der Markt

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Schnell bewegt er sich von mir und lässt sich in sein Kissen sinken. "Ich wollte dir nicht weh tun", säuselt er geknickt während er nach meiner Hand greift. Ich hole Schwung um mich auf die Seite zu drehen und meinen Kopf auf seine Brust abzulegen nachdem ich mir mit dem Handrücken die Träne weggewischt habe.
"Hast du nicht", versichere ihm.  Ungläubig zieht er die Augenbrauen hoch als wollte er mir sagen, dass er mich das nicht glaubt.
Bevor er darauf was sagen kann , fange ich an zu sprechen.
"Paddy, in mir herrscht ein riesiges Chaos. Meine Gedanken überschlagen sich. Diese Fotogeschichte, der Stress mit Lukas, in irgendeiner Art und Weise werde ich mit meiner Vergangheit konfrontiert und dann diese Unsicherheit bezüglich uns. Mein Leben ist total durcheinander und ich weiß nicht wie ich das alles wieder auf die Reihe bekommen soll."
In solchen schwierigen Zeiten vermisse ich meine Lou  so doll , dass es sogar weh tut. Am liebsten hätte ich jetzt dass sie einfach vor mir sitzen würde, mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles gut werden wird. Sie ist definitiv die einzige Person der ich immer 100%ig vertraut habe. 
Konzentriert kämpfe ich gegen dieTränen an, die in mir aufsteigen.
Paddy streichelt mir zärtlich über den Rücken. "Das schaffen wir!", versucht er mich zu ermutigen.
"Wir müssen erstmal für klare Verhältnisse sorgen.", schießt es unüberlegt aus mir.
Im nächsten Moment bereue ich meine Worte als ich merke, dass er hart schlucken muss.  Das letzte was ich will ist ihn unter Druck setzen. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe rum während ich ungeduldig auf eine Reaktion von ihm warte.
Er pustet einen Atemstoß durch seinen geschlossenen Mund was seine Lippen fliegen lässt."Was verstehst du unter klaren Verhältnissen", will er fairerweise wissen.
Ein flaues Gefühl im Magen begleitet mich als ich mich dazu entscheide ihn einfach direkt zu fragen: "Woran bin ich bei dir? Was ist das zwischen uns?"
"Ich mag dich sehr und das zwischen uns fühlt sich gut an."
Gedankenverloren hallen die Worte in meinem Kopf nach , ja es fühlt sich verdammt gut an und ich will nicht das es aufhört . Ich schiebe mich von ihm um sein Gesicht sehen zu können, er dreht sich ebenfalls auf die Seite.
Paddys Blick haftet auf mir, so als würde er warten was ich als nächstes sage. Nervös knibbel ich an meinen Fingernägeln, gucke ausweichend überall anders hin nur nicht in seine Augen. Jetzt muss ich mich aber zusammenreißen. Unsere Augen treffen sich, ich nehme meinen ganzen Mut zusammen : " Hat das ganze hier in deinen Augen Zukunft?".
Ich halte seinem Blick stand auch wenn ich ihn nur noch verschwomme sehe , da sich meine Augen mit Tränen gefüllt haben was mich dazu veranlasst immer stärker auf meiner Lippe rumzukauen um zu vermeiden, dass die Dämme brechen.
"Ich weiß es nicht", sagt er ehrlich während ich das Gefühl habe ,dass er mir bis auf meine Seele guckt. Seine Hand berührt meine Wange und es gelingt mir nicht länger meine Tränen zurück zu halten. "Paddy", beginne ich während ich sein Handgelenk umfasse um seine Hand von mir zu schieben, "ich..."
Diesmal fällt er mir ins Wort: "Ich weiß es wirklich nicht aber ich hoffe es!"
Plötzlich schmecke ich Blut, die dünne Haut meiner Lippe konnte dem Druck nicht mehr standhalten.
"Sorry", sagt er, " ich wollte dich nicht unterbrechen.was wolltest du sagen?"
"Ich habe Angst einfach nur ein Zeitvertreib, irgendeine Fanaffaire für dich zu sein"
Daraufhin drückt er meine Hand  "Du spinnst! Meinst du für irgendeinen "Zeitvertreib" würde ich so einen Aufriss starten und um die halbe Welt reisen? Und für eine 'Fanaffaire' warst du zu wenig Fan"
Ein Grinsen huscht mir über mein Gesicht.
"Ausserdem habe ich keine Fanaffairen", stellt er klar.
Erleichtert atme ich durch, rücke ein Stück auf ihn zu, um ihn in den Arm zu nehmen. "Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?", flüster ich ihm ins Ohr als meine Hand über seinen Rücken gleitet.

Als ich sein nicken bemerke , krabbel ich aus dem Bett , krame Klamotten aus meinem Koffer und verschwinde im Bad.
"I like your style", bringt er mir entgegen als ich in meiner schwarzen Latzhose und einem weißen, engen Shirt darunter aus dem Bad gestolpert komme. Meine langen Haare habe ich mir fix zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden. Sein Kompliment zeigt insofern Wirkung, als das mir die Röte ins Gesicht steigt, ein verlegenes "Danke" bringe ich dennoch hervor.

Als wir uns auf den Weg machen habe ich anfänglich noch einige Befürchtungen, nicht das wir dem nächsten Opfer zu Füßen fallen. Obwohl , diesmal habe ich ja immerhin Klamotten an. Als wir so durch die kleinen Gassen schlendern besteht Mister Kelly darauf meine Hand zu halten obwohl theoretisch überall Gefahr lauert da doch einige Menschen unterwegs sind.  Jetzt fühle ich mich schon ein wenig gebauchpinselt. Die Zeit verfliegt während wir unbeschwert duch die Gegend laufen , quatschen und lachen.  Es dämmert schon als mein Magen auf sich aufmerksam macht und nach etwas essbaren verlangt. Gemütlich schlendernd folgen wir den Schildern Richtung Zentrum.  Kleine Stände mit allerlei Krams stehen dicht nebeneinander gereiht in den engen Straßen die in ein gemütliches Licht der Straßenlaternen getaucht sind.  Gut gekleidete Menschen laufen durch die Straßen, stehen an den Buden, unterhalten sich, lachen, Kinder flitzen an unsvorbei, dieses Flair ist unbeschreiblich imposant. Obwohl es richtig voll ist sind alle gut gelaunt. Keiner drängelt oder schimpft sondern unterhält sich mit den Leuten die ebenfalls warten.
Am Straßenrand steht ein singender Junge der von einem älteren Mann, vermutlich seinem Vater mit einer Geige begleitet wird. Paddy bleibt stehen und sieht den beiden verträumt zu. Nachdem die beiden das Lied beendet haben, applaudieren wir und Paddy wirft etwas Geld in den Geigenkasten als er dichter an sie herantritt.
Er steht eine Weile da und unterhält sich mit ihnen, bis er sich überraschend hinter  den Jungen stellt. Paddy stimmt ein mir unbekanntes italienisches Lied an, klatscht unbeiirt feste in seine Hände bis der Junge und der Mann mit einsteigen. Schnell bleiben einige Leute um sie herumstehen klatschen und singen mit. Ich beobachte das Geschehen mit einem Lächeln auf meinen Lippen und bin erstaunt welche Dynamik das alles entwickelt. Nach dem Stück verabschiedet er sich , kommt auf mich zu und nimmt meine Hand. Im Gehen dreht er sich nochmal um und nickt dem Duett freundlich zu um das sich jetzt eine Menschentraube geblidet hat.
"Mit Straßenmusik kenne ich mich aus", lacht er. "Das war großartig", stelle ich anerkennend fest.
Als Dank für das Kompliment drückt er mir einen Kuss auf meine Lippen. "Man muss sich was trauen, versuchen die Leute mitzureißen und manchmal hilft es ein Lied zu singen das alle kennen um etwas Stimmung zu verbreiten!"
Als Paddy so in seinem Redefluss ist wird mir klar, dass es nicht sein Job ist sondern seine tiefe Leidenschaft. "Konnten die beiden denn Englisch oder kannst du Multitalent nun auch noch Italienisch sprechen?"
Er grinst :" Fließend spreche ich es nicht aber ich kann mich ganz gut verständigen!"
Völlig begeistert ziehen wir weiter über den nächtlichen Markt bis wir eine schnuckelige Pizzeria entdecken in der wir draußen einen Platz ergattern. Wir lassen uns die Pizza schmecken, trinken dazu ein Bier und beobachten das bunte Treiben.
"Guck mal dahinten", zeige ich auf einen etwas versteckten Stand, "da sitzen Leute für ein Portrait."
Sein Blick folgt meinem Finger: " Ah ich sehe sie."
Als unsere Bäuche vollgeschlagen sind machen wir uns auf den Weg zu dem Stand. Meine Augen leuchten als ich sehe, dass der Mann Karikaturen zeichnet.
"Wollen wir? Als Andenken?", fragt Paddy mich. Schnell nicke ich energisch. "Unbedingt."
Nachdem wir unser Bild endlich in der Hand halten lachen wir uns scheckig. Man erkennt uns zweifellos jedoch entspricht die Zeichnung, wie es eine Karikatur so an sich hat, natürlich nicht unseren Ebenbildern.
Glücklich machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel.
"Gut, dass ich mich noch überwunden habe rauszugehen", gestehe ich mir ein. Paddy nickt grinsend: "Es wäre tatsächlich zu schade gewesen diesen schönen Abend zu verpassen."
Jetzt zieht er mich zu sich rüber sodass wir ganz dicht voreinander stehen. Meine Schmetterlinge hüpfen als er seine Hand in meinen Nacken legt. Sanft zieht er mich an sich heran und küsst mich leidenschaftlich.



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