Ich lasse ihn ohne Unterbrechung meinerseits an meiner Schulter ausheulen. In Ruhe wartend, dass er sich wieder beruhigt hat, starre ich geradeaus in seine offene Wohnung und bemerke erst jetzt wie klein sie ist. Für eine einzige Person reicht der Platz zumindest aus, jedoch entdecke ich kaum Möbel oder weiteres, die diese Wohnung gemütlich aussehen lässt. Nicht einmal ein Schuh-Regal, Garderobe oder der gleichen ist vorm Eingang aufzufinden.
Zwar weiß ich nicht als was er arbeitet oder wie viel er verdient, dennoch kann er nicht in so einem miesen Zustand wohnen. Nun stelle ich mir tatsächlich die Frage, ob er sich eigentlich in seine eigenen Vier - Wänden wohl fühlt oder ob ihm sein zuhause zu schaffen macht. Ich wundere mich durchaus, was mit seinen Eltern sind, denn bei ihm zu leben, tuen sich definitiv nicht und wie allgemein sein Familienverhältnis zu ihnen steht, ist mir genauso wenig bekannt.
Wie ich Vante momentan einschätzen kann, ist er ein Einzelkämpfer, der alles im Alleingang versucht zu meistern, aber öfters dran scheitert. Dennoch steht er krampfhaft auf und macht ohne endgültig zu Grunde zu gehen weiter, mit der Bindung einer Hoffnung, dass er irgendwann an sein Ziel ankommt und der Welt beweisen kann, das er es ebenfalls wert ist.
Doch begreife ich seine eigentlichen Situationen nicht, wieso und warum er so leidet und am verzweifeln ist. Er ist eine Art von Person, der keinen offenen Buch gleicht und nie durchschaubar ist. Jemand der immer wieder für Überraschungen sorgt und selbst nicht weißt, was genau er will.
Doch steht mir das Recht zu, so über ihn zu urteilen, obwohl ich ihn kaum kenne und mir seine Hintergründe nicht bekannt sind? Ich neige nicht einmal dazu, alles wissen zu wollen, aber trotzdem hege ich den Drang, seine Rätsel für sein wahres Ich zu lösen.
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Vor kurzem hörte er tatsächlich mit dem weinen auf, nachdem ich sanft über seinen Hinterkopf strich. Ich sah dies als einzige Lösung, ihn zu beruhigen, denn dies klappte immerhin das letzte Mal auch. Tatsächlich denke ich, dass er sich in meinen Armen geborgen und sicher fühlt, doch weiß ich den Grund dafür nicht, da ich nichts großartiges mache. Aber wenn ihm meine Nähe so dermaßen gut tut, soll es mir Recht sein. Beschweren werde ich mich erst dann, wenn er eine gewisse Grenze überstreitet, die für mich nicht akzeptabel ist.
Ich biete ihm an, mir zu schildern was der Grund für seinen mentalen Breakdown war und ob ich ihm in irgendeiner Weise behilflich sein kann. Direkt kommt seinerseits ein hastiges Kopfnicken und er bittet mich um Einlass seiner kleinen Wohnung. Trotz das ich schon lange auf dem Weg zur Arbeit sein sollte, nehme ich sein Angebot an und trete in seiner Wohnung ein.
Innen ist wie schon gedacht, die Einrichtung schlicht oder unvollständig gehalten und keine extravaganten Möbel sind zu entdecken. Er besitzt fast gar nichts und sicher auch keine Wertsachen, die er in einer geschlossenen Schrank aufbewahrt. Es könnte auch daran liegen, dass er womöglich verschuldet oder in einer finanzielle und familiären Notlage ist und sich nicht mehr zu helfen weißt. Es wird allmählich Zeit, mehr über diesen mysteriösen Jungen zu erfahren und seine Schlösser, welche seine Geheimnisse versiegeln, zu knacken.
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Momentan sitzen wir auf seiner eher kleinen, aber dennoch gemütlichen Couch und schweigen uns fürs erste an. Sicherlich muss er erstmals seine Gedanken ordnen, um einen richtigen Anlauf für seine Erzählung zu finden. In dieser Zeit scanne ich sein Ebenbild ab und bemerke einige Änderungen an ihm. Er ist blasser geworden, sodass sein Teint eher beige gleicht. Seine dunklen Augenringe sind deutlich zu sehen, sowohl die ungewaschene, fetten Haare, welche seit gestern noch nach Spiritus stinkt.
Er habe sich anscheinend nicht gewaschen und sieht im allgemeinen ungesund auch. Auch zeigt dies seine dünne Körperfigur, die man trotz seiner Bekleidung durchblickt und darauf andeutet, dass er nicht reichlich isst oder überhaupt trinkt. Doch nicht nur sein Körpergewicht fällt mir ins Auge, sondern auch den Verband an seinem Arm. Es könnte nun sein,dass er sich gestern Abend noch verletzt hat oder sich diese Verletzung absichtlich zugefügt hatte.
Er ist also doch jemand, der sentimental und geistlich instabil ist und sich in Selbstmitleid stürzt. Ohne Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen, fordere ich ihn schlagartig auf mich aufzuklären, denn länger schweigen ist mir zu unangemessen. Einige Male schnieft er in der unangenehme Stille und fokussiert sich auf einen bestimmten Punkt im Raum als er zu erklären beginnt. »A-Also... Ich weiß nicht w-wie ich es erklären soll... Aber ich habe einen dummen Fehler begangen...«
Interessiert hebe ich eine Augenbraue an und hacke weiter nach was dieser Fehler war, den er begannen hatte. »I-Ich bin gestern schlafen gegangen, doch habe den Fenster offen gelassen, in welchen ich rein steigen wollte, falls ich meine Wohnungschlüssel nicht mehr finde und außer Haus müsste. I-In dieser Nacht ist j-jemand in meiner Wohnung durch den Fenster eingebrochen...u-und ha-at mi-ich-«, kurz vorm Ende des Satzes bricht er ab und bricht stadessen in Tränen aus.
Ohne die Schilderung weiter erzählt zu bekommen, ist mir durchaus klar, was ihm wiederfahren ist und sofort strömt in mir eine böse und wütende Kraft aus, die ich mit großer Mühe bändigen kann. Ich bin definitiv empört und entzürnt, schon beinahe blind vor Jähzorn und kann es nicht mehr ertragen wie ekelhaft und minderwertig diese Menschen sind. Sich feige und widerwärtig an Schutzlose zu vergreifen und sie in einer ekelhaften Form zu misshandeln.
Durch diese Tat und der letzten mit der versuchten Brandstiftung wird mir klarer, dass es nicht reicht, nur einige von ihnen auszulöschen. Die ganze Menschheit hat es verdient meinen Zorn und Sicht auf Vergeltung zu spüren. Dieser gebrochene Mann, welcher wie ein Stück Elend, zusammen gekauert vor mir sitzt, weint und im ganzen Leibe zittert, hat solche qualvolle Schicksalsschläge erleben müssen, die ihm zerstörten. Er wurde von Gott und seinen Artgenossen im Stich gelassen und widerwillig bringt dieses Bekenntnis, mich auf ein Spiel mit Gott einzulassen.
Lass uns spielen, god.
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Wie vorhin, streichel ich sanft zur Beruhigung seine glänzenden, von fettigen Haare und warte erneut ab, dass er einkriegt. Ich kann durchaus nachvollziehen, was für Höllenwege er überstreiten muss bis er ans Ziel der ewigen Freiheit gelangt. Aber ich hoffe inständig für ihn, dass er diesen Weg nicht abbricht und an seinen Ziel ankommt, egal wie lange er dafür braucht. Er muss tapfer sein, auch wenn alles für ihm aussichtslos scheint.
Denn es gibt immer ein Ausweg, der dich zu deinen Ziel bringt. Man muss nur fest an sich glauben und nie die Hoffnung verlieren. Wenn die Welt gegen einem ist, dann sollte man diese dem Rücken kehren und einfach sein Ding weitermachen, egal was andere sagen oder denken. Genau dies Teile ich ihm mit und ich bin mir absolut sicher, dass ihm diese Worte helfen und ihm wenigstens zum lächeln bringen.
»Nun denn... Ich würde jetzt vorschlagen, dass du jetzt ein Bad oder eine Dusche nimmst und dich frisch machst. In der Zeit rufe ich bei der Firma an und richte aus, dass ich heute nicht mehr zur Arbeit gehe.«
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ᴰᴱᵛᴵᴸɢɢᴜᴋᴛᴀᴇ (old Ver.)
Fanfiction🅐🅑🅖🅔🅑🅡🅞🅒🅗🅔🅝 !!ALTE VERSION!! [Fortsetzung in der neuen Version] ╔════ೋೋ════╗ ʝɛѳɳgguk: der lιѕтιge ѕaтan. ╚════ೋೋ════╝ тrιғғт aυғ ╔════ೋೋ════╗ тɑɛɦyυɳg: daѕ leтzтe opғer. ╚════ೋೋ════╝ •─────✧───...