Die Gedanken rasen durch meinen Kopf. Nicht fähig einen davon zu greifen. Irgendwo zwischen Angst, Wut und totaler Hilflosigkeit. Habe ich etwas falsch gemacht? Zweideutige Signale gesendet? Natürlich nicht scheppert mein Hartes-Ich hervor. Gutmütigkeit wird ausgenutzt und nun hast du den Salat. Gedankenverloren sitze ich auf meinem Palettensofa und starre in die Nacht. Ich habe keine Lösung für das Ganze. Nicht mal eine fitzel kleine Idee. Vielleicht reagiere ich auch nur über? Niemand ist einfach nur böse. Vielleicht hat alles ganz andere Gründe. Vielleicht hatte Lukas einfach nur einen schlechten Tag. Manchmal habe ich das Gefühl, ich würde irgendwas falsch machen. Erst dreht Tim total durch und dann kommt Lukas nicht mehr klar. Vielleicht ist das der Preis den ich bezahlen muss um mit Paddy glücklich sein zu können? Ist das Leben wirklich so?
"Schluss jetzt!" befehle ich mir, "ist ja schlimm hier so im Selbstmitleid zu zerfließen und mal ganz erhlich, es ist auch nicht meine Art." Ich stehe auch und schüttel die Gedanken von mir ab. Laufe in den Flur um mein Handy aus der Tasche zu fischen und fletze mich aufs Sofa nachdem ich meine Laptop angeschaltet habe und mir die neusten Folgen GZSZ reinziehe. Das war Lou's und mein Samstagsritual, erstmal eine Woche GZSZ schauen.
Meine Augen ziehen sich zusammen als ich mein Handy berühre und das helle Licht mich blendet. Nervös tippt mein rechter Daumen auf das blaue Symbol wohinter sich Facebook verbirgt. Mein Herz klopft. Eigentlich habe ich gesagt , dass ich nicht nochmal gucken werde. Paddy hat mich eindringlich darum gebeten aber es lässt mich nicht los und ich will wissen was da über mich geschrieben wird.
Es braucht nicht lange bis ich das Bild finde, schließlich wurde ich darunter verlinkt. Meine Augen füllen sich mit Tränen, über Ehebrecherin bishin zur Schlampe ist wirklich alles zu lesen. Vereinzelt äußern sich Mädels die sagen, dass immer zwei dazu gehören und Paddy selbst entscheiden könne was er da tut. Ich fühle mich schlecht. Ist es wirklich so? Keiner dieser Menschen kennt mich aber alle urteilen. Ich hoffe wirklich, dass keiner spitz bekommt das ich das bin. Nachdenklich drücke ich den Homebutton meines Telefons und wechsel zu whatapp. Zielsicher tippe ich den Chat mit Paddy an. Zuletzt online um 5:09 Uhr, vor 17 Minuten also...
Sollte ich lieber absagen?
>> Hey, schon am schlafen? << tippe ich in das Feld, schließe die Augen und sende ab. Eigentlich will ich nicht, dass er mich als nerviges Mädel abspeichert welche ihm keine Zeit für sich gibt aber ich bräuchte ihn grade so sehr.
Ich starre noch eine ganze Weile auf mein Handy aber eine Antwort bekomme ich nicht. Unmerklich fallen meine Augen irgendwann zu.
Die Sonne wärmt mich durch das Wohnzimmerfenster. Ich liege auf dem Sofa und halte mein Handy immernoch in der Hand. Mit dem Daumen aktiviere ich es um zu sehen wie spät es ist.
Halb eins! Schon so spät? Ruckartig setze ich mich auf , warte darauf dass mein Kreislauf hinterherkommt um mich sicher ins Bad zu bewegen. Nachdem ich mir einen Kaffee gekocht habe, begebe ich mich in die Mittagssonne auf den Balkon und öffne meine WhatsApp Nachrichten.
>> Hey Beautiful, schon so früh wach?<<
Das kam um 10. Oh man, ich wollte doch gar nicht so lange schlafen. Heute sollte doch unser Tag werden und nun ist er schon halb rum. Enttäuscht nehme ich einen Schluck Kaffee und schreibe zurück
>> es war wohl eher ein noch wach<<
Kurz darauf vibiriert mein Telefon.
"Guten Morgen", begrüße ich die Peron am anderen Ende.
Das Telefonat ist schnell beendet. Ich hasse telefonieren. Schnell haben wir uns darauf geeinigt , dass er in einer Stunde zu mir kommt. Gut, dass es nicht viel Zeit gibt zu grübeln. Motiviert lasse ich meine Stimmung von letzter Nacht hinter mir, starte Musik mit meinem Handy und springe schon wieder unter die Dusche. Die Wasserrechnung lasse ich Lukas zukommen. Schließlich hat er es zu verantworten, dass ich mich so lange reinwaschen musste.
Mit meinem Handtuchturban auf dem Kopf stehe ich vor dem Spiegel und putze meine Zähne. Fertiges, kleines Mädchen denke ich als ich mich im Spiegel betrachte.
Schnell schüttel ich die Gedanken ab und flitze in mein Schlafzimmer. Meine Wahl fällt auf meine helle boyfriend jeans und ein weißes basic Shirt. Die nassen Haare flechte ich mir schnell zu einem Zopf den ich lässig über meine Schulter hängen lasse.
Es klingelt. Meine Stimmung hellt auf und meine Mundwinkel wanders Richtung Ohren.
"Ja, bitte!?", melde ich mich an der Gegensprechanlage.
"Dein Lieblingstyp ist da", kommt es mir gewohnt selbstbewusst entgegen. Aufgeregt drücke ich den Türbuzzer um ihm Zutritt zu gewähren. Seine Schritte stapfen die Stufen hinauf und werden immer lauter. Ich will die Tür schon öffnen und ihm entgegen springen jedoch reiße ich mich am Riemen, höre auf mein Hartes-Ich und warte auf das Klopfen.
Schwungvoll öffne ich die Tür. Da steht er. Endlich. Mein Hartes-Ich kann mich mal, ich hüpfe ihm wie ein beklopptes Kind entgegen.
"Ich freue mich auch dich zu sehen", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Schnell entdecke ich einen Zettel in seiner Hand. Gekonnt entreiße ich ihm das Stück Papier. Während ich es entfalte höre ich ihn sagen: "Tilda, Stop! Tu das nicht!" Er versucht mir den Zettel abzunehmen aber es ist ihm nicht geglückt. Im nächsten Moment stehe ich im Flur der kleinen Wohnung und meine Kinnlade sinkt Richtung Boden. "Woher hast du das?", frage ich mit zittriger Stimme. Paddy kommt ein Schritt auch mich zu, nimmt mir das Papier aus der Hand, drückt mich fest an ihn: " Es hing unten an der Wohnungstür."
"Nein!", stotter ich: " das darf nicht wahr sein. Meine Gedanken rattern. Es kann doch nur Lukas gewesen sein. Oder Tim? Nein Tim weiß nicht mal , dass ich wieder da bin. Lukas!
Ruckartig löse ich mich aus Paddys Umarmung, schiebe mein Handy in die Gesäßtasche und greife nach meinem Schlüssel der auf der Anrichte auf seinen nächsten Einsatz wartet. Entschlossen reiße ich dir Haustür auf und stürze die Treppe hinunter. "Tilda! Warte! Wo willst du hin?" Ohne mich umzudrehen rufe ich ihm zu , dass ich jetzt sofort was klären müsse und bald zurück sei. Natürlich bleibt Paddy nicht in der Wohnung um auf sie zu warten. Er eilt ihr hinterher und hat sie blitzschnell eingeholt. "Jetzt bleib mal kurz stehen und atme einmal tief durch."
Schnell wische ich mir mit meinem Handrücken meine Wuttränen weg. Paddy greift meinen Arm und versucht meinen schnellen Schritt zu unterbrechen. Wütend schüttel ich mich aus seinem Griff. "Tilda, bitte?!", versucht er es nochmal auf dei sanfte Tour: "bleibt stehen". Stur stapfe ich weiter und lasse mich nicht von meinem Weg abbringen. Am Ender der Straße sehe ich schon das Straßenbahnschild.
Erneut bemerke ich einen festen Griff um meinen Oberarm, blitzschnell schiebt Paddy sich vor mich und stellt sich mir in den Weg. "Enough", motzt er nun sehr energisch.
"Paddy, ich kann das nicht auf mir sitzen lassen. Es muss Lukas gewesen sein und ich muss das jetzt klären und nach gestern weiß ich nicht ob es eine gute Idee ist wenn du mich begleitest."
Paddy hebt seine Augenbraue : "Was war gestern?"
Wieder versuche ich mich aus seinem Griff zu lösen aber diesmal habe ich keine Chance. Am liebsten möchte ich schreien, weinen, spucken, beißen, irgendwas kaputt machen. Ich merke wie ich anfange zu zittern , er nimmt mich ein den Arm und einen kurzen Augenblick verharren wir so, 100m vor der Bahnstation.
"Sicher, dass du da jetzt hinmöchtest?" , fragt Paddy mich nun eine ganze Ecke sanfter. Ohne meinen Blick zu heben, nicke ich. Ich fühle wie seine Hand meine stark und sanft zugleich umschließt. Unsere Füße tragen uns Richtung Bahn. "Ich werde jetzt keine weiteren Fragen stellen aber ich hoffe später auf eine Erklärung."
Ich äußer mich zu seiner Bitte nicht, halte einfach nur seine Hand und bin froh, dass er da ist.
Kurz vor der kleinen Bar forder ich Paddy auf mir den Zettel zu geben und draußen zu warten.
Er guckt mich fragend an: "Bist du dir ganz sicher?"
Ein Nicken muss als Antwort reichen. Er zieht mich zu sich und gibt mit einen Kuss auf die Wange bevor er meine Hand loslässt "Lass mich nicht zu lange warten"
Mit schweißnassen Händen öffne ich die schwere Tür, kurz muss ich an die Situation von gestern auf der Toilette denken. Schnell finger ich mein Handy aus der Hosentasche und tippe ein "help" in Paddys Chat, nun behalte ich es in meiner linken Hand sodass ich im Notfall nur noch absenden muss.
Als ich den Laden betrete lächelt Lukas mir freundlich entgegen. "Moin", begrüße ich die Gäste die ihr Sonntagsfrühshoppen schon teilweise hinter sich haben.
"Was führt dich her, Schönheit?" Wahrheitsgemäß antworte ich: "du!" Seine Augen gläzen und sein Lächeln wird breiter. Schnurstracks wander ich hinter die Theke um durch die Schwingtür in die Küche abzurauschen. Natürlich folgt er mir augenblicklich. Kurz überlege ich ob ich ihn anschreien soll oder vielleicht sogar anspucken , aber das ist natürlich nicht die feine englische Art.
Wortlos strecke ich ihm den Zettel entgegen. Nervös klappt Lukas die Seite auseinander, seine Augen werden groß. "Tilda, ich kann das erklären, ich.." Auf dem Papier ist das Bild zu sehen. Das Bild was durch das Internet flattert. Das Bild was mich nackt auf Paddys Schoß im Jacuzzi zeigt. Darunter steht: Schlampe!
"Spar dir deine Worte, Lukas!" Völlig überrascht von mir selber schnellt meine flache rechte Hand gegen seine Wange. Schon wieder steigen Tränen in mir auf die ich ihn auf keinen Fall sehen lassen will und eile schnellen Schrittes an ihm vorbei. "So nicht Fräulein", höre ich ihn hinter mir heftig schnauben. Hält mich am Oberarm sodass ich keinen Schritt weiterkomme. Energisch versuche ich seinen Arm abzuschütteln aber er lässt nicht von mir ab. "Lukas!Es reicht!", schreie ich energisch, dabei versuche ich die Nachricht von meinem Handy zu senden. Jedoch habe ich nicht bedacht , dass sich nach einiger Zeit der Bildschirm sperrt und in dieser Situation gelingt es mir nicht meinen Sperrcode einzugeben.
Ich höre Schritte und hoffe das Paddy intuitiv im richtigen Moment kommt. Zu meiner Verwunderung streckt nicht Paddy den Kopf durch die Schwingtür sondern Leo. Leo der sich anhört als hätte er schon ein ganzes Fass selbst intus. Der Biergeruch steigt mir in die Nase als er säuselnd fragt ob alles in Ordnung sei?
Kurzzeitig wollte ich Lukas in Schutz nehmen um ihn nicht bloß zu stellen aber als ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüre kann ich das nicht mehr ertragen. "Lukas will mich nicht loslassen."
Leo macht einen Schritt in die Küche und guckt Lukas eindringlich an. "Junge, lass das Mädel in Frieden" "Du bist voll wie 'ne Haubitze, beweg deinen Arsch vor die Theke, das hier ist ein Privatbereich" In der Zeit schaffe ich es meine Nachricht zu senden. Es dauert keine Minute bis die Tür erneut aufgeht und Paddy zornigen Blickes hineinspaziert.
"Ach der Knirps wieder", belächelt Lukas Paddy, doch mit jedem Schritt dem er Lukas näher kommt weicht er einen Schritt zurück. "Tilda, geh raus" , befiehlt Paddy mir. "Aber,..." versuche ich zu sagen doch schnell werde ich unterbrochen. "Jetzt!"
Widerwillend komme ich seinen Worten nach. Natürlich werde ich von den Gästen gefragt was los sei jedoch will ich darauf jetzt nicht näher eingehen und verlasse die Kneipe um vor der Tür auf Paddy zu warten.
Es dauert nicht lange bis die Ladentür aufgeht , Paddy hinaus kommt, nach meiner Hand greift und mich Richtung Bahn mitzieht.

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There is hope
Fiksi PenggemarEin dramatischer Schicksalsschlag stellt Tildas Leben total auf den Kopf. Sie verliert sich in ihrer Trauer und gibt sich selbst auf. Ob eine unerwartete Begegnung ihrem Leben wieder einen neuen Glanz verleihen kann? Ihr dürft mir gerne Feedback dal...