「ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 13 /ɢɢนк」

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»Du weinst.«

Artikuliere ich meine Beobachtung seiner Gesichtszüge als ihm eine einzige Träne die Wange hinunter rollt und seinen Weg zwischen unseren Füßen auf den steinigen Pflaster bahnt. Ich könnte nun jegliche Vermutung für seinen Gefühlsausbruch spekulieren, aber kann mir sicher sein, dass er nicht wegen seiner fast Nahtoderfahrung heult, sondern weil ihm etwas bedrückt. Womöglich ein Bekenntnis seines Ichs und wie schlimm ihm die Menschheit belastet.

Er weitet wiederum vor Verwunderung seine glasigen von Tränen getränkten Augen und legt den Kopf schief, so dass es schon fast niedlich aussieht. Doch bei seinem Anblick kann man nicht derart positiv denken, da er mit seiner Hand, seine Wangen vorsichtig abtastet, um sich zu vergewissern, ob meine Aussage stimmt und immer wieder »Huh« Laute von sich gibt bis er letztlich komplett in ein Meer voller Traurigkeit bricht. Gedämpfte Schluchzer entweichen seiner Kehle, da er sein Gesicht mit seine großen Händen verdeckt.

Sein Kopf lässt er gänzlich hängen und mehrere Tränen fallen wie Sternschnuppen aus seine Augenlidern hinunter. Die Schluchzer werden jede Sekunde mehrer und jeder Mensch der im Besitz eines schlagenden Herzen ist, würde für ihn Mitleid entwickeln und ihn trösten wollen, doch glücklicherweise bin ich keiner und werde nie einer sein.

Die Menschenform ist nur eine Hülle eines längst *verstorbenen Soldaten, welcher vor Jahrzehnten sein Leben auf dem Schlachtfeld verlor. Eine besondere Fähigkeit meiner, mit der ich Tote wieder auferstehen kann und in der Kontrolle deren Körper bin.

Nichtsdestotrotz entwickelt sich ein recht eigenartiges Gefühl im inneren meines selbst und fraglos wundere ich mich was das für ein Gemüt ist, welches sich immer mehr durch meinem Körper ausbreitet. Dieses Bekenntnis überfordert mich nicht im geringsten. Eher die Tatsache, dass ich überhaupt eine andere Emotion als Wut und Vergeltung fühlen kann, beunruhigt mich kläglich. Ich kann mich nicht im geringsten erinnern seit wann ich dieses derartige herzvolle Gefühl namens Trost, empfinde.

Doch verspüre ich es in diesem Moment. Vor dem Anblick was sich mir bietet. *Arcanum puer. Dem mysteriösen Jungen.

『✬』

Wie als wäre ich derjenige, der vor einer unsichtbaren dämonische Stärke, kontrolliert wird, regen sich meine Beine und Hände von selbst, kommen ihm immer näher bis anschließend meine Hände um seinem Körper geschlungen sind und ich ihn Besitzergreifend an mich ziehe.
Von Mitleid ist hierbei nicht die Rede, da ich weiterhin nichts anderes verspüre als die negativen Emotionen, dennoch will ich ihm etwas Trost spenden, um anzudeuten, dass er nicht gering allein ist.

Ich bin zwar eine eiskalte Person, aber Wärme spenden, die er nun braucht, bin ich in den Augenblick ebenfalls geeignet. Er wiederum ist von meinem Handeln erschüttert, gibt sogar ein nicht gerade männliches Qicken von sich und versucht sich zu meiner Verwunderung, aus dem nicht starken Griff zu befreien. Aber dazu reicht seine Kraft nicht mehr aus, lässt sich geschlagen und sucht krampfhaft Halt an meiner Sweatjacke.

In der momentanen Situation weiß ich mir nun nicht mehr zu helfen und warte einfach ab, dass er sich ausgeweint hat und sich wieder beruhigt. Bis dahin entferne ich ein Arm von seinem Rücken und platziere es stadessen an seinem Hinterkopf, wo ich dann beginne sanft die Haare zu streicheln, welche angemerkt wahrhaft weich sind. Ihm entweicht zwischen dem gedämpften Schluchzer, auch einige wohligen Seuftzer, die mir andeuten, dass ihm das Streicheln gefällt und womöglich unterstützt, ihm schneller zu besänftigen.

Tatsächlich horcht man nur noch das angenehme Seufzen und von jammern und Schluchzen ist jegliche Ton erloschen. Ich weiß dennoch nicht, ob ich diese Position noch länger stand halten kann, da diese Nähe zu einem Menschen für mich unangenehm und recht ekelhaft ist. Ihn jedenfalls einfach loszulassen und von mir weg zu drücken, würde ihn sicher aus der Fassung bringen und erneute Fragen auf sich ziehen.

Deshalb tippe ich als Signal an seiner Schulter und direkt begreift er, lockert zu erst seinen Griff von meiner Sweatjacke bis er voll und ganz seine langen Finger davon entfernt und einige Schritte von mir weicht. Das dauerhafte Zittern, welches sein Körper übermannt, findet einen Schluss und schüchtern hebt er seinen Kopf hoch, um mir in die weiterhin kühlen Augen zu sehen.

Mein Blick erfasst sein Gesicht genau, so als hätte ich die Absicht, alles vom ihm in meinem Gedächtnis einzubrennen. Sein markantes Gesicht. Sein liebliches Muttermal an seiner Nasenspitze. Die obere Falte an seinem einem Augen und diese hellbraune, schon karamell-farbene Haut. Nicht zu vergessen, die weichen dunkelbraunen Haare und seine von emotionsvollen braunen Augen. Sein Abbild ähnelt wahrhaft den eines Engels und womöglich ist das der Grund, weshalb ich ihn nicht kontrollieren kann.

Aber seine Ausstrahlung kann ich nicht nachvollziehen, denn den eines Engels ist Liebhaft und gutmütig. Seines ist misstrauisch und verletzlich. Etwas musste ihm geprägt haben und angetan worden sein. Leider bringen meine Kräfte nichts und die Vermutung, dass er einer diese jämmerlichen Engel ist, bringt mich auf Hochtouren und bevor ich mit einem Schlag ein Angriff auf ihn starten kann und meine Zellen abdrehen, lässt er mich nun mit einem einzigen Wort aus der Fassung bringen.

»Danke.«

Stille.

Meine Hand, welche ich für den Schlag schon ausholte, bleibt bei der Bewegung in der Luft inne und merklich verblüfft sehe ich ihn stumm an. Anstatt mein eigentliches Vorhaben weiter zusetzen, bewege ich meine Hand an meiner Wange und tue so als wolle ich mich dran kratzen. Für eine Sekunde weiten sich seine noch roten Augen ehe ein zaghaftes Lächeln seine Lippen ziert. Das er tatsächlich zum ersten Mal vor meiner Gegenwart lächelt, ist bemerkenswert und insgeheim wundere ich mich, ob er jemals schon einmal gelächelt hat.

Der Grund, weshalb ich ihn doch nicht verletzte ist, dass er sich bei mir bedankt hat. Für eine nicht bedeutende Tat und dennoch bedankte er sich. Noch nie wurde jemals dieses Wort an mich gerichtet, nicht in der Unterwelt und nicht hier in der Menschenwelt. Der einzige, der sich bedankt hatte, war erst vor kurzem Jung Hoseok, aber nur weil er seine Erlösung dank mir bekam.

Nur ihn kann ich nicht verstehen, warum er sich für die Umarmung bedankt hat. Es kam nicht vom Herzen und Mitleid verspürte ich genau so wenig. Also weshalb bedankt sich ein Mensch wie er für so was kleines, nichts besonderes? Aus ihm werde ich wohl nie schlau werden, dafür ist er mir ein angemerktes Rätsel aus tausenden Mysterien.

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* verstorbenen Soldaten = zwar ähnelt das menschliche Aussehen seines Dämonischen, jedoch ist er nur im Besitzt dieses Körpers, also gehört im der Körper nicht lol. Aber wäre er in seiner dämonischen Form, würde sich noch etwas ändern, was aber erst im Laufe der FF verstanden wird.

* Arcanum puer = latein und steht wie oben geschrieben für mysteriösen Jungen. (Laut Google lol) +werde ich dann öfters mal Wörter in lateinischen schreiben & die deutsche Übersetzung ganz unten schreiben. Hoffe, ihr habt kein Problem damit. ^-^

ᴰᴱᵛᴵᴸɢɢᴜᴋᴛᴀᴇ (old Ver.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt