Total Erledigt sitze ich in meiner Vorlesung, der ich sowieso keine Aufmerksamkeit schenken kann. Ich bin wieder an einem Punkt in meinem Leben angelangt, von dem ich geglaubt habe, ihn schon längst hinter mir gelassen zu haben. Aber wie man sieht war diese Annahme ein großer Irrtum.
Die ganze Nacht habe ich still vor mich hin geweint, und mein Kopfkissen war heute Morgen tränendurchtränkt. Fast schon klitschnass, und das Alles nur Dank meiner geliebten Mutter. Zähneknirschend lausche ich meinen inneren Worten.Jenny ist heute nicht zur Uni erschienen, aber was habe ich auch erwartet? Sie kümmert sich bestimmt aufopferungsvoll um ihren Freund. Da fällt mir doch gleich ein, dass ich ihr Mal schreiben sollte, um mich nach ihnen zu erkundigen, immerhin hat Josh einiges einstecken müssen, weswegen sich sein Zustand jeder Zeit rapide verschlechtern kann.
Mit einer gewohnten Handbewegung hole ich mein iPhone aus meiner Hosentasche heraus. Abrupt stoppe ich in meine Bewegungen. Eine Nachricht von Unbekannt.
Alleine bei dem Gedanken an die ganzen anderen Nachrichten von Anonym und der scheußlichen Inhalte, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Einen kurzen Moment überlege ich sogar, diese SMS nicht zu öffnen, aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht doch einen Blick darauf werfen würde.
Angespannt entsperre ich mein Handy und drücke auf das Brief-Symbol. Bevor mein Gehirn den ersten Buchstaben wahrnimmt, atme ich ein letztes Mal tief durch.Hey Prinzessin,
deine Mutter hat mir deine Nummer gegeben, falls du dich wunderst, woher ich sie habe.
Ich weiß, ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen, aber auch verständlich nach dem, was du getan hast. Allerdings bin ich bereit, all das hinter uns zu lassen und unserer Beziehung noch eine Chance zu geben.
Ich vermisse dich.
JayMit kraus gezogener Stirn betrachte ich den Text, der in voller Pracht mein Handy erleuchtet, nur leider mich nicht zum Strahlen bringt. Ganz im Gegenteil, denn meine Miene verfinstert sich schlagartig.
Wütend schalte ich mein Handy aus und stecke es zurück in meine Jeans.
Zuallerallererst frage ich mich, was sich meine Mutter wieder Mal dabei gedacht hat. Habe ich ihr denn nicht erst Gestern ganz genau erklärt, was ich von dieser ganzen Versöhnungskacke halte? Wütend schnaube ich aus.
Als Zweites frage ich mich, was Jayden sich von seinem dummen Text erhofft. Denn von mir braucht er nichts zu erwarten. Noch nicht einmal eine Antwort wird er bekommen. Immer noch das gleiche selbstverliebte Arschloch. Pah!
Mein Aggresions-Level ist gefährlich hoch und ich bemühe mich sehr, nicht aufzufallen. Erneut das Gesprächsthema Nummer eins zu sein, steht nicht auf meiner To-do-Liste.Nach der Uni habe ich meine Sporttasche in Windeseile geschultert und den schnellsten Weg zum Blade's eingeschlagen. Mein inneres Chaos überschreitet meine Belastbarkeit, weswegen ich unbedingt etwas Dampf ablassen muss.
Fertig umgezogen stelle ich in der Halle fest, dass ich noch alleine bin. Was ich sehr gut finde.
Das Aufwärmen beginne ich mit leichten Dehnübungen und beende es nach zehnminütigen Seilspringen.
Voller Vorfreude ziehe ich mir meine Boxhandschuhe über, positioniere mich vor dem Sandsack und dresche auf diesen ein. In Gedanken stelle ich mir das Gesicht von Jayden vor.
Wie er arrogant diese SMS verfasst hat.
Wie er vergebens auf eine Antwort wartet.
Wie er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, wegen Ausbleib einer Antwort, sauer wird und sich sein einst hübsches Gesicht zu einer unausstehlichen Fratze verzieht.
Bei jedem weiteren Gedanken, den ich an diesen Penner verschwende, wird jeder Schlag von Mal zu Mal härter, schneller, fester!
Als die Stimme meiner Mutter, mit den Worten des Telefonats von Gestern, noch dazu kommt, ist es ganz um mich geschehen und ich breche in Tränen aus, aber lasse nicht von dem Boxsack ab. Es tut einfach zu weh in meiner Brustgegend, weswegen ich einfach den ganzen Frust und Schmerz in meine Schläge wandern lassen.
„Na Kleines, bereit für eine Runde im Ring?" Daniels laute Stimme erschreckt mich so dermaßen, dass ich zusammenzucke und mir blitzschnell die feuchten Wangen abwische. Eigentlich bin ich fest davon ausgegangen, alleine zu sein. Mit der vom Handschuh eingehüllten Hand auf meiner Herzgegend liegend wirble ich zu ihm herum. Er lehnt an den Seilen mit seinen alten Boxhandschuhen in der Hand, die auch schon bessere Zeiten erlebt haben und schenkt mir ein herausforderndes Lächeln. „Was sagst du?"
Kurz gehe ich meine Möglichkeiten durch, entscheide mich aber für eine Runde mit Daniel im Ring. Immerhin weiß er auf was er sich bei mir einlässt, was soll da schon schief gehen?
Mit schnellen Schritten laufe ich zu ihm herüber, allerdings ist meine innere Aufregung kaum auszuhalten.
Bei Daniel angekommen öffnet er mir elegant die Seile, weswegen ich mich sanft durch den größeren Spalt schlängle und in einer Hälfte des Boxringes stehen bleibe, bis er mir gegenüber steht.
Vielsagend schaut er zu mir herüber und wir klopfen uns mit den Fäusten ab, um mit dem Kampf zu beginnen.
Mein wild pochendes Herz erlaubt mir nichts anderes zu hören außer es selbst. Meine Wahrnehmung verschwimmt und ich reagiere einfach nur noch. Mein Körper führt die Schläge wie automatisch aus und hält die Abwehr ebenso aufrecht. Schlag auf Schlag.
Daniel ist wirklich so gut, wie alle immer behauptet haben, und heute komme ich zu dieser Ehre endlich Mal mit ihm im Ring zu stehen. Wir kennen uns zwar schon so lange, aber irgendwie ist es noch nie zu einem intensiveren Training zwischen uns gekommen, was ich im Nachhinein sehr schade finde, denn er ist ein wirklich toller Lehrer. Er ist hart aber fair. Eine wirklich ausgezeichnete Kombination, wie ich finde.Die weiteren Runden verstrichen wie im Flug. Blade hat natürlich gewonnen, aber ich konnte meinen ganzen Frust an ihm rauslassen. Mit jedem Punch fand ich ein wenig mehr zu mir selbst zurück. Zu der Ava, die Spaß am Boxen hatte und nicht jedesmal bei dem Gedanken an einen Gegner Angst bekam, diesen zu verletzen. Die es liebte, auf der Matte zu stehen.
Befreit und Müde streiche ich mir nach unserem anstrengenden Duell meine nervigen Haarsträhnen aus meinem Gesicht.
„Danke, Daniel."
Wissend zwinkert er mir zu und verlässt ohne jegliche Worte den Ring, als plötzlich die Tür aufschwingt und eine Horde muskelbepackter junger Männer herein stürmt. Natürlich mit dem typischen Gelächter, welches mir unbewusst meine Mundwinkel in die Höhe schießen lässt.
Als Masons und mein Blick sich treffen, verlieren wir uns einen Moment in den wunderschönen Augen des jeweils Anderen. Seine Haare stehen wild von seinem Kopf ab, was mich darauf schließen lässt, dass er mit seinem Bike hier ist. Verdammt, sieht er gut aus!
Mit jedem weiteren Schritt, den er auf mich zusteuert, breitet sich ein kaum aushaltbares Kribbeln in meinem ganzen Körper aus. Wirklich verrückt, zu welchen Gefühlen ein einziger Mensch fähig ist und das nur innerhalb von Minuten.
Schwungvoll springt er auf den Absatz von dem Ring vor mir und schließt mich in seine Starken Arme. „Hey meine Schöne", haucht er mir verführerisch ans Ohr. Verlegen grinse ich vor mich hin, als im selben Moment die restlichen Jungs laut zu Jubeln beginnen. Die hatte ich ja total vergessen, schießt es mir sogleich durch den Kopf, und wenn ich gerade noch verlegen war, bin ich jetzt mit Sicherheit knall Rot. Signalrot um genau zu sein.
Meine Brust hebt und senkt sich immer noch hektisch von dem Kampf zuvor.
„Schön, dass ich dich so außer Atem bringe", witzelt der Schönling vor mir herum. Nach einem zarten Kuss auf meine Stirn entfernt er sich wieder von mir. Unsicher schaue ich ihn an.
Noch nie war ich gut im Flirten und belasse es deswegen erstmal bei einem schüchternen Schmunzeln.
„Manno! Immer kommt mir einer von euch Idioten bei den Mädels in die Quere." Mit einem Schmollmund verschränkt Kalvin seine Arme vor der Brust. Er sieht wie ein kleiner Junge aus, der seinen Keks zu Mittag nicht bekommt. Irgendwie putzig, finde ich.
„Sorry, Bro. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt", witzelt Mason herum. Amüsiert darüber verfallen wir alle in Gelächter, und ich halte für einen Moment inne, um mir jeden Einzelnen von ihnen genauestens anzusehen. Sie sind sich so ähnlich aber dennoch so unterschiedlich, dass sie sich einfach perfekt ergänzen. Wie Yin und Yang. Ein perfektes Ganzes.
Meine Gesichtszüge werden immer weicher beim genaueren betrachten der Jungs und ich bin wirklich froh, sie kennen gelernt zu haben.
Sie alle haben mich vom Gegenteil überzeugt, was meine negative Einstellung zu Boxern betrifft. Denn keiner von ihnen war nur ansatzweise so selbstsüchtig, arrogant, hinterhältig oder herablassend wie Jayden.
Dieser Kerl hat einfach schon viel zu lange Macht über mich ausgeübt und damit ist jetzt endgültig Schluss! Nie wieder werde ich mich von ihm einschüchtern lassen oder mir meine Laune von ihm verderben lassen!
Nein, ich habe jetzt ein neues, besseres Leben. Mit vielen wunderbaren Menschen, die mich so mögen, wie ich bin. Die aufeinander Acht geben, sich akzeptieren und respektieren. Wie eine Familie, die ich nie hatte.
Jetzt ist es Zeit, mein Leben zu genießen, meine Einsamkeit hinter mir zu lassen, beschließe ich festentschlossen, springe von dem Rand des Ringes herunter und geselle mich zufrieden zu den Jungs.
Mason bemerkt sofort meine Anwesenheit und zieht mich in seine Starken Arme, um mir erneut einen zarten Kuss auf die Stirn zu drücken. Zugegebenermaßen gefällt mir diese kleine Geste von ihm sehr, denn in solchen Momenten fühle ich mich beschützt und auch irgendwie besonders.
Amüsiert schießt mir meine Unsicherheit der vergangenen Tage wegen unserer Beziehung zueinander in den Kopf. Alle Aufregung umsonst, Ava.
Schmunzelnd lullt mich sein angenehmer Duft ein und ich schwebe auf Wolke Sieben. In der Hoffnung, dass sie sich nicht so schnell in Luft auflöst.Hey meine Lieben,
endlich ein neues Kapitel für euch.
Ich weiß auch nicht, aber in letzter Zeit ist einfach der Wurm drin. Deswegen kann ich euch auch nicht genau sagen wann das nächste Update kommen wird. Aber dennoch hoffe ich, dass ihr trotzdem weiterhin dabei bleibt.Mein ihr Jayden wird locker lassen wenn Ava nicht antwortet?
❤️Fühlt euch gedrückt❤️
eljomucona
DU LIEST GERADE
Angel Kiss (Beendet)
Romance"Ich gebe nicht auf, niemals. Wenn es sein muss, dann kämpfe ich bis zum bitteren Ende und notfalls noch weiter." Ava Sawyers große Leidenschaft ist das Boxen. Im Boxverein eines alten Bekannten möchte sie von vorn beginnen, einen Neustart wagen, d...