Es ist jetzt schon ein paar Tage her, dass ich mit Mason gesprochen habe. Genau genommen war das letzte Mal in meiner Wohnung. Nach dem unerwiderten Geständnis.
In dieser Nacht habe ich kein Auge zu getan, und als sie mir vor Müdigkeit endlich zu fielen, klingelte schon der Wecker. Dieser Tag war der Erste hier in Miami, an dem ich nicht laufen gegangen bin und ich Mason nur aus der Ferne zu Gesicht bekommen habe. Scheinbar hat ihn mein Verhalten wirklich sehr gekränkt, was ich ihm auch nicht verübeln kann. Welcher normale Mensch verhält sich auch schon so blöd wie ich? Genau- Niemand!
Somit habe ich beschlossen mich von ihm Fern zu halten und mich ihm auch nicht weiter aufzudrängen. Je früher dieses „Etwas" zwischen uns beendet wird, umso besser. Wer weiß, wo das Ganze noch hingeführt hätte und wie verletzt wir danach gewesen wären. Ich bin einfach zu verkorkst, zu kaputt für einen Menschen in meinem Herzen. Es ist gekommen wie es eben kommen musste. Früher oder Später wären wir sowieso an dem Punkt angelangt, an dem ich für ihn nur noch Ballast bin.
Es ist einfach zu viel, was ich zu bewältigen habe, und Mason hat es schlichtweg nicht verdient, in meine Dinge mit hineingezogen zu werden.
Seit vier Tagen rede ich mir das Ganze schon ein, damit ich mich von ihm fern halte. Mit den Jungs habe ich auch nicht mehr viel unternommen, weil mir die Gefahr, auf Mason zu treffen, einfach zu groß ist. Immerhin ist es sein Freundeskreis und ich habe nicht das Recht, mich dort herein zu drängen, damit im Endeffekt Mason weniger mit ihnen macht, nur wegen mir.Heute ist schon Samstag und das heißt Josh wird heute illegal kämpfen. Jenny ist den ganzen Tag schon mulmig zumute, was ich ihr nicht verübeln kann. Immerhin wissen wir beide nicht, was uns da später erwartet. Josh ist ein guter Kämpfer, aber bei solchen Fights bedeutet das bestimmt nicht viel. Beim Training gestern war er so normal wie immer und hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, dass er an solchen Fights teilnimmt. Aber so kann man sich täuschen.
Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was bei den Jungs abgeht, wenn sie es herausbekommen würden. Immerhin kennen sie sich schon lange und haben eine brüderliche Bindung zueinander.
Noch nie ist mir ein solch bunt gemischter Haufen unter die Nase getreten, der einen solchen Zusammenhalt vorweist. Sie streiten sich, sprechen aus was sie denken, auch wenn es dem anderen nicht passt, nehmen Rücksicht, unterstützen sich, vertrauen sich und, am aller wichtigsten, sie lieben sich wie es eben nur eine richtige Familie tut. Dafür bewundere ich sie zutiefst, und umso weniger kann ich Josh's Geheimnis verstehen. Da muss bestimmt noch mehr hinter stecken, anders kann ich es mir nicht erklären.
Mein Handy vibriert und auf dem Display ist Jennys Name zu sehen.
„Ja, was gibt's, Jenny?"
„Josh hat den Ort und die Uhrzeit geschickt bekommen. Um 22:00 Uhr holen wir dich ab, okay?" Ihre Stimme überschlägt sich fast vor lauter Aufregung. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch gut eine Stunde Zeit habe.
„Ja das bekomme ich hin. Wir schaffen das, Jenny. Josh wird seinen Kampf unbeschadet hinter sich bringen und wir verschwinden wieder.", muntere ich sie auf. Einen Moment lang ist es still in der Leitung.
„Ja du hast recht! Bis gleich, Ava." Mit diesen Worten verabschieden wir uns und legen auf.Die Stunde verging doch schneller als gedacht. Frisch geduscht und in Schale geworfen stehe ich vor der Tür meines Wohnheimes. Es fängt schon an zu dämmern und die abgekühlte Luft hier draußen schenkt mir neue Kraft, den Abend für Jenny da zu sein.
Meine lockigen Haare, die ich mir extra eingedreht habe, werden von dem leichten Wind umhergeweht. Aus dem Augenwinkel heraus kann ich ein silbernes Auto erkennen, welches am Straßenrand zum Stehen kommt. Beim genauerem hinsehen sehe ich Jenny auf dem Beifahrersitz sitzen, die mir zuwinkt. Sofort setze ich mich in Bewegung und steuere auf das alte Auto zu. Die Hintertür des Wagens lässt sich leichter öffnen als gedacht und ich gleite auf den Rücksitz.
„Hey", begrüße ich beide schlicht. Josh schenkt mir ein zurückhaltendes Nicken und fährt gleich los.
„Hey, Ava. Du hast dich aber rausgeputzt. So kenne ich dich ja garnicht." Unsicher schaue ich an mir herunter.
Mein Outfit besteht aus einem Bordeauxroten Tanktop, einer engen dunklen Jeans und einer kurzen Bikerjacke, in der ich alles Wichtige, wie Handy und Schlüssel, verstaut habe. Meine Füße werden von ganz normale Adidas Turnschuhen geschmückt. Mein Make-up hingegen etwas auffälliger als sonst. Verrucht würde ich behaupten, aber dennoch nicht Nuttig.
„Wieso? Ich dachte so zieht man sich da an. Wir müssen uns ja etwas anpassen, nicht das die Typen da noch denken, wir sind Frischfleisch und man könnte alles mit uns machen.", frage ich sie.
„Lass dich nicht so leicht verunsichern, du siehst gut aus." Jenny schaut amüsiert nach vorne. Seufzend lasse ich mich zurück in den Sitz fallen.
Unauffällig betrachte ich Josh im Rückspiegel. Er sieht sehr konzentriert auf die Straße und ich kann keine Spur von Nervosität bei ihm entdecken. Entweder, er ist ein Meister darin seine Gefühle im Zaum zu halten, oder aber er ist schon so oft bei solchen Fights gewesen, dass es für ihn keinen Grund der Aufregung gibt. Grüblerisch verenge ich meine Augen und bemerke erst zu spät, dass er mich beim Mustern erwischt hat. Unsere Augen treffen im Rückspiegel aufeinander.
„Was ist?", fragt er mich leicht angesäuert. Na das kann ja noch was werden, wenn er die ganze Zeit Anti-Ava ist!
„Nichts! Ich wollte mir nur nochmal dein, eigentlich hübsches, Gesicht einprägen, bevor es zu Brei verarbeitet wird", zicke ich eingeschnappt zurück. Meine Arme verschränke ich wie ein bockiges Kind vor der Brust und schaue aus dem Fenster. Die Gegend, in der wir uns befinden, wird immer düsterer und wir sind schon lange aus der Stadt heraus. Empört wirbelt Jennys Kopf nach hinten.
„Ava!"
„Was denn?" Ich verdrehe nur die Augen und belasse es dabei, genauso wie die anderen Beiden.Nach einer gefühlten Ewigkeit hält Josh seinen Wagen auf einem Schotterplatz vor einer großen Lagerhalle an. Wie Klischeehaft, denke ich mir und steige aus dem Wagen. Die kleinen Steine unter meinen Füßen beginnen zu rascheln. Die Umgebung ist in Dunkelheit getränkt und vor lauter Autos, Motorrädern und zwielichtigen Gestalten sieht man den Eingang kaum. Mulmig zumute schaue ich meine Freundin genau an.
Sie hat sich auch etwas angepasst und trägt eine schwarze Lederhose, ein einfaches Shirt mit einer Jeansjacke drüber. Ihre Tattoo's kommen bestens zur Geltung und werden unsere Deckung, dass wir ständig auf solche Events gehen, glaubhaft unterstreichen. Ihre Gesichtszüge hingegen verraten ihr Unbehagen. Aufmunternd lächle ich ihr zu und drücke ihre Hand.
„Wir schaffen das. Ich bin bei dir", flüstere ich ihr ins Ohr. Zaghaft heben sich ihre Grübchen und wir laufen auf das düstere Gebäude zu. Josh hält Jennys Hand fest umschlossen und erst jetzt kann ich eine leichte Nervosität bei ihm erkennen.
Am Eingang angekommen verfinstert sich sein Gesicht und er redet irgendetwas mit dem Türsteher. Alles ist viel zu laut um mich herum, als dass ich etwas verstehen könnte. Überall stehen Grüppchen von Typen, die so aussehen wie die Bösen aus den Filmen. Ungewaschen, stinkig und viel zu alt.
Zwischendrin immer mal wieder eine Frau die viel zu wenig trägt und sich wie Ware den Männern an den Hals schmeißt. Angewidert davon verziehe ich mein Gesicht und schaue wieder zu meinen Freunden.
Mit einem Nicken lässt uns der Türsteher passieren.
Wenn ich es draußen schon eklig fand, weiß ich nicht, wie ich es hier drinnen beschreiben soll. Die Luft ist einfach nur abartig, weswegen ich meine Nase rümpfe. Sie besteht aus Schweiß, Rauch und billigem Parfüm. Eine Mischung, die einen echt im wahrsten Sinne des Worte umhaut.
Josh bahnt sich unseren Weg durch die Massen hindurch, bis wir an einer Tür im hinteren Bereich stehen bleiben. Er deutet uns an, hier zu warten und verschwindet hinter dieser.
Die Blicke der Männer könnten nicht aufdringlicher sein und deswegen suche ich mit meinen Augen, die Halle nach dem Boxring ab. Einfach den Massen nach, denke ich mir, und wie Recht ich habe. In der Mitte heben sich zwei Männer von der Masse ab. Sie ragen über die anderen Leute und tragen ihren Kampf aus. Von hier hinten kann ich nicht all zu viel erkennen, allerdings sieht man sofort, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht.
Ein komischer Kerl bleibt vor Jenny und mir stehen, was mich sofort in Alarmbereitschaft versetzt.
„Hey, Süße. Lust uns etwas Gesellschaft zu Leiste?" Der Kerl greift nach Jennys Arm und sie schaut mich überfordert an. Der Typ ist nicht so groß und muskulös wie seine Freunde, allerdings blitzt etwas Gefährliches in seinen Augen auf. Dieser Ausdruck verheißt nichts Gutes und deswegen entschließe ich mich dazu, Jenny aus dieser Situation heraus zu holen. Unglaublich, wir sind gerade mal fünf Minuten hier und schon muss man sich verteidigen! Haben hier wohl noch nie was von Gastfreundschaft gehört, protestiert mein Gehirn ironisch.
„Nein Danke! Wir sind schon anderweitig verabredet!" So eiskalt wie möglich starre ich ihm entgegen und greife nach seiner Hand, um sie von Jenny wegzuziehen. Sofort gafft er, inklusive sein Anhängsel, mich an und er beginnt rau aufzulachen. Glaubt mir wenn ich euch sage, dass es kein schöner Anblick ist! Sein Mund entblößt ein Gebiss, welches nochmal dringend gereinigt werden müsste. Da helfen ihm auch keine drei goldenen Zähne.
„Die Kleine hier gefällt mir noch besser. Richtig bissig!" brüllt er seinen Kumpels, oder was auch immer, zu, die sogleich in lautes Gelächter verfallen. „Na dann sag mir doch, Kleines, mit wem ihr verabredet seid? Dann weiß ich wem ich eine verpassen muss, damit ihr keine Verabredung mehr habt und uns begleitet." Spielt der schwarzhaarige Typ mit einer Haarsträhne von mir herum.
Angespannt verkrampfe ich mich und würde am liebsten ausholen, nur, um ihm seine hässliche Fresse zu verschönern. Aber das muss ich gar nicht, denn eine mir bekannte Stimme ergreift das Wort.
„Lass sie in Ruhe, Travis!"Hey meine Lieben,
ich hoffe ihr hattet eine gute Woche und werdet ein noch viel besseres Wochenende haben.Was meint ihr, wird sich das mit Mason wieder einrenken?
Und wer ist es, der die Mädels vor Travis schützt?
Da ich in letzter Zeit viel um die Ohren habe, werde ich es nur noch einmal in der Woche schaffen ein Kapitel hochzuladen. Also immer Freitags, meine Lieben.
❤️Fühl euch gedrückt❤️
eljomucona
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Angel Kiss (Beendet)
Romance"Ich gebe nicht auf, niemals. Wenn es sein muss, dann kämpfe ich bis zum bitteren Ende und notfalls noch weiter." Ava Sawyers große Leidenschaft ist das Boxen. Im Boxverein eines alten Bekannten möchte sie von vorn beginnen, einen Neustart wagen, d...