Kapitel 23.

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Sayurie

In einem Moment befand ich mich noch in meinem Träumen ,umgeben von weiten Wiesen und den Leuten von Katerin und im nächsten Moment wurde ich von einer starken Druckwelle von meiner Pritsche geworfen.
Mit dem Gesicht voraus landete ich hart auf dem Holzboden des Schiffes und stieß mir meine Nase an.
Sofort breitete sich ein heiß glühender Schmerz darin aus und nur die Tatsache, dass sie nicht blutete überzeugte mich davon, sie nicht gebrochen zu haben.
Stöhnend stemmte ich mich mit meinen beiden Armen auf und sah das Loch welches einpaar Meter neben mir klaffte.
Erschrocken und mit großen Augen starrte ich auf den freien Himmel, den ich sehen konnte und zwang mich dazu auf die Beine zu springen.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich ein weiteres Zischen hörte und sah wie eine weitere Kugel auf uns zu flog.
Schnell warf ich mich wieder auf den Boden um mich vor dem Geschütz zu schützen und sprang dannach sofort wieder auf.

Als ich auf die Treppe zu hetzte konnte ich über mir Sturmhund hören, der Befehle schrie.
Geduckt sprang ich auf Deck und sah gerade noch wie eine weitere Kanonenkugel einschlug und einpaar Männer über Bord beförderte.
Ihre Schreie als sie in die Tiefe flogen, erfüllte meine Ohren mit einem schrecklichen Lied.
"Sayurie!"
Hörte ich die Stimme meines Captains.
Mein Kopf schoss sofort in seine Richtung, seine blauen Augen blickten besorgt zu mir herunter, das Klopfen in meiner Brust wurde währendessen schneller.
Es war eine makabere Mischung aus Angst und Aufregung, die sich in meinem Körper breit machte und mich auf den anstehenden Kampf vorbereitete.
Abwesend fasste ich nach meinem Gürtel, um nach meinen Messern zu greifen während ich auf Sturmhund zu lief.

Ich hatte ihn mit meinen schnellen Schritten beinahe erreicht, da spürte ich mit Schrecken die Abwesenheit meines geliebten Messers.
Nochmals lies ich meine Hand über den Gürtel gleiten in der Hoffnung ich hätte mich getäuscht, in der Hoffnung es wäre doch noch an seinem Rechtmäßigen Platz.
Doch mit Entsetzten musste ich feststellen, dass sich mein geliebter Dolch noch immer in meiner Kabine befand, wo ich ihn gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte.

Mein Herzschlag beschleunigte sich und es kam mir so vor als ob es bald explodieren könnte, als mit einem dumpfen Geräusch ein Harken neben mir einschlug.
Ich fuhr zusammen und in dem Moment war mit bewusst, ich hatte keine Zeit mehr zurück zu gehen.
Ich musste kämpfen mit dem was ich hatte.
Meinen bloßen Händen.
"Sayurie!"
Hörte ich die Stimme von Sturmhund, die mich aus meinem Starren herausbrachte.
Sofort wanderten meine Augen zu ihm.
Der Stress stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und ich fragte mich ,ob diese Falte immer über seiner Augenbraue auftauchte wenn er so dreinblickte?
"Beschütze denn Magier!"
Zuerst war mein morsches Hirn so verwirrt, ich hatte keine Ahnung wenn er meinte.
Dann dämmerte es mir.

Ich nickte ihm zu ehe ich über das Deck rannte, auf welches immer wieder geschossen wurde und mich neben Alrik stellte der hinter einem Fass kauerte.
Neben ihm konnte ich Maeve ausmachen die lachte als ob sie auf einem Jahrmarkt wäre und nicht inmitten einer Luftschlacht.
Eine weitere Kanonenkugel schlug einpaar Meter weiter von uns ein und  beförderte einen jungen Mann die Reling hinunter.
Seine Schreie hallten mir noch immer in den Ohren, als ich sah wie weitere Harken sich in das Schiff bohrten und uns immer weiter zu dem Kriegschiff herüber zogen.
Über die Metallseile schwangen sich Männer und Frauen herüber, die alle in den Farben des Königs gekleidet waren und bis auf die Zähne bewaffnet zu sein schienen.

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich sah wie sie auf unserem Schiff Fuß setzten und sich in alle Richtungen verteilten.
Eine ganze Meute stürmte hinauf zu dem Steuerrad.
Mein Blut wurde kalt in meinen Adern und meine Gelenke verloren ihr Gefühl, als ich sah wie jemand auf Sturmhund zurannte.
Es dauerte nicht eine Sekunde da hatte er schon reagiert und das bekannte Geräusch seiner Pistole erfüllte meine Ohren.
Sofort spürte ich wie sich meine Muskeln entspannten und es so war als ob eine schwere Last von meinen Schultern genommen wurde.
Doch war dieses Gefühl schnell vorbei als ich hinter mir Alrik hörte der alamiert meinen Namen schrie.
Wie aus einem Reflex aus sprang ich nach Rechts und konnte so gerade noch vermeiden von einem Hammer zermatscht zu werden.
Widerwillig musste ich meine Aufmerksamkeit von meinem Captain nehmen und mich dem Gegner vor mir stellen.

Er war ein großer Mann, mein Gegner.
Er hatte eine robuste Rüstung an und eine Waffe in der Hand mit der ich nicht gerne in Berührung kommen würde. Er hatte markante Gesichtszüge, die mir feindselig entgegen funkelten.
Ich schluckte einen Kloß meinen Hals hinunter.
Wie sollte ich nur einen wie ihn besiegen? Ich hatte ja nichtmal ein Messer!
Doch es blieb mir nicht lange Zeit, da sah ich wie sich seine Muskeln verkrampften und er zum Schlag ausholte.
Der Hammer in seiner Hand war eine schwere Waffe und brauchte viel Muskelkraft um angehoben zu werden, geschweige den zu schwingen.

Meine Sinne wurden scharf und die Welt un mich herum wurde zu einem dumpfen Geräusch, welches ich nur lästig von der Seite aus wahrnahm.
Denn nun befand ich mich nichtmehr in dieser Welt.
Ich war frei von Zweifel und Schuldgefühl, von jeder unnützen Emotion welche mir das Leben nehmen könnte.
Ich sah wie der Hammer auf mich zu gerast kam und spürte den Lufthauch
als ich seinem tödlichen Schlag auswich.
Meine fehlenden Waffen waren vergessen, sie waren das Problem eines anderen Mädchens.
Eines Mädchens welches sich einem Schmuggler angeschlossen hatte und über die Jahre in der Freiheit ihre Härte verloren hatte.
Es war das Problem von Sayurie, doch ich war nicht Sayurie zumindest nicht in diesem Moment.
Sie war fort und hatte der schweigenden Schwester platz gemacht, die auch ohne Messer und Dolche tödlich war.
Ihre Welt war der Kampf, sie war kalt und spürte kein Mitleid mit ihren Opfern, denn der Krieg war ihre Welt und nur er war der Grund warum sie existierte.
Als der nächste Schlag also auf sie zu kam wich sie ihm aus, als ob er nur ein umfallender Besenstiel wäre.
Leicht wie eine Feder sprang sie über jeden der Angriffe ohne auch nur einmal ins Straucheln zu kommen.
Der junge Mann vor ihr der jedoch eine Waffe schwingen musste die mindestens 50 Kilo wog wurde immer langsamer.
Schweiß rann an seinem Gesicht herunter, seine ansonsten attraktives Gesichtzüge waren vor Anstrengung ganz verzogen.
Unsere Augen traffen sich für einen kurzen Moment und ich konnte in ihnen sehen, dass auch er wusste, er hatte diesen Kampf verloren.
Doch er war anscheinend Niemand der kampflos aufgab, denn er holte nochmals mit seinem Hammer aus, doch diesmal schaffte er es nichtmal ihn ganz über seinen Kopf zu heben.
Seinen Lippen entkam ein Geräusch welches sich wie ein Wehklagen anhörte und dann ließ er seinen Hammer sinken.
Ich hörte die Kämpfe die um uns herum tobten, doch alles was ich sehen konnte war der Junge Mann vor mir, der soeben seine letzte Schlacht geschlagen hatte.
Seine braunen Augen blickten mir entgegen, noch immer hatte er den Hammer in den Händen doch zitterten diese vor Anstrengung und da wurde mir eins klar.
Dieser Mann, dieser Junge vor mir hatte keinen Kampfgeist.
Er war hier, er kämpfte und er war auch gut darin.
Doch er kämpfte nicht für Awerina, er war wie ich.
Ich spürte wie die schweigende Schwester in mir wieder eingeschlossen wurde und zurück in das schwarze Loch in meinem Inneren kroch.
In dem Moment in dem sie weg war spürte ich wie Sayurie wieder ihren Platz einnahm und den jungen Mann vor mir musterte.
Das Adrenalin brannte noch immer in meinem Inneren wie ein Waldbrand, als ich mit meiner Faust ausholte und dem Mann ins Gesicht schlug.
Ich sah wie er Blut ausspuckte und mit dem Kopf auf dem Boden landete.
Ein Stöhnen entkam ihm, als ich nochmals mit dem Fuß nachsetzte und ihn in das Reich der Träume beförderte, zumindest hoffte ich das.

Ich atmete einmal auf, bevor ich mich zu ihm runter bäugte und das kleine Messer, welches er um die Hüfte hatte an mich nahm.
Endlich hatte auch ich eine Waffe, doch das selbstgefällig Gefühl welches noch Momente zu vor meine Sinne belebt hatte war schnell über Bord geworfen, als ich das Geräusch einer allzu bekannten Pistole hörte und der Schrei einer Person, der sie gehörte.

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt