Sayurie
Ein lautes Pfeifen hallte durch die engen Straßen der Hafenstadt, als ich versuchte mich so unsichtbar wie möglich zu machen. Meine Kapuze hatte ich tief ins Gesicht gezogen, sodass mein Gesicht davon halb verdeckt wurde. Nur ein kleiner Teil meiner Narbe, die ich mir bei dem Kampf mit Nadia und Katrina zugezogen hatte war noch zu sehen. Taru neben mir, lehnte sich unscheinbar gegen eine versiffte Mauerwand, während sie so unbeteiligt aussah, als ob wir zwei uns gerade über das Wetter unterhalten würden.
Uns gegenüber, war das genaue Gegenteil. Viele Männer mit purpurnen Uniformen, wuselten hektisch auf dem Platz umher. Sie wurden von dem Alarm, der weiter unter auf dem Marktplatz geschlagen wurde animiert. Mein Herz raste, obwohl ich wusste, wer für diesen Wirbel verantwortlich war und was hier vor sich ging. Deswegen beschlich mich trotzdem die Sorge, dass meine Freunde in Gefahr sein könnten.
„Mach dich bereit." Zischte mir Taru zu.
„Jeden Moment ist es soweit." Ich wagte es ein wenig von unter meiner Kapuze empor zu spicken und auf den Ameisenhaufen an Soldaten vor mir zu blicken. Nun hatten auch die Letzten ihre Gewehre in die Hand genommen und ein großer Trupp, gefolgt von lautem Pfeifen, eilte an uns vorbei, die gepflasterten Wege hinunter zum Geburtsort der Panik.
Auf dem Posten, der Minuten zuvor noch vor Soldaten überquoll, befanden sich nun nur noch die Nötigsten. Aus meinem Augenwinkle konnte ich weitere Gestalten wie mich erkennen, die langsam aus ihren Verstecken gekrochen kamen. Alle hatten sie ihre braunen Kapuzen ins Gesicht gezogen, sodass Niemand dieses sehen konnte.
Leicht wurde ich an der Schulter angetippt. „Jetzt." Wisperte meine Cousine, ehe sie ihren Umhang abschweifte und mit flinken Schritten auf die hohen Mauern zu schlich. Ich tat ihr nach und spürte die morgendliche Brise, die meine Arme streifte, als ich ihr hinterherkam. Ein fester Druck, verlagerte sich in meinem Bauch, als ich gesenkt an der Wand ankam. Die Stichwunde, die ich mir an dem Tag zugezogen hatte, als wir überrannt wurden, war noch immer nicht ganz verheilt und brannte, wann immer ich versuchte mich körperlich anzustrengen.
Zähne zusammenbeißen versuchte ich jedoch den Schmerz hinunter zu schlucken. Wir waren zu wenig Leute, als dass wir es uns leisten könnten, dass einer von uns ausfiel. „Wenn ich dir das Signal gebe, folgst du mir, verstanden?" Nickend schaute ich mich auf der Straße um, die wie ausgestorben schien. Weitere Streiter des Wiederstands, drückten sich so wie ich an die Wände um nicht entdeckt zu werden, bis wir das Signal erhalten würden. Taru neben mir schleuderte einen Kletterharken über die hohe Mauer und rüttelte daran, um sicher zu gehen, dass er auch fest in der Wand verankert war.
Sie stieß sich fest mit ihren Schuhen ab, als sie den Außenposten erklomm. Ich konnte sehen, wie immer mehr von unseren Leuten auch ihre Harken vorsichtig auf die andere Seite warfen. Hotaru hatte sich in der Zwischenzeit auf der anderen Seite niedergelassen. Fest drückte ich mich an die Wand, um jeden Ton zu hören, sollte sie in Schwierigkeiten stecken. Für eine Weile, konnte ich jedoch nichts außer Stille ausmachen, was mich nur noch mehr beunruhigte. War ihr etwas passiert, ohne, dass ich es mitbekommen hatte?
Wieder sah ich mich auf der Straße um und erkannte die braunen Gestalten, wie sie langsam das Fort erklommen. Mein Magen krampfte sich zusammen, wo blieb Hotaru? Leicht zuckte ich zusammen, als ich den Ruf eines Vogels hörte, oder zumindest die Nachahme davon. Mit vor Schweiß nassen Händen, griff ich nach der Leine und kletterte ohne Mühe auf die andere Seite. Meine Wunde stach mir dabei unangenehm in die Seite, es war jedoch nichts, was ich nicht ertragen könnte.
Mit einem graziösen Sprung, landete ich neben Taru, hinter einer Kiste. Die wenigen Soldanten, die noch hier stationiert waren, hatten keine Notiz von uns genommen. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, ängstlich in Richtung des Marktplatzes zu blicken, wohin die meisten ihrer Truppen verschwunden waren.
Jetzt war der beste Zeitpunkt.
Mit gesenkten Köpfen, schlichen ich und Hotaru zwischen den vielen Vorräten umher, ich konnte, sehen, dass unsere Mitstreiter sich ebenfalls auf dem Hof verteilten und einzelne Wachen lautlos auf ihrem Weg ausschalteten. „Ich kümmere mich um den Alarm, geh du schon mal weiter." Wisperte sie mir ins Ohr, ehe Taru sich von mir wegbewegte.
Nicht weit von mir entfernt, konnte ich eine weitere Person ausmachen, die in einen braunen Umhang gehüllt war und so wie ich, in dieselbe Richtung schlich. Ich blickte einmal noch hinter mich und sah zu, wie Taru sich der großen Glocke näherte, die, falls sie geläutet werden würde, nichts als Ärger für uns bedeutete. Doch ich war mir sicher, dass Taru es schaffen würde, den Alarm unschädlich zu machen.
Obwohl ich nur ein paar Schritte hinter der Person mit dem Umhang gewesen war, musste diese schon im Inneren des Hangar sein, denn das große Holztor stand einen kleinen Schlitz weit offen und ich konnte das rote Blut sehen, der Wache, die dort stationiert gewesen war. Ich schaute mir den schlaffen Körper der Person nicht an, als auch ich mich durch den engen Schlitz drückte, damit Niemand Wind von uns bekam. Im Inneren sah ich schon das Gewusel meiner Verbündeten, die sich daran machten die Seile zu kappen und die Flucht vorzubereiten.
Ich selbst sah mich einen Moment um und kam nicht umhin die schiere Größe der zwei vor uns stehenden Luftschiffe zu bewundern. Sie waren der Grund, warum wir überhaut diese halsbrecherische Aktion geplant hatten, da von unseren drei originalen Luftschiffen, zwei auf der Flucht samt Crew verschollen waren. Es war aber auch vor allem ein Zeichen, dass wir immer noch da waren und unser Kampf weiterging.
Dank der Ablenkung auf dem Markplatz, war es für uns ein leichtes unbemerkt die Schiffe fertig zu machen. Mit wachsender Aufregung beobachtete ich, wie sich die großen Ballons mit heißer Luft füllten und die Schiffe sich leicht vom Boden abhoben. Mit einer fliesenden Bewegung holte ich einen meiner Dolche heraus und kappte eins der Seile. Zusammen mit den anderen kletterte ich auf das große Schiff, bereit uns anzukündigen.
Die großen Tore des Hangars öffneten sich und der neue Captain des Schiffes, der nicht ganz so gut fliegen konnte, so fand ich zumindest, steuerte uns nach außen. Die restlichen Soldaten, die bis jetzt noch nichts von all dem mitbekommen hatten, schauten mit großen Augen zu, wie ihre zwei Luftschiffe langsam ausdockten. Zuerst konnte ich die Verwirrung unter ihnen hören, ehe einer verstand was hier vor sich ging. „Der Wiederstand!" Grölte einer von ihnen wütend zu uns nach Oben. Mit einem Grinsen im Gesicht winkte ich ihnen kurz, ehe sie anfingen sinnlos mit ihren Gewehren auf ihre eigenen Schiffe zu zielen, die dafür gebaut waren, sogar Kanonenkugeln stand zu halten.
Ich sah wie eine Scharr von ihnen versuchte zum Alarm zu gelangen, jedoch merkten sie schnell, dass diesen jemand sabotiert hatte. Dieser jemand, kletterte nun mit den restlichen Wiederstandkämpfern, die sich nicht auf dem Schiff befanden, ins Freie, raus aus dem Fort, ehe sie wie Schatten in den dunklen Straßen verschwanden.
Die Stadt unter uns wurde immer lauter, doch das Rufen der Soldaten, als wir immer weiter davon segelten zurück zu unserem Versteck, verstummte immer mehr, je höher wir mit unserem Schiff stiegen. Nach all den Wochen, hatten wir endlich einen Erfolg vorweisen können, doch als ich mir einen Moment erlaubte an die Höhle zu denken, in der wir fast alles verloren hatten, fühlte sich dieser Sieg, nicht mehr wie einer an.
Ich hoffte nur, dass Alrik und Taru sicher aus der Stadt kommen würden, ich wollte nicht noch eine weitere Person an die Awerina verlieren. Aus einem Reflex heraus griff ich in meine Jackentasche um mein Taschentuch hervor zu holen, doch es war nicht mehr da, es würde nie wieder da sein.
Sooo hier wieder ein neues Kapitel, im nächsten wird es eine neue Sicht geben. Das heißt es wird nicht immer nur Alrik und Sayurie sein, die uns volllabern. Wer weiß, vielleicht könnt ihr euch sogar schon denken, zu wem wohl diese Sicht gehört. Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat und wundert euch nicht, wenn meine Kapitel vielleicht nicht immer jede Woche erscheinen, da ich ab nächsten Mittwoch wieder Schule habe.
Eure
Annij1
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Shadows of Arwerina
Fantasía"Schau dich um." "In einer Welt voller Lügner und Mörder, bin ich ein König." Was haben eine stumme Assasine, ein Prinz auf der Flucht, ein sarkastischer Schmugler und eine verrückte Magierin gemeinsam? Es hört sich an wie der Anfang eines schlechte...