Fix und fertig rutsche ich dichter an ihn. Den Rücken an seinem Bauch. Er gibt mir einen Kuss auf den Hals, legt seinen Arm um mich und flüstert : " Ich bin so froh, dass du mitgekommen bist."
Ein Grinsen huscht über meine Lippen, dann schließe ich die Augen.
Ein schrilles Klingeln reißt mich aus meinen Träumen. Verdutzt sucht mein Blick nach der Ursache des Lärms. Vorsichtig schiebe ich Paddys Arm zur Seite, der von alldem nichts mitbekommt und stehe auf um der Lärmquelle zu folgen. Im Vorraum finde ich den Übeltäter in seiner Tasche. Zügig finger ich sein Handy raus, allerdings zu spät. Ein verpasster Anruf steht auf dem Display. Irgendwie muss ich an einen Knopf gekommen sein , sodass beim zurückschieben des Telefons der Sperrbildschirm aufleuchtet. Plötzlich wird mir ganz anders, Tränen schießen mir unkontrollierbar in die Augen. Ich lasse das Handy zurück in die Tasche fallen und schließe hektisch den Reißverschluss.
Es dauert noch eine Weile bis der Herr aus dem Zelt kommt, genügend Zeit um mir den Kopf zu zerbrechen. Als er vor mir an der Hängematte steht und sich vorbeugt, vermutlich um mir einen Kuss zu geben, gehen die Pferde mit mir durch. Ernergisch schubse ich ihn zurück.
"Hast du mir vielleicht etwas zu sagen?", schnauze ich ihn an.
Völlig perplex tritt er einen Schritt zurück. Seine Augen weiten sich während er ganz verdattert in meine Richtung blickt. "Tilda", beginnt er seinen Satz. Doch ich falle ihm ins Wort, sodass er keine Chance hat etwas zu sagen.
"Nichts Tilda", schreie ich schon fast, als ich aus der Hängematte steige, " ich bin hier kein kleines Fangirl, mit dem du deine Spielchen spielen kannst. "
Meine Augen füllen sich mit Tränen weshalb ich an ihm vorbeigehe um sie vor ihm zu verstecken. Zielsicher gehe ich in Richtung Tasche, hole das Handy raus. Paddy steht immer noch, wie angewurzelt, nahe der Hängematte. Ich glaube er weiß gar nicht was hier grade passiert. Um die Situation aufzuklären gehe ich auf ihn zu und drücke ihm sein Telefon in die Hand. "Es hat vorhin geklinkelt." Dann setzte ich meinen Weg fort, Richtung Strand und lasse ihn dort stehen.
Ich bin richtig sauer auf mich selber. Wie kann man nur so blöd sein? Was habe ich auch erwartet? Das ein Typ, dem die Tussen reihenweise zu Füßen liegen ernsthaft an jemandem wie mich interessiert ist. Naives mir, tadel ich mich. Ob seine Frau von dem Ganzen weiß? Vielleicht haben sie ein Abkommen, jeder darf vögeln wen und wann er will. Meine Gedanken gehen mit mir durch, zudem bin ich so sauer wie enttäuscht , dass ich mich einfach in den Sand fallen lasse, wo ich heule um meinem Ärger etwas Luft zu machen. Nach einer Weile meldet sich mein 'Herz-Ich' welches vorschlägt mir erstmal seine Geschichte anzuhören bevor ich die Pferde scheu mache. Natürlich legt mein 'Hartes-Ich' sofort ein Veto ein und fragt das 'Herz-Ich' ob es noch alle Latten am Zaun habe, die Situation wäre schließlich eindeutig. Aufmerksam lausche ich den Argumenten meiner 'Ich's". Schlimmer als kleine Kinder die sich um eine Schaufel streiten, denke ich während mir ein Grinsen über mein tränennasses Gesicht kommt. In meinem Kopfchaos bekomme ich anfangs gar nicht mit, dass sich immer mehr Leute am Strand tummeln. Auch Musik nehme ich jetzt wahr als sich jemand neben mich in den Sand setzt. "Hey you, is everything okay?"
Verdattert sehe ich mir den Typen an. Ein großer, dunkelhaariger Mann der eine Jeansshorts trägt, dazu ein kurzärmeliges Hemd und eine Sonnenbrille.
"Yeah, thanks. Just need some time for myself right now!"
" Come with me to the bar and have a cocktail with me", schlägt er vor. Genervt verdrehe ich die Augen. Was ist nur mit den Kerlen los? Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen. Willensstark schlage ich seinen Arm von mir den er mir grade über die Schulter legt. "Leave me alone!"
Kurz überlege ich ob ich aufstehen soll um ein Stück zu gehen damit ich meine Ruhe habe aber diesen Gedanken schiebe ich schnell beiseite. Ich lasse mich von so einem doch nicht vertreiben. Er scheint zu schnallen, dass ich wirklich kein Interesse habe, denn er erhebt sich aus dem Sand. "Prude bitch", wirft er mir zum Abschied vor und stiefelt zurück Richtung Strandpavillion.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass jemand hinter mir steht, seine Stimme lässt mir einen Schauer über meinen Rücken laufen. Mein Blick ist auf das Meer gerichtet ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. "Dem hast du es gezeigt", höre ich ihn sagen. Als ich diese warme, mir bekannte Stimme wahrnehme, muss ich schlucken. Meine Wut ist etwas abgeklungen wobei die Enttäuschung noch deutlich zu spüren ist. Ich gehe nicht auf seine Worte ein, drehe mich nicht zu ihm als er sich neben mich setzt. Er hält mir ein Cocktailglas entgegen was ich aus den Augenwinkeln bemerke. Zögerlich greife ich das Glas und neheme einen großen Schluck.
"Ich glaube ich bin dir eine Erklärung schuldig." Ja der Meinung bin ich auch, denke ich, sage aber nichts sondern starre weiter auf das Meer. Wenn ich sauer und enttäuscht bin, bin ich ein Sturkopf, wie er im Lexikon beschrieben wird und meine Ignoranz ist kaum zu brechen, eines meiner größten Laster.
Seine Hand schiebt sich auf meinen Oberschenkel. "Tilda," beginnt er, doch ich lasse ihn nicht ausreden, schlage seine Hand von mir. "Lass!"
"Please, let's talk ", bittet er mich.
"Worüber willst du mit mir reden? Willst du mir erzählen, dass es dir leid tut, dass du mir den Kopf verdrehst, mich fickst obwohl du eine Frau zu Hause hast die womöglich damit beschäftigt ist auf deine Kinder aufzupassen?", fahre ich ihn an.
" Es ist nicht so wie du denkst."
" Bist du dir eigentlich klar darüber, dass du hier mit Gefühlen spielst? Findest du das Fair, nach allem was ich dir über mich und mein letztes Jahr erzählt habe?"
"Jetzt hör mir doch mal zu", sagt er nun etwas energischer.
Aber ich lasse mich von seiner Bitte nicht beirren. "Ich hatte das Gefühl du würdest mir neuen Halt geben, mich verstehen. Bei dir habe ich mich so sicher gefühlt obwohl wir uns erst ein paar mal gesehen haben. Dabei hast du nichts besseres zu tun als mich zu verarschen." Verbissen sauge ich an dem Strohhalm bis mein Cocktail leer ist.
"Bist du jetzt endlich fertig?", fragt er mich und ich nicke.
"Weißt du noch, als ich dich im Hotel zurückgewiesen habe?"
Ich nicke.
"Dabei hätte ich in dem Moment nichts mehr gewollt als dich ganz nah zu spüren, aber das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.""Ah deswegen geht das besser am Ende der Welt wo die Realität ganz weit weg ist", meine ich sarkastisch. " Stop it!", weist er mich jetzt zurecht. " Es ist nicht alles immer nur für dich schwierig."
"Ganz bestimmt nicht, aber weißt du wo der Untschied liegt?" bluffe ich ihn an, "ich habe mit dir offen gesprochen." So langsam wird mir das zu blöd, kraftvoll drücke ich mich hoch um aufzustehen. Paddy tut es mir gleich wonach er meinen Arm greift und mich festhält.
"Du läufst jetzt nicht weg", weist er mich an. "Hätte ich offen mit dir drüber gesprochen, wären wir niemals hier gelandet."
Ja, da hat er wohl recht, muss ich mir eingestehen. Wenn er mir erzählt hätte , dass er verheiratet ist, hätte ich mich auf sowas nie eingelassen."Zurück zur Hotelgeschichte", sagt er nun eine ganze Spur sanfter, "ich war nicht in der Lage dich näher kommen zu lassen, obwohl ich es so sehr gewollt habe. Nach der Nacht habe ich mich eine Zeit nicht gemeldet weil ich nach Hause musste um mit meiner Frau zu sprechen. Zwischen uns läuft es nicht mehr so, also habe ich ihr gesagt , dass ich gehen werde."
Plötzlich habe ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Ich immer mit meinen voreiligen Schlüssen. Manchmal sollte ich mir die andere Seite echt mal anhören bevor meine Impulsivität mit mir durchgeht.
"Ich bin erstmal bei einem Kumpel untergekommen um Abstand zu gewinnen. Und das Hochzeitsbild auf dem Handy.. naja.. meine technischen Fähigkeiten halten sich in Grenzen und dann habe ich es auch einfach vergessen."
"Es tut mit leid", bringe ich ihm kleinlaut entgegen, auch wenn das Entschuldigen keiner meiner Stärken ist, kostet es mich diesmal nicht so viel überwindung es über meine Lippen zu bringen.
Er nimmt meine Hand und zieht mich zu sich rüber.
"Ich mag dich und ich will ganz bestimmt nicht mit dir zu spielen." Dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn bevor er mich fest in den Arm nimmt.
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There is hope
FanfictionEin dramatischer Schicksalsschlag stellt Tildas Leben total auf den Kopf. Sie verliert sich in ihrer Trauer und gibt sich selbst auf. Ob eine unerwartete Begegnung ihrem Leben wieder einen neuen Glanz verleihen kann? Ihr dürft mir gerne Feedback dal...