6. Kapitel

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Hermione

Schnell laufe ich in die Bibliothek. Gleich ist Sperrstunde, aber ich möchte mir unbedingt noch einige Bücher für den Unterricht ausleihen. Blaise und ich haben etwas die Zeit vergessen, deswegen bin ich etwas spät dran.

Eilig laufe ich zu dem Bereich Zaubertränke und suche nach einer Lektüre, die ich noch nicht gelesen habe. Ich habe mich gerade in ein Buch über Heiltränke vertieft, als ich Schritte hinter mir wahrnehme. Ein bekannter Geruch steigt mir in die Nase und ich drehe mich um. "Hallo Hermione.", grinst Theodore Nott. Freudestrahlend falle ich ihm in die Arme.

"Wir haben uns so lange nicht gesehen. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe.", rede ich aufgeregt auf ihn ein. Er strahlt und schlägt vor: "Was hälst du davon, wenn wir uns ein ruhiges Plätzchen suchen und ein bisschen reden?" Ich stimme zu und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu einem verlassenem Klassenzimmer.

Theo und ich machen es uns, auf den hergezauberten Sesseln gemütlich und ich fange direkt an zu reden: "In den Sommerferien nach dem sechsten Schuljahr, haben Harry, Ron und ich beschlossen, uns auf die Suche nach den Dingen zu machen, die die Kraft hatten Voldemort zu besiegen. Wir waren bis zu der Schlacht auf der Flucht, und es sind einige unschöne Dinge geschehen, aber Harry hat Voldemort besiegt und das ist die Hauptsache. Es tut mir so leid, dass ich dir nichts gesagt habe und du gedacht hast, dass wir uns nach den Sommerferien wiedersehen. Aber ich hätte dich in Gefahr gebracht, wenn du bescheid gewusst hättest und das wollte ich nicht. Ich hoffe du verzeihst mir, dass unsere Beziehung so plötzlich enden musste." Versuche ich meine Beweggründe zu erklären.

Die erste Reaktion die ich bekomme ist Schweigen. Plötzlich steht er auf und zieht mich in eine feste Umarmung. "Hermione, ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du nach den Ferien nicht wiedergekommen bist und niemand wusste wo ihr seit. Natürlich verzeihe ich dir, du wolltest mich schließlich nur schützen.", murmelt er in mein Ohr.

"Ich weiß nicht genau, wie ich dir das jetzt sagen soll... Mir ist klar, dass wir damals zehn Monate eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen hatten, aber es gibt da ein Mädchen, was ich ganz gerne mag und ich würde gerne einfach, nur eine normale Freundschaft mit dir führen.", spricht Theo gerade unsicher. Ein Grinsen huscht über meine Züge und sage schnell: "Ich bin so froh, dass du das sagst. Ich wollte das selbe sagen, wusste aber nicht wie."

Wir plaudern noch über einige belanglose Dinge, als Theo auf meinen Hals deutet und sagt: "Da hast du ja einen schönen Knutschfleck am Hals. Blaise hat bestimmt gute Arbeit geleistet." Erschrocken gucke ich ihn an. Woher weiß er davon? "Guck nicht so erschrocken. Ich habe es nur vermutet, aber dein Blick hat alles verraten. Heute Abend beim Abendessen, habe ich dein Zeichen an ihn gesehen und das ihr nacheinander die Halle verlassen habt.", erklärt er mir schmunzelnd. Wir beide bemerken den schmalen Schatten vor der Tür nicht.

Es ist mittlerweile kurz vor Mitternacht und ich bin auf dem Weg zum Geschmeinschaftsraum. Ich nenne der fetten Dame das Passwort und trete durch das Portal. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass der Gemeinschaftsraum leer ist, aber es sitzen noch Harry, Ron, Ginny und Lavender vor dem Kamin. Anscheinend haben sie auf mich gewartet. Ich gehe langsam auf sie zu und setze mich zu ihnen. 

Lavender ist die erste die spricht. "Merlin Hermione! Hast du da einen Knutschfleck am Hals? Wo warst du? Und sag jetzt nicht in der Bibliothek.", redet sie auf mich ein. Ich komme gar nicht zum antworten, als Harry meint: "Wir hatten doch abgemacht, dass wir Hermione nicht dazu drängen, uns etwas zu erzählen. Wenn du mit uns darüber sprechen möchtest, dass du eine kleine Veränderung durchmachst, dann haben wir alle ein offenes Ohr für dich. Wenn du das aber erst mal nicht möchtest, akzeptieren wir das auch." Mit offenem Mund starre ich Harry an. Wann ist er so erwachsen und einfühlsam geworden? Meine Freunde blicken mich neugierig an, also beschließe ich, mein Verhalten wenigstens etwas zu erklären.

"Ich weiß ihr seht mein Verhalten als Veränderung an, weil ihr mich so nicht kennt, aber es ist keine Veränderung in dem Sinne. Mein Verhalten und ich als Person, war schon immer so, nur nicht hier in der magischen Welt. Tatsachlich habe ich mich in der Muggelwelt schon immer so präsentiert, wie ich es jetzt tue. Soll heißen, dass ich angefangen habe mich für Schminke, Kleidung und Jungs zu interessieren. Ich weiß ihr fragt euch jetzt, warum ich mich so verstellt habe. Als ich einmal hier in Hogwarts, als Streberin abgestempelt war, hatte ich Angst vor den Reaktionen. Was würden sie sagen, wenn ich nicht mehr die Streberin bin, die sich nur für Wissen interessiert?  Also habe ich in der Muggelwelt den Teil gelebt, den hier versteckt gehalten habe. Ich konnte hier aber nur schwer mit der Aufmerksamkeit umgehen, die wir nach dem Krieg alle hatten. Ich wollte einfach nur normal sein, und keine Kriegsheldin. Also habe ich entschlossen, mich nicht mehr zu verstellen, sondern mich so zeigen wie ich bin. Ich brauche einfach ein bisschen Normalität. Versteht ihr, was ich meine? Und dazu gehört auch, dass ich mich mit Jungs treffe. Ich werde euch jetzt nicht alles, über meine früheren Beziehungen erzählen, aber ich bin ganz froh, dass ihr jetzt etwas bescheid wisst.", versuche ich mein Verhalten und auch mich, ein bisschen zu erklären.

Ich hatte ein bisschen Angst vor den Reaktionen, aber unbegründet. Ich stehe in Mitten einer Gruppenarmung. Verstohlen wische ich mir eine Träne aus dem Augenwickel, irgendwie ist eine riesige Last von mir gefallen. Es ist egal, was die anderen sagen, solange meine Freunde mich so akzeptieren, wie ich bin.





Ein Herz für SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt