachttischlampe erreiche und anknipse. Der Wecker der sich direkt daneben befindet ist aus , sodass ich immer noch keine Ahnung habe wieviel Uhr es grade ist. Verschlafen steige ich aus dem Bett, greife im Flur meine kleine Tasche die sich, wie immer, auf der Kommode befindet und ziehe mein Handy heraus. "Scheiße, Akku leer" fluche ich. In meinem Rucksack wühle ich nach dem Ladekabel, als ich es zwischen meinen Fingern fühle ziehe ich es mit aller Kraft raus. Mit dem Handy und Ladekabel bewaffnet betrete ich das Wohnzimmer und schmeiße mich auf das Sofa neben dem sich links eine Steckdosenleiste befindet. Das Handy angeschlossen muss ich mich noch einen Moment gedulden bevor der weiße Bildschirm aufleuchtet. Während meine Finger den Entsperrcode eintippen erreichen mich viele Nachrichten. In chronologischer Reihenfolge lese ich jede einzelne.
Eigentlich steht in jeder das Gleiche immer anders verpackt: Wie geht es dir? Mein herzliches Beileid! Wenn ich was für dich tun kann melde dich...
Sicher sind alle dieser Nachrichten nett gemeint jedoch stell ich mir die Frage wo alle meine "Freunde" bis dato waren? Anfangs habe ich noch engen Kontakt zu einigen gehabt. Da mein Gemüt keine funken mehr vor freude sprühte,wie sie aber alle von mir gewohnt waren, immer das Mädchen mit dem man ununterbrochen lachen konnte, war es den meisten zu anstrengend. "Du ziehst mich immer mit runter", warf mir eine Freundin vor, von der ich jetzt weiß, dass es keine Freundin gewesen ist. Plötzlich stehe ich ganz alleine da obwohl ich immer einen großen Freundes- beziehungsweise Bekanntenkreis hatte.
Wenn ich so über die Einsamkeit nachdenke fällt mir ein, dass ivh Vielleicht gar nicht alleine sein will, wie ich es noch vor einigen Stunden gedacht habe? Niemals hätte ich gedacht, dass Einsamkeit so laut sein kann. Mein Kopfchaos ist unermüdlich, die gedanken lassen sich einfach nicht abstellen.
Unüberlegt sende ich eine Nachricht an Tim :Kannst du bitte zu Lou kommen? Mein Handy landet auf dem Sofa und ich gehe in die Küche und schenke mir ein Glas Wein ein, das ich mit einem Schluck in mich reinkippe. Mein Gesicht verzieht sich "Ekelhaftes Zeug", trotzdem gieße ich das Glas wieder voll und nehme es mit ins Wohnzimmer. Es klingelt an der Tür, völlig verdutzt stehe ich auf, hätte nicht gedacht , dass Tim um 3 Uhr noch wach ist. Schließlich muss er morgen arbeiten. Tatsächlich steht er vor der Tür und ich lasse ihn herein.
"Tilda, was war das für eine Sprachnachricht die du mir heute morgen gesendet hast?" "Können wir bitte später darüber reden?" frage ich leise. Er nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich. Hand in Hand wandern wir ins Wohnzimmer und lassen uns auf dem Sofa nieder. Wir reden nicht. Er hält mich einfach nur in seinem Arm und streichelt dabei sanft über meine linke Schulter. Langsam merke ich wie der Wein seine Wirkung zeigt und es mir warm wird. Ich drehe mich zu ihm um und schaue in seine schönen braunen Augen. Er nutzt die Gelegenheit, legt eine Hand an meinen Hinterkopf und zieht mich zu sich rüber um mich zu küssen. Alle meine wirren Gedanken verschwinden und ich erwieder den Kuss. Diese Vertrautheit fühlt sich gut an. Aus einem langsamen Kuss wird ein wildes Zungenspiel. Ich setze mich auf seinen Schoß und fange an meine Hüften langsam zu kreisen. Sein Körper verrät mir, dass es ihm gefällt. Er zieht mir das Pyjamaoberteil aus und küsst meinen Hals, gleitet dann hinunter um meine Brüste zu liebkosen. Mein Atem wird schneller gebau so wie seiner. In meinem Kopf herrschen keine quälende Gedanken und ich fühle mich frei. Jetzt geht alles gabz schnell, während unserer Lippen keinen Moment den Kontakt verlieren ziehen uns gegenseitig die Hosen aus und geben uns einander hin und schlafen miteinander.Das letzte mal ist schon Monate her. Dicht aneinander gekuschelt fühle ich mich, für einen Augenblick, sicher und geborgen, bis Tims Handywecker das vertraute Gefühl stört. "Babe, ich muss zur Arbeit" flüstert er mir ins Ohr. "Bitte bleib" flehe ich ihn an. Doch sein stark ausgeprägtes Pflichtbewusstsein meldet sich und er steht auf und schlüpft in seine Klamotten." Ich gehe rüber duschen und fahre dann zur Arbeit. Sehe ich dich später zu Hause?"
"Sicher", entfährt es mir. Er drückt mir einen Schmatzer auf meine Lippen bevor er die Wohnung verlässt.
DU LIEST GERADE
There is hope
FanficEin dramatischer Schicksalsschlag stellt Tildas Leben total auf den Kopf. Sie verliert sich in ihrer Trauer und gibt sich selbst auf. Ob eine unerwartete Begegnung ihrem Leben wieder einen neuen Glanz verleihen kann? Ihr dürft mir gerne Feedback dal...