#4 Schwarze Schwingen

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PoV Noan:

Die Sonne blendete mich, weshalb ich etwas grummelnd meine Augen weiter zukniff und mich versuchte umzudrehen. Jedoch lag ein fremder Oberkörper so nah an mir dran, dass ich keine Möglichkeit dazu hatte. Leicht genervt richtete ich mich also auf und erschrak erstmal bei dem Anblick, der sich mir da bot. Nicolas lag dort auf der Seite neben mir. Seine Haare verwurschtelt, das Gesicht entspannt und zu meinem Leidwesen war seine Decke bis an den Rand seiner Boxer herunter gerutscht. Ich betrachtete das Zusammenspiel seiner definierten Bauchmuskeln im Kontrast zu seiner V-Linie und seinen herausstechenden Hüftknochen, aber merkte dabei leider nicht, dass er aufgewacht war.

Erst ein leises, tiefes Lachen riss mich aus meinen Gedanken. "Ich hab doch schon kaum was an, musst du auch noch mit deinen Augen versuchen den letzten Rest zu entfernen?", fragte er mich sichtlich belustigt. "Warum sollte ich dich ausziehen wollen? Auf den Anblick deines Schwanzes kann ich gut verzichten und allgemein stell ich mir keine nackten Männer vor. Im Gegensatz zu anderen Menschen in diesem Raum....", den Rest nuschelte ich eher für mich dahin, doch sein Grinsen zeigte mir, dass er es wohl doch gehört haben musste. Er streckte sich und legte sich dann flach auf den Rücken, was einem Schwulen einen noch besseren Blick auf seine Muskeln und diesen perfekt proportionierten Oberkörper gegeben hätte.

Mich ließ es jedoch kalt, dass er einen sehr ansprechenden Körper hatte. "Du kannst ja doch nicht aufhören zu starren! Brauchst du ein Bild mein Lieber?" "Was?! Ich starre doch nicht! Ich... Ich habe..." Ja was habe ich eigentlich gemacht? "Ich habe nur darüber philosophiert, was andere Schwule wohl zu deinem Körper sagen würden! Ja genau das!" So ganz schien er mir nicht zu glauben, denn er lachte nur wieder und setzte sich dann auch auf. Wieder streckte er sich und diesmal viel mir an seinem Rücken ein sehr interessantes Detail auf. Er hatte auf seinem Rücken über seine Schulterblätter zwei Engelsflügel tättowiert. Wie hypnotisiert drehte ich mich weiter zu ihm rum und ließ meine rechte Hand auf den einen Flügel wandern und die ganzen kleinen Feinheiten nach fahren.

Sie waren wie zwei große schwarze Schwingen auf seinem Rücken und spiegelten eine gewisse Kälte und Härte wieder. Seine Haut war hingegen weich und makellos, nur an einigen Stellen spürte ich ein paar Unebenheiten unter der Farbe, was auf Narben schließen lassen würde. Ganz ruhig fuhr ich über diese Flügelschwinge und bildete mir schon fast ein, dass sie ein Teil von Nicolas' Körper sein würde. Als wäre er ein Engel mit schwarzen Flügeln. Seine ruhige Stimme holte mich dann aber wieder ins hier und jetzt zurück. "Gafallen sie dir?..", fragte er ganz vorsichtig, wenn nicht sogar etwas bedrückt. Ich nickte ihm zu, den Blick weiter auf dieses schönen Flügel gerichtet.

"Wie... Wie kamst du auf das Motiv?", wollte nun ich zurückhaltend wissen. Meine Hand entfernte ich von seinem Schulterblatt und richtete meinen Blick auf ihn. Er fuhr sich durch seine verwüsteten Haare und sah mir dann in die Augen. Sein Blick zeigte eine Mischung aus Schmerz, Trauer und eventuell auch etwas Wut. Seine Hand legte er an meinen Oberarm und wollte ihn streicheln, doch ich wich mit dem Arm zurück. Sowas soll er gefälligst mit irgendwelchen anderen Schwulen machen, aber nicht mit mir. Auch wenn seine Hand ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut verursachte. Sein Mimik änderte sich daraufhin kurz, wodurch man ihm ansah, dass es ihn ein Stück weit verletzte.

"Ich werd es dir ein anderes Mal erklären ok? So kann ich das nicht..." Leicht verwirrt betrachtete ich ihn. Wieso kann er mir das nicht sagen? Er wollte sich doch annähern, dann soll er mir vertrauen. Vorallem nachdem wir gestern schon so viel voneinander ausgeplaudert hatten. Was kann so schlimm sein? Während ich meinen Gedanken hinterher hing, war Nicolas an die Bettkante gerutscht und stand gerade auf. Mein Blick legte sich wie von selbst wieder auf seinen Rücken. Bei jeder seiner Bewegungen, bewegten sich seine Flügel mit, was einen noch majestätischeren Eindruck machte. Auch ich erhob mich von dem bequemen Gästebett und schlich langsam zu ihm rüber.

Mittlerweile hatte er sich seine Hose angezogen und war gerade dabei sein Oberteil auszuschütteln. Vom anziehen hielt ich ihn aber noch ab, indem ich meine Hände wieder auf seinen Flügeln platzierte. "Lass sie mich wenigsten noch etwas betrachten, bitte...", flüsterte ich zu ihm. Sofort als er nickte, fing meine Finger auch schon wie von selbst an diesmal von beiden Flügeln jeden Millimeter abzufahren. Es breitete sich ein unbeschreibliches Gefühl in mir aus, was mich alles andere vergessen ließ. Selbst die Tatsache, dass es gerade ein schwuler anderer Kerl war, den ich da so betatschte, interessierte mich nicht mehr. Ein paar Mal fuhr ich nur auf den Unebenheiten entlang, was der Träger dieser Schwingen jedoch nur mit einem angespannten Knurren kommentierte, woraufhin ich meine Hände von ihm nahm.

Still und schweigend entfernte ich mich wieder von ihm und ging mir im Badezimmer meine Klamotten anziehen. Als ich wieder rauskam, war er verschwunden, was mir für einen Moment einen Stich versetzte, welchen ich aber direkt ignorierte. Gezielt schnappte ich mir meine Tasche und lief dann nach unten, wo ich mich noch von Kyle verabschiedete und dann, ohne Nicolas nochmal gesehen zu haben, verschwand. Etwas frustriert kam ich bei mir an und ging erstmal ausgiebig duschen, ohne mir irgendwem ein Wort zu wechseln. Ich fühlte mich komisch, irgendwie traurig und schuldig, aber auch verärgert. Traurig, weil ich nicht wusste, wieso er mir es nicht erzählen konnte.

Schuldig, weil ich gegangen war ohne mich zu verabschieden und verärgert, weil er mich in seiner Nähe dezent verrückt spielen lässt. Ich meine, ich hätte sonst niemals einen anderen Kerl solange und so intensiv beobachtet oder gar in so angefasst. Irgendwas war passiert, aber egal was es war, damit war jetzt Schluss! Noch unter Dusche beschloss ich, dass das Kapitel Nicolas abgeschlossen ist und das mein Leben einfach so weiter gehen wird, wie es vor ihm war. Hätte ich doch nur gewusst, dass es so schwer werden würde....

1001 Wörter 😍
Ich hab viel Liebe in dieses Kapitel gesteckt, auch wenn ich weiß, dass nicht sonderlich viel passiert ist, war es mir äußerst wichtig! Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und würde mich natürlich auch weiter über Kommentare und Votes freuen🤗

Du und Dominanz? - Passt nicht! (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt