die Macht des Meeres

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Als ich die Augen aufschlage liegt der Herr noch tiefschlafend neben mir. Meine Gedanken kreisen sich darum ob ich ihn ein wenig kraulen sollte.
Aber dann kommt mir mein Kopf dazwischen:
Was ist das hier zwischen uns? Was mache ich hier? Will ich das alles überhaupt? Letztendlich entscheide ich mich dafür aufzustehen. Leise krabbel ich aus dem Bett schnappe mir ein graues T-Shirtkleid und frische Unterwäsche aus dem Koffer und verschwinde ins Bad. Während ich mir die Zähne putze rattert mein Gehirn weiter, es macht mich total kirre. Warum kann ich das Ganze hier nicht einfach genießn ohne mir ständig Gedanken zu machen. Vorsichtig öffne ich die Tür um Paddy nicht zu wecken der sich immer noch im Land der Träume befindet.
Mein Weg führt mich den ganzen Weg entlang zum Strand. Die Schuhe lasse ich im Sand zurück wobei sich meine Füße weiter Richtung Meer bewegen. Ich gucke den Wellen hinterher die meine Füße immer für einen kleinen Moment berühren und sich dann wieder zurück in das weite Meer ziehen. Das Meer fasziniet mich seitdem ich denken kann. Ich glaube ich könnte den ganzen Tag am Strand sitzen um es zu beobachten. Es ist so mächtig und trotzdem beruhigt es mich. Plötzlich kommen mir die Tränen. Diese Liebe zum Meer haben wir miteinander geteilt.Lou und ich. Manchmal haben wir ganze Tage am Meer gesessen, ohne zu sprechen, einfach nur zusammen den Moment genossen. Es ist goldwert jemanden zu haben mit dem man auch mal eine ganze Weile nichts sagen kann und sich trotzdem wohlfühlt. Grade vermisse ich sie schrecklich. Ich würde so gerne mit ihr sprechen, sie fragen was sie von dem Ganzen hier hält. Ich setze mich zu meinen Schuhen und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Das Meeresrauschen sauge ich tief in mich auf. Eine ganze Weile sitze ich einfach nur dort.

"Tilda", reißt mich, eine mir bekannte Stimme, von hinten aus meinen Gedanken, " ich habe dich schon gesucht." Paddy setzt sich neben mich in den Sand. "Alles okay bei dir?", fragt er mich.
Ich nicke nur und lasse mich an ihn sinken. "Habe nur ein bisschen Zeit zum Nachdenken gebraucht."
"Worüber denn?", fragt er mich neugierig. "Über mein Leben, Lou, was in letzter Zeit so passiert ist, über uns", antworte ich wahrheitsgemäß.
"Viele Dinge zum Nachdenken. Was denkst du über uns?"
Mein Blick hebt sich bis sich unsere Blicke treffen. "Ich weiß es nicht, was denkst du?" "Clever eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten." Er grinst frech.
"Und wie rettest du dich jetzt damit du nicht antworten musst?"
Er legt seine Hand an meinen Hinterkopf, zieht mich zu sich rüber. Seine Lippen berühren meine. In mir scheucht es meine schlummernden Schmetterlinge auf, die augenblicklich eine Party in mir feiern. "Gute Taktik. Der Punkt geht an dich", flüster ich ohne meine Lippen von seinen zu nehmen. Er schiebt seine Zunge vor und ich gewähre ihm Einlass. Es fühlt sich so gut an, seine weichen Lippen, seine vorsichitge Zunge, ihn, ganz nah. Das Meeresrauschen im Hintergrund tut sein übriges. Als mein Magen ein Knurren von sich gibt , lässt er von mir ab. "Frühstück?"
Ich nicke: " Wohl eher Brunch, hm?"
Er nimmt meine Hände nachdem er aufgestanden ist und zieht mich schwungvoll hoch.
In einer Hand meine Schuhe, die andere hält er fest. Zusammen schlendern wir ein Stück am Strand entlang wo das Wasser in regelmäßigen Abständen unsere Füße umspielt.Nur vereinzelt sieht man andere Leute am Strand. 5 Minuten später zeigt Paddy auf ein Gebäude : " Lass es uns dort versuchen." Wir werden uns dem Meer ab und stapfen über den warmen Sand bis wir die Holztreppe eines Strandpavillions erreicht haben. "Paddy, ich habe gar kein Geld mit."
Er guckt verschmitzt zu mir rüber und scherzt : " Dann musst du wohl hungern." Mit einem schockierten Gesicht frage ich ihn ob er meint dass ich zu dick sei. " Das hast du drauf", bemerkt er , " wie alle Frauen. Da wird einem jedes Wort im Mund umgedreht." Wir müssen beide lachen. Bevor wir uns draußen auf der Verbanda an einem Tisch niederlassen ziehe ich ihn zu mir rüber und drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Es fühlt sich gut an, das mit uns hier." Diese Aktion überrascht mich selbst. Er drückt meine Hand während er sagt :" Da kann ich dir nur zustimmen."

"Was sollen wir heute machen", fragt er mich nachdem wir aufgegessen haben. Ich zucke mit den Schultern. " Am liebsten was schönes ", grinse ich ihn an.
"Mit solchen präzisen Aussagen kann ich immer gut was anfangen"
"Das habe ich mir gedacht. So kann man als Künstler seiner Kreativität freien Lauf lassen."
Er presst nachdenklich die Lippen aufeinander. "Action oder lieber etwas ruhiges?"
"Heute bin ich für etwas ruhiges obwohl Action auch nicht schlecht wär."
"Ok ok, ich werde es alleine entscheiden, deine Aussagen bringen mich nicht wirklich weiter", stöhnt er während er die Augen verdreht. Kurz darauf blitzt ein Lächeln auf seinem Gesicht auf.
"Ich habe da schon was im Sinn. Aber lass uns erstmal zurück gehen. Mein Handy liegt im Zelt und das brauche ich um das Ganze klarzumachen."
"Für was hast du dich denn entschieden?"
"Das werde ich dir jetzt nicht verraten. Du musst dich jetzt überraschen lassen."

Nachdem er die Rechnung bezahlt hat machen wir uns auf den Weg zum Zelt. "Danke fürs Zahlen, gebe dir das Geld gleich wieder."
"Ich möchte dein Geld nicht." Diese Diskussion führen wir solange bis wir unser Ziel erreicht haben. Er versteht einfach nicht, dass ich das nicht will. Schließlich verdiene ich mein eigenes Geld und er hat ja schon den Urlaub gezahlt. Irgendwie möchte ich auch nicht, dass er das Gefühl hat, dass ich auf sein Geld aus bin. Mir ist es schon immer wichtig gewesen auf eigenen Beinen zu stehen und mich nicht abhängig zu machen.

Paddy ist mit seinem Handy im Schlafzimmer verschwunden. Während er mit irgendjemandem telefoniert wovon ich nichts verstehe, denn Spanisch habe ich nie gelernt, schnappe ich mir mein Handy und lege mich in die große Hängematte. Seitdem wir geflogen sind hatte ich mein Telefon nicht mehr in der Hand. Jetzt leuchten lauter rote Zahlen in meinem WhatsApp auf. Sieben davon sind von Lukas.

> Hi, Süße <
> Wo bist du denn? Habe versucht dich zu erreichen <
> War sogar bei dir zu Hause <
> Ich hoffe es ist alles in Ordnung? <
> Tim war in der Kneipe und wollte mit dir reden <
> Er wollte nicht glauben, dass du nicht da bist. Er ist richitg ausgerastet da er meint, dass du dich vor ihm verstecken würdest. Er meinte er würde bei Lou auf dich warten. <
> Alles in Ordnung bei dir? Ich mache mir Sorgen <

Ich bin grade mal den zweiten Tag nicht da? Was ist denn da los? Soll ich da jetzt genauer nachhaken? Ich entscheide mich dagegen. Zum Glück weiß ich, dass Tim keinen Schlüssel zu Lous Wohnung hat und er wird garantiert nicht so lange im Hausflur ausharren bis ich wieder da bin. Schnell tippe ich eine Nachricht an Lukas.

> Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen ich bin schon groß. Bin momentan nicht zu Hause. Melde mich wenn ich zurück bin <

Weil Paddy zu mir rüberkommt, lege ich mein Handy zur Seite ohne die anderen Nachrichten zu lesen.

There is hopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt