Kapitel 29.

66 8 0
                                    

Alrik

Maeve hatte sich gerade eben noch über mein verletztes Bein gebäugt aus dem Momente zuvor noch der Knochen heraus stand, als ein Ruf durch die Menge ging.
Fragend blickte ich die blonde Frau vor mir an, die ihr bestes versuchte, die Knochen in meinem Bein wieder zusammen wachsen zu lassen.

Diese reagierte auf meinen Blick jedoch nicht, als sie sich ein weiteres Mal in ihre Handfläche ritzte um Magie für meine Wunde aufzubringen.

Neugierig reckte ich meinen Hals, um zu sehen warum sich ein Klumpen aus Personen vor dem Schiff bildete.
Aus der Mitte der Meute konnte ich einen angeschlagenen jungen Mann erkennen, der von den Übrigen immer wieder auf den Boden geschmissen wurden.

Sein Gesicht war dreckig und selbst von hier konnte ich das Blut sehen, welches ihm aus einer Wunde auslief, die wohl von unserem Absturtzt herrührte.
Unsanft wurde er wieder auf den Boden geworfen und für einen kurzen Moment, sah ich das Wappen der Magier-Elite aus Awerina.

Wie die schweigenden Schwestern, waren sie eine Gruppierung um unser Land zu beschützen und unseren Bund mit den Ländern, die wir erobert hatten zu zeigen.
Das dachte ich zumindestens bis vor kurzem, doch nun, nun war ich mir dabei nichtmehr so sicher.

Der Rest der Crew, der sich um den jungen Mann gesammelt hatte, ließ an ihm ihre Wut aus.
Beschimpfungen und andere Boshafte Kommentare wurden dem Jungen entgegen geschleudert.
Er wurde von ihnen bespuckt, gepeinigt und getreten.

Das war bis sich eine hochgewachsene Figur durch die Menge bahnte.
Selbst mit dem ganzen Dreck, dem Staub und nur mit einer Hand, gab Sturmhund noch immer eine respekteinflößende Aura ab.
Sofort verstummten die Beschimpfungen und das Gespucke so wie die Tritte wurden eingestellt.

Ein leichter Wind wehte durch die Wüste und der Sand knirschte unter mir, als ich versuchte aufzustehen.
"Bleib sitzen du dummer Ochse!"
Fuhr mich Maeve an, die mich aus Müden Augen aus anblinzelte.
Entschuldigend blickte ich sie noch an, bevor ich es wieder versuchte.

Ein heller Schmerz fuhr jedoch sofort durch meine Knochen, als ich mein Gewicht auf diese verlagerte.
"Ich hab dir doch gesagt du sollst sitzen bleiben."
Nörgelte Maeve, stand aber im selben Moment auf um mich beim Laufen zu stützen.
"Nie hört jemand auf mich. Nie, nie, nie."
Murmelte sie mehr zu sich selbst als zu irgendjemand bestimmtes.

Mit ihrer Hilfe schaffte ich es näher an die Gruppe heran zu kommen, die noch immer von völligem Schweigen umringt war.
Sturmhund schien noch immer den jungen Mann vor ihm zu mustern, oder er versuchte ihn mit seinem Schweigen zu quälen.
Sollte es das letztere sein, so tat er einen ziemlich guten Job.

Der Junge vor mir musterte mit Angst in den Augen den Mann vor ihm.
Die restliche Crew schaute sich dieses Schauspiel ebenso schweigend an.
Keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen, die Angst vor ihrem Captain war zu groß.

Der Junge mit den braunen Haaren schluckte schwer ehe er den Mund zum sprechen aufmachte.
"Ich will nichts böses!"
Versuchte er uns allen sofort zu versichern.
Sturmhund hob mit falscher Belustigung die Augenbraue.
"Ach tatsächlich?"
Seine strahlenden Zähne kamen zum Vorschein, als er diese mit einem falschen Lächeln entblößte.
"Jemand muss wohl vergessen haben deine Freunde darüber zu informieren."
Panisch schüttelte der Mann im Dreck den Kopf.
"Ich gehör nicht zu denen!"
"Oh?"
Sturmhund griff nach der zerstörten Rüstung des Jungen und zog an dem Riemen, auf welchem ein Symbol aufgemalt war.
"Ich hätte nämlich schwören können, dass dies das Wappen des Königs ist."
Unsanft ließ er die Rüstung des Jungen wieder los und ließ diesen so wieder zurück in den Sand fallen.
"Es sein Schiff war, mit dem ihr uns Angegriffen habt."
Langsam ging der große Captain in die Hocke.
Ich konnte spüren wie mir die Luft in den Lungen stecken blieb und ich war nichtmal der jenige der Verhört wurde.
"Es seine Soldaten waren, die uns versuchten zu töten."
Seine Stimme verlor die gespielte Heiterkeit und wurde stattdessen zu einem tiefen Knurren, welches in mir ein Gefühl wie Nägel unter der Haut verursachte.
"Weißt du Kleiner, mich anzulügen ist ja schon schlimm genug."
Er war nun sehr nah an dem Mann und dieser blickte ihm einfach zitternd entgegen.
Er wusste, dass er nun vermutlich sterben würde.
Und mit Sturmhund hatte man nicht den Eindruck, dass dies ein friedlicher Tod sein würde.
"Aber ich finde wenn du meine Leute tötest, mein Schiff zerstörst und mir dann auch noch eine solch billige Lüge verkaufen willst, dann hab doch wenigsten den Anstand dir mehr Mühe damit zu geben."
Schnell nickte der Junge und sah dabei überall hin, nur nicht in das Gesicht von Sturmhund.
Dessen Stimme wurde währendessen wieder etwas leichter und mit seinem gewöhnlichen Ton, als ob er nicht gerade den jungen Mann vor ihm traumatisierte fragte er.
"Wie lautet dein Name?"
"Dante."
Antwortete dieser sofort wie aus der Pistole geschossen.
"Also gut Dante, sag mir warum ich dich nicht auf der Stelle umbringen soll und meinen miesen Tag damit doch noch etwas verschönern sollte?"
Dante schluckte bei diesen Worten, doch er fing sich wieder, so dass er eine Antwort geben konnte.
"Ich habe nur Befehle befolgt."
Missbilligend schnalzte Sturmhund mit der Zunge.
"Das war nicht die Richtige Antwort, einmal darfst du es noch versuchen."
Tief atmete Dante ein, als ob er all seinen Mut zusammen kratzen musste um die nächsten Worte zu formen.
"Was wollen sie denn hören? Sie werden mich doch sowieso umbringen."
Ein fieses Lächeln zierte das Gesicht des Captains.
"Oh mein lieber Dante jetzt sei doch nicht so!"
Er klopfte ihm auf die Schulter.
"Es stimmt, ich bin ein Mann von fraglicher Moral, aber sogar ich verstehe das einfache Konzept eines fairen Handels."
Fragend blickte Dante auf.
"Handels?"
"Ganz genau. Du gibst mir etwas und im Gegenzug gebe ich dir etwas.
Verwirrt zogen sich die Augenbrauen ihres Gefangenen zusammen.
"Und was sollte das sein?"
"Na dein Leben mein guter Freund!
Du erzählst mir wer dir diese Befehle gegeben hat. Die du ja so geqält befolgen musstest und warum sie ausgerechnet auf mein Schiff abgezielt waren und ich."
Er machte eine kurze Pause um den Jungen auf die Folter zu spannen.
"Ich werde dir dein Leben, welches eine Verschwendung von Luft ist ,lassen."
Dante schien hartnäckig zu überlegen.
"Haben wir einen Deal?"
Hörte ich Sturmhund fragen.
Keine Antwort verließ jedoch Dante und ich merkte wie Sturmhund ungeduldig wurde.
Denn egal wie sehr er versuchte es zu verbergen, ich sah wie auch er erschöpft von diesem Tag war.
Seine sonst so gerade Statur war etwas gekrümmt und seine markanten Gesichtszüge wirkten müde.
Er konnte einem fast leid tun, fast.
"Zeit ist Geld mein Freund und die Uhr tickt."
Unentschlossen schüttelte Dante den Kopf.
"Der König, sollte er herausfinden das-"
"Versprochen Kleiner, von mir erfährt er kein Wort."

Auch wenn er es nur als Scherz gemeint hatte, diese Worte schienen den jungen Mann zu beruhigen.
"Wir-"
Einen Moment zögerte er noch.
"Wir waren auf der Suche nach dem Prinzen."
Mein Blut wurde kalt in meinen Adern und ich krallte meine Finger in Maeves Schulter.
Diese blickte mich wütend an und gab ein schnallendes Geräusch mit ihrer Zunge wieder.
Doch ich konnte mich bei ihr nicht entschuldigen, ich war wie vom Donner gerührt.
"Dann habt ihr euch aber ganz schön verirrt."
Sagte Sturmhund verächtlich.
"Bist du dir sicher, dass du mir nicht nur ein Märchen erzählst?"
Dante nickte.
"Und sag mir warum sollte ich den Prinzen haben?"
"Jemand hat gesehen wie er bei euch an Bord ging."
Nun musste Sturmhund lachen, es war laut und kehlig und hallte durch die Wüste.
"Wenn ich einen Prinzen an Bord hätte, denkst du ich würde meine Zeit damit verschwenden diesen Spargeltarzan hier zu schmuggeln?"

Dante folgte Sturmhunds Blick und sah nun zu mir rüber.
Es es war nur eine Zeitspanne von einer Sekunde, doch ich erkannte, dass er wusste wer ich war.
Die Überraschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und ich wusste, gleich wäre er nicht mehr das Zentrum Sturmhund's Aufmerksamkeit.
"Er"
Flüsterte Dante.
"Was?"
"Er! Er ist es!"
Sofort schnappten alle Köpfe zu mir und all ihre Zweifel mussten wohl sofort von ihnen gespült worden sein, als sie das blanke Entsetzten auf meinem Gesicht sahen.

Ich spürte wie Maeve von mir abwich, doch ich hatte keine Zeit darauf zu reagieren, als im nächsten Moment eine Faust mit meinem Kinn kollabierte.
Ich taumelte zurück und sah gerade noch wie Sturmhund mich mit seiner Hand auf den Boden schubste.
Die Luft wurde mir für einen Kurzen Moment aus den Lungen geraubt, doch ich hatte keine Zeit mich zu erholen.
Sofort setzte der Fuß von Sturmhund nach und ich hätte schwören können, meine Eingeweide verutschten in meinem Körper.
"Du kleine Ratte."
Zischte Sturmhund.
Ich schloss die Augen und wappnete mich für den nächsten Tritt.
Doch er kam nie.
Stattdessen sah ich einen Schatten vor mir und erkannte die zierliche Figur von Sayurie, die sich schützend vor mich stellte.

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt