#25 ~ Noan?

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In seinem Zimmer lagen ein paar leere Bierflaschen, etliche Dosen, sein eines Regal war ausgeräumt und sein Anblick rundete das Elend noch ab. Seine Haaren waren zerzaust, seine Haut blass, seine Augen Blut unterlaufen und es machte den Anschein, als wenn er die ganze Nacht nicht geschlafen, aber getrunken hat. Ganz vorsichtig ging ich auf ihn und die halb geöffnete Tür zu. Mit jetzt gesenktem Kopf, ließ er mich an sich vorbei ins Zimmer, bevor er hinter mir die Tür wieder schloss. "Was ist wirklich los?...", fragte ich ihn jetzt leise, mit dem Rücken zu ihm gewandt. Ich hörte ihn zittrig atmen, weswegen ich mich nicht zu ihm umdrehte, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern. Noch gute 30 Sekunden länger blieb es still im Raum bis er antwortete. "Du bist los...", verwirrt guckte ich ihn an. "Was meinst du damit? Ich dachte es ist alles normal zwischen uns...", naja so normal wie es eben sein konnte. Wir hatten ja fast täglich so unsere kleineren Differenzen, also hätte mich das nicht so schocken sollen, was danach kam, war jedoch vollkommen anders, als sonst.

 "Du verstehst es nicht oder ? Du dreckiger Penner hast dich einfach so in mein leben geschlichen. Erst lässt du mich bei Kyle nicht in Ruhe, dann dieses dämliche Tanzbattle und zum krönenden Abschluss noch diese bescheuerte Abmachung. Auf nichts davon hätte ich eingehen dürfen, weißt du das?!", seine Stimme wurde von Mal zu Mal lauter. "Es ist deine Schuld, dass du mir nur noch im Kopf herumspukst und es ist deine Schuld, dass ich diese schwulen körperlichen Aktivitäten überhaupt angefangen habe zuzulassen! Es ist deine Schuld, dass ich andauernd unsicher bin und es ist deine Schuld, dass ich nicht genug von dir kriege! Du bist dafür verantwortlich, dass ich darüber nachdenke wie es ist mit einem Kerl zu schlafen, obwohl ich, wie du ja anscheinend schon wusstest, bisher nicht mal mit einem Mädchen im Bett war! Aber weißt du, was das schlimmste ist?! Das wahrscheinlich beschissenste überhaupt ist, dass ich es auch nie herausfinden werde, denn den einzigen, den ich im Bett haben wollen würde, bist du und du hast mehr als deutlich gemacht, wie ungerne du mit einer <Jungfrau in die Kiste steigen würdest..." Dann war es kurz still, doch zum Reden ansetzten traute ich mich nicht, denn ich hatte es irgendwie im Gefühl, dass Noan noch etwas dazu sagen will.

 "Tu mir einfach den Gefallen und halt dich ab sofort ganz aus meinem Leben raus... Vielleicht habe ich dann noch eine Chance irgendwo anders außer bei dir glücklich zu sein..." Vernünftige Menschen wären jetzt wahrscheinlich gegangen, hätten sich nie wieder gemeldet und hätten still abgedankt, doch ich nicht. In dieser schwierigen zeit an diesem harten Punkt ihn alleine zu lassen, wäre unverantwortlich, weswegen ich einfach auf ihn zuging und gegen seinen Willen fest in meine Arme nahm. Er schniefte und schluchzte nicht, er war nicht aggressiv, er schien bloß verwirrt und verängstigt. Dabei bekam ich auch schon wieder Schuldgefühle, weil ich ihn so kalt behandelt hatte gestern. Sachte strich ich über seinen Rücken und versuchte geeignete Worte zu finden, um ihn jetzt mehr an mich zu binden, ohne ihn noch weiter zu überfordern, obwohl das wahrscheinlich sowieso gar nicht möglich war. "Ich..", weiter kam ich nicht, denn mir fehlten Wort wörtlich die Worte.

 "Ich wollte nur gesagt haben, dass mir die Abmachung bzw Wette ganz egal ist... Du bist das was zählt, denn Kleiner ob du das hören willst oder nicht, ich mag dich... Vielleicht langsam auch schon etwas zu sehr, aber das spielt keine Rolle, denn du musst ganz alleine für dich entscheiden, was du wirklich möchtest...", schwer kamen mir die Worte nur über die Lippen, aber sie schienen nicht viel zu ändern. Noan löste sich von mir, drehte sich zum Bett und legte sich hin mit den Worten "Wir sehen uns morgen frühen, wenn du mich abholst." Etwas endtäuscht und auch verunsichert verließ ich einfach wieder sein Zimmer. Was war denn das jetzt? Das war nicht der Noan, den ich bisher kennenlernen durfte. Normalerweise hätte er sich über mein halbes Liebesgeständnis lustig gemacht und mich verspottet, wahrscheinlich hätten wir uns auch wieder etwas gezofft oder rumgemacht, obwohl letzteres zu 90% auch in einem Streit geendet hätte. Der Weg bis wieder hinter das Steuer meines Audis fühlte sich zu weit an, um Noan damit schon alleine zu lassen. 

Es war noch früh am Morgen und trotzdem herrschte schon so ein Chaos, wie beim 3. Weltkrieg. Immer noch in meine Gedanken versunken, fuhr ich so langsam wie möglich von seinem Hof herunter und Richtung Uni. Dort angekommen war ich noch kein Stück klarer und auch meine freunde merkten das. Harry, Stevens großer Bruder und einer meiner engeren Freunde, zog mich auch gleich noch vor Unterrichtsbeginn zur Seite und sah mich auffordernd an. "Hast du getrunken? Hast du Drogen genommen? Ist irgendjemand gestorben oder hattest du einen Unfall auf dem Weg oder was zur Hölle ist mit dir los?", er klang verwirrt und auch irgendwie etwas besorgt. Auf seine Fragen schüttelte ich nur den Kopf, zu sehr hing ich noch bei Noan. Wie er da stand und wie er geredet hat, so gebrochen, verletzlich. Als es klingelte wollte ich eigentlich nur noch in die Klasse, doch Harry stoppte mich erneut. "Ich weiß ich bin nicht, Rico, aber mit mir kannst du auch reden.", damit klopfte er mir auf den Rücken und ging vor mir her ins Gebäude.

 In die Sitzungen hatte ich mich zudem vollkommen umsonst reingesetzt, denn egal wie sehr ich mich auch anstrengen wollte, das einzige woran ich denken und philosophieren konnte, war Noan, unser Gespräch, der Streit und wie es in Zukunft weitergehen könnte. Nach der letzten Lesung war ich sogar wieder zu seiner Schule gefahren, weil ich vergessen hatte, dass er ja Zuhause geblieben ist, was bei seiner Verfassung auch nur verständlich gewesen ist, irgendwie... Bei mir angekommen ging das Spiel dann weiter bis ich abends im Bett klag. Erst ließ ich den Schlüssel im Auto stecken, dann kochten mir meine Nudeln über, ich verschüttete Kaffee auf meinem Lehrbuch, ließ in der Dusche mehrfach die Seife fallen und hab sogar meine Klamotten im Wohnzimmer vergessen, wo ich vor dem Duschen auch vergessen hatte, den Fernseher auszustellen. Selbst als ich dann völlig fertig abends im Bett lag war der erste und einzige Gedanke, den ich vorm Schlafen hatte, Noan...


Next chapter ready....

PS: Nochmal feedback zu den Absätzen wäre nett, bin mir damit immernoch unsicher xD


Du und Dominanz? - Passt nicht! (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt