Flash Back
Dieses Wochenende sind meine Eltern zu meiner Tante Carol verreist und somit habe ich Sturmfrei. Meine Gedanken toben und ich habe mir etwas Schönes für die gemeinsame Zweisamkeit mit Jayden überlegt.
Zuerst möchte ich für uns Zwei Spaghetti kochen, Jaydens Lieblingsessen, und es anschließend mit einem gemütlichen Filmeabend ausklingen lassen.
Wir waren schon lange nicht mehr nur zu Zweit, weswegen ich mich ungemein darauf freue. Entweder waren wir immer auf Wettkämpfen, Partys oder unsere Eltern waren anwesend. Also die perfekte Gelegenheit für Uns.
Den Einkauf der Zutaten habe ich schon Gestern erledigt, deswegen musste ich Heute nur die Küche soweit vorbereiten und mich jetzt noch schick machen.
Meine Wahl fällt auf ein elegantes schwarzes Kleid, welches meine Figur besonders betont. Meine Haare binde ich in einem straffen Zopf nach oben zusammen. Meinem Freund gefiel solch ein Outfit schon immer besonders an mir. Er meinte, es würde mir etwas Strenge verleihen, und darauf steht er anscheinend.
Mein Make Up hingegen fällt etwas einfacher aus, wie es Jayden eigentlich nicht gerne sah, aber durch den roten Lippenstift immerhin mit einem verführerischen Akzent. So wie ich mich auch noch wohl fühle.Als es kurz darauf an der Tür klingelt, ziehe ich mir noch schnell meine High Heels, die ich von ihm geschenkt bekommen habe, an und versuche unfallfrei an ihr anzukommen. Noch ein letztes Mal rücke ich das Kleid zurecht und öffne die Tür mit einem aufgeregtem Kribbeln in meinem Bauch.
Jayden steht dort in seinen üblichen Klamotten. Ich hatte ihm nichts von meiner Tagesplanung erzählt, schließlich sollte es eine Überraschung werden und laut seinem überraschten Gesichtsausdruck ist es mir auch gelungen.
Seine blonden Haare extrem kurz, wie immer, seine lässige figurbetonte Jeans und sein weißes Hemd genügen, um mich aus den Socken zu hauen. Wie vernarrt ich einfach in diesen Kerl bin!
Einen Moment lang schaut er mich fragend mit seinen eisblauen Augen an. Er fährt meinen Körper von Oben bis Unten zu den High Heels genauestens ab, bis er mit einem zufriedenen Grinsen an meinen Lippen stehen bleibt. Plötzlich steht er ganz dicht vor mir und zieht mich zu einem innigen Kuss ganz dich an sich heran. Meine Hüfte umklammert er fest und sein Kuss wird so drängend, dass ich genau weiß, was er heute von mir will. Genau das wollte ich auch mit meinem Outfit erreichen, Mission erfüllt!
Zufrieden lächle ich in unseren Kuss hinein.
„Hey Prinzessin." Rau erklingt seine tiefe Stimme, nachdem wir uns voneinander gelöst haben.
„Hey Schatz", erwidere ich außer Atem. Die Luft zwischen uns ist so elektrisierend, dass man meinen könnte, unsere Augen sprühen jeden Moment Funken.
Mit einem zurückhaltenden Lächeln und einer einladenden Geste deute ich ihm an, herein zu kommen. Dies tut er auch sogleich und geht geradewegs in die Küche. Typisch für ihn, denn wo es lecker roch, war Jayden nicht weit von entfernt.
„Ich hoffe du hast Hunger mitgebracht?", rufe ich ihm noch hinterher, während ich die Haustür ins Schloss fallen lasse.
Jayden ruft mir auch etwas zu, nur habe ich es leider nicht verstanden, weshalb ich mich schnell auf den Weg zu ihm mache.
Dort angekommen sehe ich, wie er am Herd steht und einen Blick in die zwei dampfenden Töpfe wirft.
In dem großen Topf köcheln die Spaghettis vor sich hin und in dem kleinen ist die Bolognesesoße, die nur noch warm gehalten wird. Der Duft ist wirklich Himmlisch, so Himmlisch, dass mein Magen augenblicklich anfängt zu Knurren.
„Was hast du gerade gesagt, Schatz?", frage ich schnell nach um das Magenknurren zu übertönen.
„Ich habe dich nicht verstanden."
Das war anscheinend ein Fehler, denn sogleich ich dies ausgesprochen habe verändert sich sein entspannter Gesichtsausdruck zu einer wütenden Fratze.
In letzter Zeit ist er recht schnell aufbrausend und verliert die Fassung immer häufiger wegen Kleinigkeiten.
Augenblicklich versuche ich für etwas Ablenkung zu sorgen und gehe auf den romantisch gedeckten Tisch zu, nur um an den roten Rosen in der Mitte des Tisches zu zupfen. Das Witzige ist, es gibt überhaupt nichts zum zurecht zupfen.
„Ich will mich nicht ständig wegen dir tauber Nuss wiederholen! Hör mir gefälligst anständig zu!", schnauzt mich Jayden wütend an. Er fasst mich feste am Arm und zieht Diesen von den Rosen weg. Bestimmt hat er bemerkt, dass Sie nur zur Ablenkung dienen.
Während ich ihm in die Augen schaue sehe ich das gefährliche Funkeln darin aufblitzen. Was mir überhaupt nicht gefällt. Dieses Glitzern hat er nur dann, wenn er wütend ist und er kurz davor steht, etwas Gemeines zu tun. Die Frage ist nur, ob es eine Körperliche oder Psychische Gemeinheit sein wird.
Auf der Hut drehe ich mich mit dem Körper ganz zu ihm herum und lege meine beiden Hände auf seiner trainierten Brust ab, in der Hoffnung, ihn beruhigen zu können.
„Das tu ich doch immer Schatz. Du warst nur so schnell in der Küche verschwunden, da konnte ich dich leider nicht mehr verstehen", gebe ich entschuldigend von mir und küsse ihn sanft auf seine glatte Wange.
Überraschenderweise packt er mich an meiner Hüfte und küsst mich dieses Mal sanft. Abrupt fällt die ganze Anspannung von mir ab. Dennoch werde ich ihn mit Vorsicht genießen und möglichen Reibereien aus dem Weg gehen.
„Wann ist denn das Essen fertig? Es riecht wirklich sehr lecker." Jaydens Stimme klingt ganz zart und normal, als wenn es die Situation zuvor nie gegeben hätte.
„Ich schaue mal nach den Spaghettis, dann kann ich mehr sagen", antworte ich ihm und gehe zu dem großen Topf der auf dem großen Herd steht.
Eine der Nudeln fische ich mir heraus und prüfe sie, allerdings ist sie noch zu fest und verrät mir somit noch etwas köcheln zu müssen. Dies teile ich meinem Freund mit und wir setzen uns an den romantisch gedeckten Tisch.
„Nächstes Wochenende findet wieder ein Kampf statt. Ich werde daran Teil nehmen und du wirst mich begleiten, Prinzessin." Seine Stimme verrät mir keinerlei Widerspruch einlegen zu dürfen. Für ihn ist es beschlossene Sache an der es nichts zu rütteln gibt. Natürlich werde ich ihn begleiten, dass steht außer frage, aber er muss anscheinend immer seine Macht mir gegenüber demonstrieren.
„Ja natürlich komme ich mit. Gegen wen wirst du antreten?" Interessiert beobachte ich Jayden.
„Ich glaube der Typ heißt Collins oder so. Aber das kann mir egal sein, dieser Verlierer wird schneller auf dem Boden aufschlagen als er überhaupt austeilen kann!", spottet er und setzt sein überhebliches Grinsen auf.
Allerdings kann ich seine Meinung nicht teilen, ich weiß wie gut Collins ist. Er ist kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Er ist verdammt schnell und seine Kombis teuflisch, wenn Jayden nicht aufpasst wird er sich auf der Matte wiederfinden.
„Collins kenne ich. Vor dem solltest du dich etwas in Acht nehmen. Seine Kombis sind schon einigen zum Verhängnis geworden." Abrupt versteife ich mich und füge noch schnell etwas hinzu, „aber du wirst es ihm schon nicht leicht machen, Schatz.Ich weiß wie gut du bist."
Jaydens Mimik entgleist ihm gefährlich und seine Atmung verschnellert sich. Während unsere Blicke sich begegnen, sehe ich wieder dieses gefährliche Funkeln darin und ich weiß nicht, ob ich dieses Mal den Schaden, den ich angerichtet habe, begrenzen kann.
Keine Sekunde später bricht auch schon das Unwetter über uns herein.
„So, weißt DU also wie gut ICH bin?... und wie gut ER ist? Warst du etwa auch mit IHM in der Kiste oder was?", spukt er mir wütend entgegen. Natürlich war ich das nicht und im Inneren weiß er das auch, aber seine Wut lässt ihn immer Sachen machen und denken, die einfach nicht der Realität entsprechen.
„Nein Schatz, natürlich nicht! Du weißt, dass ich dich niemals betrügen würde und davon Mal ab, habe ich über das Boxen gesprochen. Ich möchte doch nur, dass du nicht zu leichtsinnig an die Sache ran gehst.", versuche ich ihn zu beruhigen und stehe auf, um nach den Spaghettis zu gucken, die immer noch köcheln.
Erneut nehme ich eine zum Prüfen heraus und dieses Mal sind sie fertig. Schnell suche ich nach den Topflappen, um das heiße Wasser abzuschütten zu können. Mit dem großen Topf in der Hand laufe ich zu dem Waschbecken herüber, doch im Augenwinkel sehe ich wie Jayden bedrohlich auf mich zukommt. Unbehagen durchzuckt jede Faser meines Körpers und ich erstarre einen Moment zu lang in meinen Bewegungen.
„Leichtsinnig bin ich also in deinen Augen? Dann passt das hier ja genauso gut zu meiner Leichtsinnigkeit!" Aggressiv schubst er mich, samt den heißen Topf in meinen Händen, auf die dunklen Fließen in der Küche meiner Eltern. Erschrocken über so eine boshafte Tat, kann Ich garnicht schnell genug reagieren und die heiße Flüssigkeit mit den Nudeln entleert sich auf meinem Schoß.
Qualvoll schreie ich auf. Der stechende Schmerz dringt zu mir durch und aus Reflex springe ich gleich auf, um der Hitze zu entkommen. Aber leider zu spät, meine ganzen Beine, Hände und etwas von meinem Bauch wurden mit dem kochendem Wasser benetzt. Panisch streife ich mir blitzschnell das Kleid über den Kopf um die Nässe und die Hitze endlich von mir weg zu bekommen.
Vor Pein fange ich an zu Wimmern und traue mich garnicht hoch zu schauen, geschweigedenn auf meine Beine. Sie brennen wie Feuer und jede kleinste Bewegung schmerzt.
Ich verstehe nicht, was gerade passiert ist und muss meine Gedanken erst einmal sortieren.
Jayden steht einfach nur da und guckt mir unbeeindruckt zu wie ich hier, nur in Unterwäsche, wie ein Häufchen Elend stehe und mich nicht traue auf irgendeine Art und Weise zu reagieren, außer leise vor mich hin zu Schluchzen.
„Das bist du selber Schuld, hättest du einfach mal dein verdammtes Maul gehalten, Prinzessin!", durchbricht Jayden zornig die Stille. Fassungslos schüttle ich meinen Kopf. Zu mehr bin ich einfach nicht imstande.
Nicht nur meine Beine schmerzen höllisch, sondern auch mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen. Wie kann er das jetzt nur sagen? Seit wann bin ich ihm so egal geworden? Seit wann geht er so mit mir um?
„Zieh dir was an, wir sollten ins Krankenhaus fahren und mal drüber gucken lassen. Das sieht ganz schön eklig aus", befiehlt er mir angewidert. Um ihn endlich aus meiner Nähe zu bekommen, befolge ich einfach seine Anweisung. So vorsichtig wie möglich gehe ich die Treppe rauf in mein Zimmer. Dort angekommen schließe ich die Tür hinter mir ab und breche völlig aufgelöst in Tränen aus.
Auch nach fünf Minuten schaffe ich es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen, und beschließe deshalb, mich einfach anzuziehen und mit Jayden ins Krankenhaus zu fahren.
Was für Möglichkeiten habe ich schon? Liz kann ich schlecht fragen, sie würde mir zu viele Fragen stellen und in meiner jetzigen Verfassung würde mir bestimmt die Wahrheit heraus rutschen. Ich kann ja schlecht erzählen, was wirklich vorgefallen ist. Wer weiß was dann auf mich zukommt.
Einen weiten Kaputzenpullover und eine graue Jogginghose ziehe ich aus meinem Kleiderschrank heraus. Beides Kleidungsstücke, die nicht zu eng sind und somit meine verbrühte Haut unnötig reizen würden. Ganz vorsichtig streife ich mir die Anziehsachen über, ohne einen Blick auf meine schmerzenden Stellen zu werfen. Ich habe viel zu große Angst vor dem Ausmaß der Verletzungen. Mit dem Wissen, die Wahrheit noch herauszögern zu können. Spätestens der Arzt wird mich aufklären, wie schlimm es tatsächlich um meine Beine steht.
Noch einmal atme ich tief durch, sammle all meinen Mut und mache mich auf den Rückweg zu Jayden. Doch ich finde ihn hier unten in der Küche nicht vor, nur das ganze Wasser, die Nudeln und den Topf der noch immer auf dem Boden liegt. Wie ein Schlachtfeld verhöhnt mich diese Momentaufnahme meines Lebens.
Aufräumen werde ich das später, jetzt gerade fühle ich mich einfach nicht in der Lage dazu. Ich schnappe mir schnell zwei Trockentücher, die für mich zu erreichen sind, und lasse sie vorsichtig auf die Pfützen gleiten. So können sie sich schonmal vollsaugen und das Wasser etwas minimieren.
Gott sei Dank haben wir in der Küche überall Fliesen liegen, da wird das Wasser keinen all zu großen Schaden anrichten, denke ich an die entsetzten Gesichter meiner Eltern, wenn sie wüssten, dass ich das jetzt nicht sofort sauber mache.
In der Angst Jayden könnte plötzlich hinter mir auftauchen, weil ich mir zu lange Zeit gelassen habe, lasse ich meinen Blick behutsam in meiner Gegend herumschweifen. Noch so einen Ausraster würde ich nicht verkraften.
Alles ruhig und leer. Niemand in Sicht.
Plötzlich ertönt die Hupe seines Wagens und ich zucke unwillkürlich zusammen.
Mir wird klar das mein Freund vor meinem Haus in seinem Auto auf mich wartet. Sehrwahrscheinlich total genervt, sonst hätte er nicht gehupt.
Seufzend tapse ich unter Schmerzen zu ihm nach Draußen und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Er sitzt in seinem roten BMW und hat den Motor schon gestartet. Bereit um mich ins Krankenhaus zu fahren. Wenigstens etwas, denke ich sarkastisch und laufe so gut es geht auf ihn zu.
In meinem Kopf überlege ich schon ganz eifrig wie ich das alles meinem Arzt erklären werde.
Jayden verpetzen kommt für mich nicht infrage, also wird es darauf hinaus laufen, dass ich Mal wieder so tollpatschig gewesen bin und mir der Topf aus der Hand gefallen ist. Ja das wird das Beste sein!Flash Back Ende
Genau so habe ich es damals erfolgreich dem Arzt verklickert.
Ende vom Lied, meine Beine wiesen Verbrennungen dritten Grades auf. Die betroffenen Stellen wurden desinfiziert und so gut es ging verbunden. Noch bis heute habe ich Probleme mit meiner Haut an meinen Oberschenkeln und hässliche Narben weisen sie auch auf. Zumindest hatte ich etwas Glück, da es nur meine Oberschenkel so schlimm erwisch hat. Eine Stelle meines Körpers die ich ohnehin nicht freiwillig zeige, aber dafür eine Stelle die mich für immer an Jayden erinnern wird.Überarbeitet am 27.07.2019
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Angel Kiss (Beendet)
Romance"Ich gebe nicht auf, niemals. Wenn es sein muss, dann kämpfe ich bis zum bitteren Ende und notfalls noch weiter." Ava Sawyers große Leidenschaft ist das Boxen. Im Boxverein eines alten Bekannten möchte sie von vorn beginnen, einen Neustart wagen, d...