#6 Nur ein Kuss?

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Nicolas PoV:

Leise flüsterte ich dann Noan in seiner Schockstarre ins Ohr: "Was ich will fragst du?" Meine Stimme war nicht mehr als ein raues Hauchen, was ihm eine Gänsehaut bescherte. "Ich will... Einen Kuss... Einen richtigen Kuss, nach dem du nicht direkt abhaust....", sprach ich dann mit dunkler Stimme weiter. Ich fuhr behutsam durch seine weichen, wohlriechenden Haare und küsste eine Stelle kurz unter seinen Ohr. Er jedoch schien davon wieder in die Realität zurück geholt worden zu sein und entzog sich mir schnell. Er wäre beinahe vom Sofa gefallen bei dem Versuch genug Platz zwischen uns zu bekommen. Er blinzelte ein paar mal und hatte dann auch schon wieder seine Typische harte Miene aufgesetzt.

Diese Fassade erreichte nur nie seine Augen, weshalb ich die Verwirrung und vielleicht auch ein Stück weit die Neugierde in ihnen deutlich sah. Er räusperte sich und sprach dann mit heiserer und doch fester Stimme: "Ein Kuss? Ein Kuss und dann vergisst du das ganze wieder?" Zustimmend nickte ich, was ihn tief durchatmen ließ. "Ok", hauchte er mir dann entgegen, weshalb ich doch etwas verwundert die Augenbrauen hob, aber mich bei seinem unsicheren Ausdruck direkt wieder entspannte. Ich meine sein Gesicht sollte wohl Entschlossenheit und Sicherheit zeigen. Seine Augen hingegen zeigten genau das Gegenteil. Abwartend sah ich ihn also an, denn wie gesagt ich wollte einen Kuss, also musste er auch die Initiative ergreifen.

Er schien das nur leider nicht zu kapieren, denn die nächsten 5 Minuten regte er sich bis auf regelmäßigem Blinzeln nicht. "Du musst schon mich küssen. Das ist dir doch klar oder?", lachte ich ihn dann an. Er weitete etwas geschockt die Augen, kaschierte seine erschrockene Reaktion aber gekonnt mir den Worten: "Ja, war mir klar. Ich meine ich würde mich dir doch nicht unterwerfen, indem ich dich anfangen lasse! Ich musste mich nur mental darauf vorbereiten gleich einen verdammten Jungen küssen zu müssen!" "Ja, ja schon klar, aber ich glaub ich nehm dir doch liebe diese Überwindung ab, sonst wir-", weiter kam ich nicht. Denn mitten im Satz rutschte er wieder nach vorne und drückte mit einem Funkeln in den Augen seine vollen, weichen Lippen auf meine und legte seine eine Hand an meinen Hinterkopf.

Etwas positiv überrascht lehnte ich mich weiter zurück, damit ich ganz an der Lehne war und platzierte dann meine Hand an seiner Wange. Wir vertieften Kuss weiter und aus anfänglichen zarten Küssen wurden intensivere, die mir wortwörtlich den Atem raubten. Dann entfernte sich jedoch wieder etwas von mir, wir beide holten wieder Luft und bevor ich etwas hätte sagen können, verband er unsere Lippen auch schon wieder. Nur diesmal ließ ich mir die Chance nicht entgehen und legte meine Hände an seine Taille um ihn näher ran zu ziehen. Bereitwillig rutschte er dann auch näher zu mir und landete im Endeffekt auf meinen Schoß.

Seine Hände krallte sich daraufhin in meinen Haaren fest und mit meinen Streicheleinheiten an seinen Seiten, entlockte ich ihm zusätzlich ein Keuchen. Die Knutscherei wurde immer verlangender, bis auch unsere Zungen mit im Spiel waren. Es schien alles so perfekt, bis meine rechte Hand zu seinem Hintern rutschte und sich dort platzierte. Kaum dort angekommen, musste Noan leise stöhnen, was für mich mehr als heiß klang. Bei ihm legte es aber scheinbar einen Schalter um, denn wie auf Kommando löste er sich von mir, zog seine Hände weg und rutschte von meinem Schoß. Da stand er dann vor mir mit leicht geschwollenen Lippen, einem verrutschten Oberteil und diesem Blick.

Dieser Blick, der mehr sagte als einer von uns es in dem Moment hätte machen können. Sein Blick triefte nur so vor Angst und Verzweiflung, es schimmerten zudem leichte Tränen in seinen Augen, welche den letzten Glanz der Freude in seinen Augen fast überdeckten. Es brach mir einerseits etwas das Herz und anderer Seit wollte ich ihm beweisen, dass es in Ordnung war und nicht an allem falsch gewesen ist. Ich konnte ihm einfach nicht anders helfen, als aufzustehen und ihn trotz Gegenwehr in eine Umarmung zu ziehen. Er versuchte mich weg zudrücken, mich zu boxen und sich loszureißen, alles erfolglos. Noan endete gegen meinen Brustkorb hauend und weinend an meiner Schulter angelehnt mit einem Arm von mir um seiner Hüfte und dem anderen um seinen Oberkörper geschlungen.

Mein Kopf lag sanft auf dem seinen, der beim schluchzen immer etwas zuckte. Diese kläglichen Laute, die er da von sich gab brachen mir das Herz. Ich fühlte mich so verdammt machtlos, da ich weder eine Ahnung hatte, warum genau er jetzt so reagierte. Noch wusste ich, wie ich ihm jetzt am besten helfen konnte, ohne ihn zu überfordern. Noan war mir zu dem Zeitpunkt schon mehr ans Herz gewachsen als ich es erwartet hätte und darum fühlte ich mich auch noch schuldiger, bei unserem ersten richtigen Kuss so fordernd gewesen zu sein. Ich meine er hat zwar das Ganze gestarte, aber ich war derjenige, der ihn an sich herangezogen hat, der unsere Zungen mit eingebracht hat, ich war derjenige der ihn auf meinen Schoß gezogen und ihn zum Keuchen gebracht hat.

Aber es war mir ja nicht genug. Nein ich wollte Noan so sehr, dass ich auch sein raues Stöhnen hören wollte und das war zu viel. Ich hab ihn mit der Aktion nur verschreckt. Für Noan muss dieser Schockmoment, indem er realisiert hat, dass er nicht nur mit einem Jungen einvernehmlich rumgemacht hat, sondern, dass er durch diesen Jungen auch noch gestöhnt hat, einfach zu viel gewesen sein. Ein wenig kann ich ihn ja auch verstehen, denn mir ging es nicht viel anders, als ich herausgefunden habe, dass ich schwul bin. Ich weiß es noch ganz genau...

Und das 6. Kapitel ist auch endlich fertig !🎉 Ich hoffe es hat euch gefallen und ich würde mich natürlich auch wieder über weitere Kommentare und Votes freuen ❤

PS: Im nächsten Kapitel kommt eine kleine Rückblende aus Nicolas Vergangenheit!

Du und Dominanz? - Passt nicht! (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt