#26 ~ Im Bad

4.3K 222 82
                                    

Noan PoV: 

Nachdem Nicholas verschwunden war, rollte ich mich vollkommen zusammen und fing an zu schniefen. Das konnte doch alles nicht wahr sein, nein es durfte nicht wahr sein... Ich wollte doch gar keine Gefühle für einen Jungen entwickeln und schon gar nicht für ausgerechnet ihn. Wieso musste er mir auch noch erzählen, dass er mich mag? Hat er mich mit meinen Gefühlen alleine nicht schon genug gestraft? Wenn er morgen kommt muss ich ihm sagen, dass das niemals eine Zukunft haben wird... Die Wette werde ich auch beenden und den Kontakt zu ihm so weit runterschrauben, wie möglich, so werden wir beide am wenigsten verletzt. Deprimiert und verzweifelt erhob ich mich irgendwann gegen Abend noch einmal, krüppelte mit meinen Krücken die Treppe runter und aß ein paar Chips, aber wirklich etwas runter bekam ich nicht. Die Nacht danach war auch eher grauenvoll, denn vor Kummer und gleichzeitig auch Nervosität, bekam ich kaum meine Augen zu. Als mein Wecker sich dann am nächsten Morgen bemerkbar machte, war ich gerädert, übermüdet und mir war extrem schlecht. Nicht nur wegen des Alkohols vom Vortag, sondern auch wegen dem bevorstehenden Aufeinandertreffen mit Nicholas nach seinem Geständnis gestern. Wirklich Lust mich fertig zu machen hatte ich auch nicht, weshalb ich die Dusche ausließ, mir nur eine graue Nike Jogginghose und schwarze lockereres Shirt anzog. Aus Gewohnheit, da viele meiner Shirts oversized waren, steckte ich auch diese nur leicht mit der unteren Naht unter meinen Hosenbund, sodass es mich nicht nerven konnte, aber trotzdem noch Stil hatte. Meine Haare wurden auch nur notdürftig mit der hand zurechtgelegt, was aber nicht viel half und ansonsten sah ich immer noch blass, müde und mitgenommen aus. 

Weiter Zeit mich damit zu befassen hatte ich aber nicht, denn es klingelte. Die Uhr im Flur an der ich vorbei lief, sagte deutlich, dass Nicolas erst in 20 Minuten hier auftauchen sollte, darum wunderte ich mich, wer da an der Tür ist. Obwohl ich nicht damit gerechnet hatte, stand er aber vor meiner Tür. Enge Jeans, helles Muskelshirt, Haare mit einer Cap bedeckt und genau wie ich sehr müde aussehend stand er da. Schwer schluckte ich und haute aus Reflex sogar die Tür nochmal zu, um seine Anwesenheit zu verdrängen. Doch wie zu erwarten, klingelte er sofort wieder an der Tür. Mit zittrigen Fingern drückte ich die Türklinke erneut runter, wodurch seine so alltägliche und doch so anziehende gestalt zum Vorschein kam. Ich konnte es in dem Moment nicht bestreiten, selbst mit einem so casual Outfit und müdem Ausdruck in den Augen, war Nico einfach extrem gutaussehend. Diese Erkenntnis ließ es mir kalt den Rücken runterlaufen und das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen, verstärkte sich immens. Als er sich dann an  mir vorbei ins Haus schob und mir sein wohlriechendes Parfüm, welches ich persönlich auch vergessen hatte aufzutragen, war es dann zu viel. Meine Gedanken überschlugen sich, mein Magen rebellierte und so schnell es meine Krücken zu ließen, rannte ich ins Bad. In der Aufregung vergas ich nur die Tür vom Bad hinter mir wieder abzusperren, wodurch der Verursacher dieses ganzen Drecks hinter mir in den Raum gesprintet kam. Mein Magen war jedoch schneller als er und so war ich schon am kotzen, als er mich sah.

"Noan! Heyy ganz ruhig, ich bin da...", sprach er mir sanft zu, während er mit seiner Hand sachte meinen Rücken hoch und runter fuhr. Die Wärme, die seine Hände dabei angaben, diese vertraure Gefühl seiner Berührungen, der Schauer, den mir seine Stimme verpasste, all das brachte mich nur noch mehr zum Kotzen. Wann war ich so geworden? War ich schon immer so und hab mich vorher nur versteckt? "Beruhig dich, es wird alles gut.. Es wird besser sein, wenn wir heute Zuhause bleiben...", sprach er mir leise zu, als mich die nächste Welle überrollte. Die ganze Zeit, bis ich mich vollends eingekriegt hatte, blieb er an meiner Seite, spülte sogar für mich im Anschluss ab und war einfach für mich da. Vollkommen erschöpft saß ich neben der Toilette und versuchte wieder normal zu atmen. "Soll ich dir was zu trinken holen?", fragte mein Fürsorger mich, was ich widerwillig bejahte. Es waren auch nur wenige Sekunden, die er verschwand, bevor er mit einem Glas Wasser zurückkam. Dankend trank ich ein paar Schlücke unter seinem stechenden Blick. "Ich werde dich gleich in der Schule abmelden und dann bleiben wir heute Zuhause." "Was heißt hier wir?", fragte ich mit heiserer Stimme. "In dem Zustand werde ich dich nicht alleine lassen, also werde ich bei dir bleiben, ob es dir passt oder nicht." Nein, nein, nein, ich wollte doch Abstand und keine Zweisamkeit! "Geh du lieber zur Uni, auch wenn du selber ziemlich scheiße aussiehst.", entgegnete ich ihm halb schmunzelnd, was er erwiderte. "Keine Chance Kleiner, außerdem siehst du wohl noch 10 mal schlimmer aus als ich gerade!", gab er zwinkernd zurück, was ich wegsehen ließ. "Lass das..." "Was soll ich lassen?"

"Du sollst das alles hier lassen?... Du sollst aufhören, meine Gefühle verrückt spielen zu lassen und mein Leben immer mehr auf den Kopf zu stellen...", flüsterte ich ihm zu. "Aber du machst doch das gleiche?... Oder glaubst du deine Anwesenheit, dich so nah zu haben, dein Leid zu sehen, geht einfach so an mir vorbei?.. Nein, das tut mir auch weh, eben weil ich dich mag Kleiner...", flüsterte er zurück, während er meine Hand nahm und sie behutsam streichelte. Anstatt sie wegzuziehen, beobachtete ich sein Handeln nur und steig irgendwann auch in die zarten Berührungen mit ein. Es war still geworden zwischen uns und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Doch dann verschränkte Nico unsere Hände, was mich nervös werden ließ. Zudem beugte er sich etwas näher zu mir rüber und hauchte mir ins Ohr, wie angenehm er es fand, meine hand einfach so, ganz zwanglos zu halten. Ich schluckte und sah einfach weiter unsere Hände an. "Es würde doch eh nicht funktionieren...", wisperte ich ihm zu und sah in seine Augen. Er drückte meine Hand kurz, bevor er antwortete : "Noan... Nur weil wir zwei Männer sind, ist es nicht automatisch unmöglich mehr als nur Freundschaft aufkommen zu lassen... Ja, für dich wird es schwerer werden am Anfang, da du in der Schule und unter deinen Freunden nicht geoutet bist, aber wer sagt denn, dass du sofort in die Welt rausschreien musst, dass wir was am laufen haben? Wir machen alles in deinem Tempo, so wie du dich sicher fühlst. Von mir aus vergiss auch die Wette, aber bitte, bitte lass deine Zweifel und deine Angst einmal bei Seite... Du merkst doch selber, wie nah wir uns nach so kurzer Zeit schon stehen, du kannst mich jetzt, auch nach gestern nicht einfach abservieren, Noan ich flehe dich an, bitte!", zum Ende hin umklammerte er meine Hände schon mit seinen und es war einer dieser wenigen Momente in denen man spürte, wie weich auch Nicolas im Inneren eigentlich war. 

"Noan... Ich frage dich das jetzt nur einmal und wenn du nein sagst werde ich das akzeptieren, aber nicht aufgeben... Also... Würdest du mir den Gefallen tun und bitte mit mir zusammen sein? Ohne Hintergedanken, ohne große Verpflichtungen, alles ganz ruhig und so, wie du dich am wohlsten fühlst.. Also was sagst du?" "A-Also ich...."


To be continued.........


Du und Dominanz? - Passt nicht! (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt