#28 ~ Alles neu

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"Wir schaffen das. Sag so oft du willst, dass es nicht geht, beschimpf mich, gib mir die Schuld an deiner Sexualität, wehr dich gegen das hier, rede dir selbst Unsinn ein, aber sei dir sicher, dass ich dich dennoch nicht aufgeben geschweige denn gehen lassen werde. Je mehr du mich von dir wegstößt und dir selbst weh tust, desto mehr werde ich hinter dir her sein und dich vom Gegenteil überzeugen wollen, also gib einfach einmal nach und vertrau mir verdammt nochmal..." Schwer schluckte ich, denn ja er hatte Recht... So sehr er mich mittlerweile auch reizt und so stark wie mein Körper auf ihn auch reagiert, ich wollte einfach nicht nachgeben, keine Schwäche zeigen... Aber was wenn es stimmt und es mit der Zeit klappen könnte? Was wenn es doch leichter ist als gedacht? Ich meine Schluss machen kann ich ja theoretisch immer noch... Verzweifelt schloss ich meine Augen und ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Mehrere Minuten hing ich einfach da, während er mir beruhigend über den Rücken strich und das einzige Geräusch sein schwerer, gleichmäßiger Atem war.

 Fest krallte ich mich in seine Schultern, als ich mich wieder aufrichtete und stur in seine Augen sah. Sie strahlten Verwirrung und Anspannung aus, während er trotzdem stumm sagen wollte, dass alles in Ordnung ist. Diese ruhige, sichere Art von ihm gab mir den letzten Mut, den ich gebraucht habe, um mich nach vorne zu lehnen und ihn zaghaft zu küssen. Ohne zu zögern erwiderte Nicolas und legte behutsam seine Hand an meine Wange, was mir Sicherheit gab. Der Kuss dauerte nicht lange und doch hat er so viel ausgesagt. Er spiegelte meine Unsicherheit, aber auch das gegenseitige Verlangen wieder, ohne nur auf diese eine Sache anzuspielen. Verunsichert von diesem Gefühl lehnte ich meinen Kopf gegen seine Haut und hauchte ihm ohne weiter nachzudenken die Worte "Lass es uns versuchen." entgegen. Sanft drückte er daraufhin mein Kinn nach oben, um mir ein sanftes Lächeln zu schenken. "Noan ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst und keine Angst wir lassen es langsam angehen, alles so wie du es möchtest...", damit küsste er mich erneut, was mich auf eine schräge Art und Weise verdammt glücklich machte. 

Den restlichen Tag saßen wir nah aneinander und doch nicht wirklich kuschelnd auf der Couch mit Netflix und einigen Snacks. Später holte Nico sogar noch eine Decke von oben, da es etwas kalt wurde und deckte uns damit zu, was ich auf der einen Seite echt süß von ihm fand, aber beim Realisieren meines Gedankens eher das Gegenteil in mir hervorrief. Meine Gedanken überfluteten mich daraufhin erneut und meine vorher so gelassene Stimmung spannte sich wieder an, was er anscheinend auch mitbekam. Beruhigend legte er seinen Arm um mich und berührte immer mal wieder kaum merklich meine Seite. Dieses Szenario zog sich noch in den späten Abend bis Nico sich verabschiedete und mir garantierte, dass er morgen früher wieder pünktlich da sein würde, um mich abzuholen. Unsere Verabschiedung lief daraufhin sehr komisch ab, da er mich küssen, aber ich ihn nur umarmen wollte, wodurch eine leicht unangenehme Situation für mich entstand, welche er mit einem Schmunzeln kommentierte, bevor er das Haus endlich verließ. Einschlafen war an dem Abend auch ein Kunststück und an durchschlafen hatte ich schon gar nicht mehr geglaubt, doch zu meinem Glück schaffte ich es zumindest 4 Stunden Schlaf rauszuschlagen. 

Am nächsten Morgen war ich dennoch wie gerädert und mein Wecker war der Teufel in Person, aber es nützte nichts. Murrend machte ich mich also so schnell es meine Krücken zu ließen fertig für die Schule und wartete dann mit meinem Handy im Wohnzimmer nur noch darauf, dass es an der Tür klingelt. Pünktlich tat es das auch und ein breit lächelnder Nicolas tauchte hinter besagter Tür auf. Es war beinahe schon gruselig, wie gut dieser Typ drauf zu sein schien. Er kam langsam auf mich zu und ehe ich hätte reagieren können, lagen seine Hände an meiner Hüfte und er stand sehr nah vor mir. Wohlgemerkt spielte sich diese Szene in meinem Eingang bei geöffneter Tür statt, was mich dezent nervös machte, denn uns könnte theoretisch jederzeit jemand sehen. Panisch zog ich deswegen Nico einfach mit ins Haus und schlug die Tür zu. Der Typ war doch wahnsinnig so ein Risiko einzugehen! "Spinnst du?! Was wenn uns jemand gesehen hätte?", fuhr ich ihn halb panisch an. Doch seine Reaktion war nur ein Augenverdrehen, was nicht witzig fand. "Entspann dich Kleiner, man hat mich nur von hinten gesehen, also hätte ich dich auch festhalten können, weil dir schwindelig war oder sonst was. Außerdem hab ich dich ja nicht geküsst, auch wenn es verlockend war.", damit zwinkerte er mir zu und ging dann an mir vorbei, nahm meine Tasche und steuerte wieder zur Tür. "Jetzt komm, bevor ich lieber bei dir bleibe als zur Uni zu fahren." So schnell es ging lief ich zu seinem Wagen und setzte mich direkt auf den Beifahrersitz, was Nicolas belustigt den Kopf schütteln ließ.

Während der Fahrt lag seine Hand auf meinem Oberschenkel, was mich teils nervös werden und andersrum auch entspannen ließ, da es mir Sicherheit gab. Ansonsten waren wir beide ruhig, wofür ich ihm dankbar war, denn in meinem Kopf war jetzt schon genug los und ich hatte keine Lust auf noch mehr Verwirrung. An meiner Schule angekommen stiegen wir aus, er gab mir meine Tasche und ich wollte schnell zu meinen Freunden abhauen, was Nicolas anscheinend nicht passte. Ich hatte mich schon umgedreht und hoffte innerlich, dass er mich einfach gehen lassen würde, als sich zwei starke Arme um meinen Oberkörper legten. "Wo willst du denn so eilig hin?..", hauchte er mir ins Ohr und alleine diese Pose musste schon so missverständlich aussehen, dass ich mich aus Angst schon unsanft von ihm losriss. "Ich muss zu Kyle und den, anderen bzw. in den Unterricht, also tschüss." Ohne ihn nochmal anzusehen lief ich schnell rüber zu meinen Leuten von denen ich teilweise schon komische Blicke erntete. 

Auch Kyle wirkte leicht verwirrt, was sich mir bestätigte, als ich bei ihnen an kam und er mich auch direkt fragte was das denn war. "Ach nichts. Du weißt doch, dein schwuler Kumpel mag mich scheinbar ganz gerne, aber schnallt einfach nicht, dass ich hetero bin und dank dir hab ich ihn jetzt ganze zwei Wochen an der Backe. ich glaub der macht sich einfach nur zu viele Hoffnungen.", ein unsicheres Lachen rundete meine kleine Flunkerei dann noch ab, was mir noch mehr skeptische Blicke einbrachte, na toll und das alle nur wegen ihm. "Armer Noan, da hast du wohl mal einen falschen Verehrer!", lachte Jack und Kyle sah mich nur irritiert an.

So gut es ging versuchte ich die Witze und so mitzumachen und mich zu verhalten wie immer, bis wir endlich in den Unterricht konnten und das Thema in den Pausen auch schon ein anderes war. Nach Schulschluss fing mich Kyle dann noch ab und zog mich an die Seite um mit mir zu reden. "Was ist wirklich los? Du verhältst dich seit Tagen komisch, warst gestern nicht in der Schule und dann das eben mit Nicolas. Ich dachte wir sind beste Freunde, also warum redest du nicht mehr mit mir?!" Er wirkte verzweifelt, aber ich wusste selber nicht so genau, was ich sagen sollte, denn die Wahrheit war definitiv keine Option. "Kyle... Es ist etwas kompliziert, aber ehrlich ich werde es dir noch erklären... Irgendwie... Komm einfach heute Nachmittag vorbei und wir zocken wieder mal zusammen einfach wieder wie immer, ja?" "Na schön, aber dann will ich auch eine Erklärung haben!" Mein nicken reichte ihm, sodass er sich verabschiedete und unsere Wege sich wieder trennten.

Durch das Gespräch mit Kyle war Nicolas mittlerweile auch schon auf dem Parkplatz angekommen und lehnte an seinem Auto, als ich auf ihn zu ging....

Du und Dominanz? - Passt nicht! (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt