35. Kapitel

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Hermione

Draco küsst genauso wie er sich verhält: selbstbewusst und bestimmend. Er weiß genau was er macht, wie er ein Mädchen berühren muss, um sich um den Verstand zu bringen. Ich habe das Gefühl, dass meine Knie unter mir nachgeben werden, aber er würde mich festhalten. Sein Arm ist fest um meine Taille geschlungen und ich spüre seinen Körper durch den Stoff meines Kleides. Aber das ist nicht genug. Ich will mehr, ich brauche mehr.

Ich stöhne leise und lasse meine Hände in den Ausschnitt seines Hemdes verschwinden. Gerade zählt nur noch Draco, seine Lippen auf meinen, meinem Kiefer, meinem Hals. Ich wünschte er würde noch mehr Druck ausüben. Er soll Spuren auf meinem Körper hinterlassen, damit ich sie später sehen kann und mich daran erinnere, dass das hier kein Traum gewesen ist.

"Hermione...", seufzt er. Ich habe gedacht seine Stimme zu kennen. Aber dieser Ton ist neu. So hört er sich an, wenn er mich geküsst hat. Mit seinen Händen umfasst er sanft mein Gesicht und streichelt meine Lippen. 

Ich beuge mich vor und küsse ihn erneut. Es ist unglaublich was das mit mir und meinem Körper anstellt. Ein ziehen breitet sich in meinem Bauch aus und breitet sich aus, fast fällt es mir schwer zu atmen. Dazu kommt das unglaublich, schnelle Klopfen meines Herzens. Aber ich spüre das es ihm auch so geht. Sein Herz klopft ebenso schnell an meine Brust.

Draco löst sich langsam von mir und geht schnell einige Schritte zurück. Sein Hemd ist zerknittert und seine Haare zerzaust. Am liebsten würde ich ihn nochmal küssen und den Rest seines Körpers erkunden. Aber ich weiß nicht ob er das auch möchte. Sicherlich sieht er mich nur als gute Freundin und hat den Kuss nur aus Mitleid erwidert. Ich habe mich ihm ja fast aufgezwungen. 

"Wie wäre es wenn wir jetzt erstmal essen?", fragt er und deutet auf den liebevollen geschmückten Tisch. Ich nicke nur, weil ich meiner Stimme gerade nicht traue. 

Das Essen ist ziemlich unangenehm. Wir reden über zahlreiche belanglose Dinge, aber den Kuss beziehungsweise die Küsse bringen wir nicht zur Sprache. Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich peinlich, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Außerdem weiß ich noch immer nicht, was ich wirklich empfinde.

Ich will gar nicht wissen, wie er jetzt über mich denkt. Seine Haltung ist angespannt und seine Mimik deutet nicht auf die kleinste Gefühlsregung hin. Vielleicht hat ihm das ganze wirklich nichts bedeutet? Sicherlich steigere ich mich da zu sehr hinein.

"Danke für das Essen Draco.", sage ich förmlich um schnell möglichst die Flucht anzutreten. "Wie gesagt ich wollte mich für mein Verhalten entschuldigen.", antwortet er und umfasst sein Glas fester. "Ich werde dann jetzt auch mal gehen.", erwidere ich hastig und eile aus dem Raum der Wünsche. Ich flüchte vor Draco und wahrscheinlich auch meinen Gefühlen.

Draco

Wütend schmeiße ich mein Glas in den Raum hinein, und stoße gleich darauf den ganzen Tisch um. Allerdings hilft mir das auch nicht mich besser zu fühlen. Im Gegenteil. Langsam lasse ich mich auf den Boden sinken und genehmige mir einige tiefe Züge aus der angebrochenen Weinflasche.

Ich hätte nicht gedacht, dass das Essen so endet beziehungsweise so anfängt. Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht das die Gryffindor mich küsst. Erst habe ich das ganze genossen und mich nur zurückgezogen, damit ich nicht meine Beherrschung verliere und sie nicht direkt auf dem Boden genommen hätte.

Das sie über das ganze aber kein einziges Wort verloren hat, hat mich schon ziemlich verletzt. Immerhin ging das ganze von ihr aus, dann hätte sie ja auch mal sagen können, was Sache ist. Das ganze verdammte Essen über musste ich meine Emotionen zügeln und habe einem Stein dabei wahrscheinlich alle Ehre gemacht. Bis zum Schluss habe ich gewartet und gehofft, das sie den Kuss noch anspricht. 

Stattdessen ist sie einfach gegangen und hat so ausgesehen, als hätte sie den Kuss komplett vergessen, also als hätte er ihr gar nichts bedeutet. 

Zumindest habe ich jetzt die Bestätigung, dass ich Gefühle für die Gryffindorhexe entwickelt habe. Sonst hätte ich nicht so extrem auf den Kuss reagiert und wäre nicht so verletzt. Immerhin ist das ein Grund, um meinen Frust in Alkohol zu ertränken. 

Irgendwann torkle ich völlig dicht aus dem Raum der Wünsche und mache mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Ich hoffe mal, dass mich so kein Lehrer auffindet, aber wer weiß das schon bei meinem Glück.

In den Gängen kurz vorm Kerker treffe ich auf Graham und Harry, die sich eng umschlungen die Zunge in den Hals stecken. Nicht dass ich etwas gegen Homosexuelle habe, aber es reicht schon, dass sie ein verdammtes Pärchen sind, etwas was Hermione und ich nie sein werden. Bei Merlin, was denkt sich mein vernebeltes Gehirn eigentlich, murmele ich leise und stütze mich an der Steinwand ab.

Leider mache ich so die beiden auf mich aufmerksam und werde auch gleich von ihnen belagert. "Warum bist du den so zu gedröhnt?", fragt Graham besorgt und schielt zu Harry. "Ich habe doch nur Wein getrunken.", nuschele ich leise vor mich und lehne mich an die beiden. "Ihr seit so ein tolles Pärchen, ich bin echt neidisch. Hermione und ich werden nie so sein...", wispere ich.

Graham und Harry schauen sich verdutzt an und dann wieder besorgt zu mir. "Ist es nicht unglaublich, dass ausgerechnet ich Gefühle für die kleine Gryffindor entwickelt habe? Ich glaube diese Gefühle werden nicht wieder weggehen, egal wie sehr sie mich verletzt.", sage ich undeutlich und schließe dann meine Augen.

Davon wie die beiden mich schließlich in den Gemeinschaftsraum und dann in mein Bett schleppen, bekomme ich nichts mehr mit. Auch nicht wie sie mir einen Katertrank und einen Eimer an mein Bett stellen. Ich schlafe tief und fest und bekomme so leider auch nicht mehr die hitzige Debatte der beiden mit.

Ein Herz für SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt