Sayurie
Der Wind wehte mir um das Gesicht und ließ meine schwarzen Haare aufwirbeln, die sich über meine schmalen Schultern ergossen.
Die Sonne war soeben aufgegangen und schien mir entgegen, was meiner hellen Haut einen leichten Schimmer verlieh.
Zufrieden hatte ich meine Augen geschlossen und hörte mich in meiner Umgebung um. Der Geruch von Regen lag dabei in meiner Nase, welcher unter uns auf die Erde fiel. Es gab genauso viele Vor- wie Nachteile auf einem Luftschiff zu leben, aber dieses Gefühl über den Wolken zu sein wie ein Vogel, ließ sie alle erblassen.
Ich hörte die Gespräche der umliegenden Leute, wie sie murrten und über die Witze ihrer Kollegen lachten und vernahm schwere Schritte auf dem Deck, die sich zu mir bewegten. Ich öffnete nicht meine Augen, ich wusste schon welches Paar Stiefel sich mir genähert hatte.
"Nimm."
Hörte ich Sturmhund brummen, ehe mir eine Schüssel mit Frühstück gereicht wurde. Er schien wohl etwas bei schlechter Laune zu sein, ob es wohl mit seinen Werkzeugen zu tun hatte, die ich auf den Boden befördert hatte?
Dennoch blickte ich ihn dankend an und verfolgte ihm mit meinem Blick, wie er ans Steuerrad ging. Keiner von uns sagte etwas, das Geräusch von klierendem Besteck und einem Lied, welches die Crew angestimmt hatte füllte die Stille.
Hin und wieder sah ich, wie er ebenfalls zu mir rüber blickte, seine silbernen Augen waren wie immer wachsam, während er uns durch das Wolkenreich navigierte. Obwohl ich bezweifelte, dass wir einem Schiff von Awerina soweit südlich auf dieser Route antreffen würden, war es gut, dass der heutige Morgen von einem dunklen Himmel mit dicken Wolken besetzt war.
"Du solltest etwas essen, wenn du noch leichter wirst, trägt dich die nächste Brise davon."
Ich zog eine Grimasse in seine Richtung und sah wieder auf meine Schüssel, die voll von einem braunen Brei war. Es waren Zeiten wie diese, die mich zumindest positiv daran erinnerten, dass ich keine Zunge hatte. So musste ich schonmal nicht diesen Geschmack ertragen.
"Skelett"
Hörte ich ihn sagen, das spielerische Glitzern seiner Augen war wieder zu sehen, als er meinen dürren Körper musterte. Es war wahr, ich sah nicht so aus wie Maeve, mein Körper sah nicht aus, wie die Form einer Sanduhr. Er war klein, schlank, leicht. Er war dazu gebaut mich an Hauswänden hochzuziehen und mich wie eine Katze über ein Hochseil laufen zu lassen. Er ließ mich im Schatten verschwinden, mich ohne Aufmerksamkeit durch die Mengen schleichen.
Er war genauso meine Waffe, wie mein Messer.
Also lächelte ich ihm zu und trug seine Neckerei so wie ein Kompliment. Das Lächeln wollte jedoch nicht verschwinden, denn es erinnerte mich an etwas, etwas was schon lange in der Vergangenheit vergraben war und ich nur an die Oberfläche zog, wenn es sich in meinen Geist schlich. Früher hätte ich nicht über seine Bemerkung lachen können. Jetzt war sie bittersüß.
Wie oft hatte meine Mutter mich schon damit geärgert? Wie oft hatte sie mich in die Seite gekniffen um mich zu ärgern?
Ich kann mich daran erinnern, als wäre es erst gestern gewesen.
Ich hatte mit meinen Geschwistern auf dem Hochseil geübt, immer wieder hatten wir versucht darauf ein Rad oder ein Salto zu machen. Doch es war zu wackelig, als dass auch nur einer von ihnen darauf stehen konnte. Wir alle hatten schon oft meine Mutter oder meine Cousinen dabei beobachtet, wie sie über das Seil liefen, als ob sie die Naturgesetzte selbst außer Kraft gesetzt hätten.
Meiner Familie gehörte ein Zirkus und wann immer wir mit unseren Aufgaben fertig waren und uns sicher waren, dass keiner der Akrobaten, oder noch schlimmer mein Vater, im Zelt war, um uns für unseren Leichtsinn zu schelten turnten wir auf den Geräten herum, in der Hoffnung eines Tages genauso wie elegant wie sie zu sein. Zu diesem Zeitpunkt ganz besonders, da meine jüngste Cousine Taro gerade mit ihrer Ausbildung anfing und von meiner Mutter unterrichtet wurde. Ich musste grün vor Neid gewesen sein. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich wie bessesen von dem Seil war. Ich wollte auch endlich zeigen was ich konnte. Also schwang ich mich vor meinen Geschwistern auf das dünne Stahlseil. Es musste mehr Glück als Verstand gewesen sein, denn ich fiel nicht Augenblicklich hinunter. Stattdessen stand ich mit zittrigen Knien da. Ich hörte das erstaunte Keuchen meiner Schwestern und meines Bruders unter mir, wie sie zu mir hochstarrten. Ob sich wohl so meine Mutter fühlte? Hatte ich mich gefragt. Diese Bewunderung, die sie mir entgegenbrachten, ließ mich grinsen, ich wollte mehr.
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Shadows of Arwerina
Fantasy"Schau dich um." "In einer Welt voller Lügner und Mörder, bin ich ein König." Was haben eine stumme Assasine, ein Prinz auf der Flucht, ein sarkastischer Schmugler und eine verrückte Magierin gemeinsam? Es hört sich an wie der Anfang eines schlechte...