„Schatz du weißt ja, ich liebe dich, aber was zum Teufel schleppst du alles mit dir rum, dass dieser Koffer so schwer ist?" Mit hoch roten Kopf zieht Adam den knallpinken Koffer von Liz hinter sich her zu seinem Auto, welches am Straßenrand geparkt ist.
„Wir Frauen müssen halt für jede Situation ausgerüstet sein", zwinkert sie ihm keck zu und verharkt unsere Arme miteinander.
Traurig darüber, das der Besuch schon vorüber ist, lehne ich meinen Kopf an ihre Schulter, bis wir an Adams schwarzen VW Golf angekommen sind.
„Uuhhfff", stöhnt der dunkelhaarige auf, während er den Koffer meiner besten Freundin in den hinteren Teil seines Autos hievt. Ungläubig schüttelt er den Kopf und verstaut noch den Rest.
„Ach komm her, Avi Baby" Die Rothaarige reißt mich in ihre zarten Arme und drückt mich erstaunlicherweise sehr fest, vermutlich in der Hoffnung, wir würden miteinander verschmelzen und uns nie wieder voneinander trennen.
„Vielen Dank für euren Besuch. Ich hoffe das wiederholen wir sehr bald, und fahrt bitte vorsichtig", nuschle ich in ihre wilde Mähne und meine Umarmung gleicht auch eher der eines Klammeräffchens.
Nach dem wir uns endlich, nach gefühlten Stunden, voneinander gelöst haben, ziehe ich auch Adam in eine feste Umarmung.
Es tut gut zu wissen, dass die Beiden immer für mich da sind und mir den Rücken frei halten. Das nennt man wahre Freundschaft, selbst wenn tausende von Kilometern zwischen uns liegen.
„Klar, ich fahre immer vorsichtig, das weißt du doch", zwinkert mir mein bester Freund zu, während wir uns aus der Umarmung lösen.
„Pass du aber auch auf dich auf und nimm dich in Acht", ermahnt er mich und drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er zur Fahrerseite seines Autos geht.
Total überrascht von seinen Worten überlege ich, was genau er damit meint. Wovor soll ich mich in Acht nehmen? Vor der bösen schwarzen Königin, die hier wohl eher Platinblond und alles andere als eine Königin ist?
Mein Grübeln scheint die Rothaarige zu amüsieren, denn sie muss, wie so oft dieses Wochenende, schelmisch Lachen.
„Ach Avi, wie unschuldig du manchmal wirklich bist. Lass deine Finger ja nicht bei dir und tu was ich auch tun würde. Spaß haben.", sprudelt es euphorisch aus meiner besten Freundin heraus und wir beide können wiedermal nicht anders und prusten laut los. Adam verdreht sogleich die Augen und steigt in seinen Golf.
„So, jetzt aber los, sonst stehen wir morgen noch hier", deute ich meiner Freundin an, sich ins gepolsterte Innere des Auto zu setzen. Wenn es nach mir ginge, würden sie für immer hier bei mir bleiben, aber wir sind ja leider nicht bei Wünsch-Dir-Was.
„Macht es gut ihr zwei", beuge ich mich noch einmal zum Offenen Fenster meiner Freunde herunter und schenke ihnen ein ehrliches Lächeln. Sogleich fahren sie los, hupen und winken nochmal zum Abschied. Erst als die Beiden um die Ecke verschwunden sind, nehme ich meine Arme herunter und verharre einen Moment in meiner Position.
Die angenehme Mittagsluft schmeichelt mir und füllt meine Lunge angenehm mit neuem Sauerstoff. Schnell ist für mich klar, dass ich gleich noch eine Runde zum Strand gehe und mich etwas auslaste. Das Blades hat Sonntags komplett geschlossen, was auch gerechtfertigt ist und deswegen muss ich mich anderweitig beschäftigen um meinen Kopf frei zu bekommen.In meinen vier Wänden ziehe ich mir mein Sportoutfit an, welches aus einer engen Sporthose und einem Sport-BH besteht. In dieser Hose ist eine Tasche am Rücken eingenäht, perfekt für Handy, Schlüssel und anderen kleinen Krimskrams. In diese besagte Tasche stecke ich meine Schlüssel und mein Handy, welches ich mit meinen Bluetooth In-Ear-Kopfhörern verbinde, um etwas Musik zu hören.
Meine Playlist besteht aus allen möglichen Interpreten und Musikrichtungen. So ist für jede Stimmung etwas dabei. Wie Liz gerade so schön sagte, wir Frauen sind für alles gerüstet.
Meine Wohnungstür ziehe ich gut hinter mir zu und laufe nach Draußen in die warme Sonne. Es ist heute genau richtig, nicht zu warm und nicht zu kalt.
Den Weg zum Strand kann ich schon auswendig, und so dauert es auch gar nicht lange, bis ich an meinem Ziel angekommen bin.
Bei jedem Schritt versinken meine Füße von nun an in dem weichen Teppich unter mir. Je leichtfüßiger ich mich bewege, desto weniger versinke ich. Alles eine Frage der Übung, wenn ihr mich fragt.
Leicht tapsend erhöhe ich mein Tempo und laufe parallel zum Wasser.
Der Strand ist heute, wie fast jeden Tag, gut besucht und erfüllt die Umgebung mit Leben.
Viele vereinzelte Grüppchen von Jung bis Alt verteilen sich auf dem weißen Sand und genießen ihren freien Tag, genauso wie ich.
Nach zehn Minuten bin ich an meiner üblichen Stelle, an der ich immer Pause mache, angekommen und werde auch jetzt eine einlegen. Leicht schüttle ich meine Gliedmaßen aus, um meine Muskeln ein wenig zu lockern, und setze mich anschließend in den warmen Sand. Mein Blick ist dabei auf das schillernde Meer gerichtet, wie die Sonne auf der Oberfläche tänzelt und in jegliche Farbnuancen bricht. Der Wind weht leicht durch meine zusammengebundenen Haare und kitzelt mich leicht an meiner Schulter.
Meine Gedanken driften mal wieder zu den Boxern ab und ich frage mich, wieso sie sich ausgerechnet mit mir abgeben wollen? Klar, sie wissen nichts von meiner Vorgeschichte, denke ich mal, aber trotzdem bin ich ja nicht gerade der offenste und fröhlichste Mensch. Wenn ich mir vorstelle, mit was für einer Präsenz jeder Einzelne von ihnen ausgestattet ist, kann ich es erst recht nicht nachvollziehen. Es scheint jedes Mal so, dass sie ein Magnetfeld erzeugen, welches die Aufmerksamkeit aller Menschen in Ihrer Umgebung magisch anzieht.
Meine Ausstrahlung hingegen, wenn man es dann so nennen kann, gleicht der einer grauen unscheinbaren Hülle. Einer Person die stets im Schatten ihrer selbst steht. Gebraucht und wertlos.
Mein vibrierendes Handy holt mich aus meinen Gedanken, und so krame ich es aus meiner Tasche hinter meinem Rücken. Da es nur ziemlich kurz vibriert hat, gehe ich davon aus, dass es eine Nachricht ist. Voller Neugier entsperre ich mein IPhone, ja ich liebe halt mein IOS, um nachzuschauen, wer mich beim Grübeln stört.
Mit gerunzelter Stirn öffne ich die Nachricht von einer mir unbekannten Nummer und sofort setzt mein Herzschlag für einige Sekunden aus. Es ist schon wieder so ein komischer Text wie vor der Ankunft von Liz und Adam, nur dass dieses Mal kein Video angehangen ist.
DU LIEST GERADE
Angel Kiss (Beendet)
Romantik"Ich gebe nicht auf, niemals. Wenn es sein muss, dann kämpfe ich bis zum bitteren Ende und notfalls noch weiter." Ava Sawyers große Leidenschaft ist das Boxen. Im Boxverein eines alten Bekannten möchte sie von vorn beginnen, einen Neustart wagen, d...