Kapitel 53 - Was sind wir?

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Seit geschlagenen Zehn Minuten ist es mucksmäuschenstill in Mason's Wohnzimmer. Wobei man aber hin und wieder Jenny schnarchen oder sogar grunzen hören kann. Leicht amüsiert darüber zucken meine Grübchen verdächtig nach Oben.
Nichtsdestotrotz ist die Ungewissheit, die durch meine Vergangenheit ausgelöst wird, kaum auszuhalten, weswegen ich nicht anders kann und meinen Blick, zu dem Boxer schweifen lasse. Dieser ist wieder nach hinten an die Lehne gesunken und scheint mich zu Mustern. Wenn ihr mich fragt, viel zu intensiv, weswegen gleich meine Augenbrauen in die Höhe schießen.
„Beobachtest du mich etwa?", schnellt es überrascht aus meinem Mund heraus, sodass er mich mit einem noch bohrenderen Blick belegt und bejahend nickt.
„Und wieso?", frage ich jetzt energischer, um endlich Gewissheit zu bekommen. Immerhin weiß ich dann wenigsten woran ich bin. Schließlich war ich noch nie ein Fan von Dingen, die in den Sternen geschrieben stehen. Also los, erlöse mich endlich, denke ich, als Mason's raue Stimme ertönt und mir einen eiskalten Schauer verpasst.
„Ich frage mich nur... Was er zu dir gesagt hat, damit du ihm endlich mal eine verpasst hast?" Und so stehe ich gleich vor meinem nächsten Problem. Denn das zu wiederholen, was er an diesem Abend zu mir gesagt hat, kommt für mich nicht infrage, also beschließe ich, all das was Mason heute über mich erfahren hat, genug ist und ihm reichen muss.
Aber halt, was? Er hätte ihm schon früher eine verpasst? Also heißt das, er lässt mich jetzt nicht fallen wie eine heiße Kartoffel? Überrascht und Hoffnungsvoll blicke ich in sein männliches Gesicht. Diese Lippen, mein Gott! Wie kann man nur so sexy sein, denke ich, als er mich mit einem solch intensiven Blick geradezu verschlingt.
„Was denn, Spidergirl? Hast du jetzt ernsthaft gedacht, dass ich in irgendeiner Art und Weise, mit diesem Abschaum, Mitleid bekomme? Definitiv nicht! Der kann froh sein, dass er mir nicht zwischen die Finger gekommen ist!" Seine Stimme bebt vor Verachtung, weswegen sich ein erneut unbekanntes Gefühl in meiner Brust breit macht, ich nicht anders kann, als ihn ganz fest an mich zu ziehen und am besten nie wieder loszulassen. Sofort verfliegt seine zuvor angespannte Haltung. Er wechselt zu einem beschützenden Mann, der etwas ganz wertvolles in seinen Armen wiegt. Mein Gesicht vergrabe ich dabei ganz fest an seiner stahlharten Brust um seinen männlichen Duft, ganz tief in mir aufzusaugen.
So fühlt sich also Geborgenheit an, denke ich und muss zufrieden Lächeln. Ich kann mich garnicht mehr daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so beschützt, geschweige denn so befreit gefühlt habe. Seit der Sache mit meinem Ex war mir die Umwelt nicht gerade positiv gegenübergestanden. Da ist genau jetzt, dieser Moment einfach wie Balsam für meine verkrüppelte Seele.
„Karma, es war einfach nur Karma, Spidergirl." Das sind die letzten Worte die wir miteinander austauschen und daraufhin gemeinsam in einen kurzen Schlaf abdriften. Eng umschlungen verseht sich natürlich.

Ein Schatten der sich über meine geschlossenen Lieder legt lässt mich aufschrecken, weswegen ich blitzschnell in die Senkrechte schieße. Mit pochendem Herzen, blinzle ich mir den letzten Schlaf aus den Augen und erblicke einen amüsierten Noah. Sein Grinsen, welches wirklich so unnormal breit ist, wie die Fratze von Joker höchst persönlich, lässt mich wieder erschrocken zurück plumpsen. Mit so viel Aufmerksamkeit an einem viel zu frühen Morgen kann ich definitiv nicht umgehen, weshalb ich meine Arme schützend über meine Augen lege. Einfach nur um dieses gruselige Gesicht zu vergessen.
Allerdings erstarre ich gleich wieder, als sich zwei starke Arme um meine Taille legen.
„Guten Morgen, Spidergirl", brummt mir Mason heiser in mein Ohr. Ein unbekanntes Kribbeln begleitet seine Berührungen, weshalb ich mich immer noch nicht rege. Wie ein hartes Brett liege ich in seiner Umarmung, nichts da mit wie Wachs in seinen Händen.
„Guten Morgen ihr zwei Turteltauben. Wie ich sehe habt ihr gut geschlafen." Amüsiert setzt sich der Spaßvogel in den bequemen Sessel, in dem Jenny letzte Nacht so verzückt vor sich hin geschnarcht hat.
Aber halt, wo ist Jenny? Fragend mustere ich meine Umgebung, kann meine Freundin aber nirgends ausfindig machen.
Mit Schwung löse ich mich aus den starken Armen und setze mich stirnrunzelnd auf.
„Wo ist Jenny?", richte ich meine Frage direkt an den blauäugigen Joker vor mir.
„Na was meinst du wohl? Natürlich bei ihrem Liebsten, genauso wie du." Spitzbübisch funkelt er mich an. Meine Wangen fangen unangenehm an zu glühen, weswegen ich mein Gesicht etwas sinken lasse um es dezent zu verstecken. Was aber bestimmt schon längst zu ihm durchgedrungen ist.
Die Couch gibt hinter mir nach weil Mason sich nun auch aufsetzt.
„Wie geht's den Beiden denn?", fragt er interessiert seinen besten Freund.
„Jenny ist Gott sei Dank nicht mehr so scheiße angsteinflößend und Josh ist ein wahrhaftiger Regenbogen. Sie liegen beide bei dir im Bett und ruhen sich aus."
Meine Sorge um beide minimiert sich, aber dennoch werde ich mich später nochmal genauer davon überzeugen. Immerhin hat Josh ganz schön viele Schläge einstecken müssen und Jenny war auch extrem angeschlagen.
„Schickes Shirt übrigens. Steht dir definitiv besser wie unserem Baker." Mit einem letzten Zwinkern zieht der Joker Abklatsch davon. Peinlich berührt ziehe ich mir das schwarze Shirt so weit wie möglich herunter.
Mason beugt sich gefährlich nah zu mir herüber, drückt mir einen Kuss auf die Stirn, während er mir gesteht wie recht sein Kumpel hat.
Total baff von seinem Verhalten, suche ich mir einen Ausweg um ein klein wenig Abstand zwischen uns zu bringen.
„Ich bin gleich wieder da." Ohne auf eine Antwort zu warten bin ich schon aufgesprungen und suche den rettenden Anker in dem kleinen Badezimmer am Ende des Flures.

Hinter mir fällt die Tür mit einem leisen Klick ins Schloss und ich presse sogleich lautstark die Luft aus meinen Lungen heraus.
Viel zu viele Fragen schwirren mir in meinem kleinen Kopf herum. Das dümmste daran ist, dass ich keine Antwort auf eine von ihnen habe.
Letzte Nacht, oder besser gesagt heute Morgen, haben wir uns erneut geküsst. Der Kuss war so atemberaubend, dass allein bei dem Gedanken daran, meine Gefühle Saltos schlagen.
Meine Anziehsachen liegen immer noch dort wo ich sie gestern, fein säuberlich, abgelegt habe. Langsam beginne ich mich umzuziehen um zumindest, schonmal meinen Körper wieder in Sicherheit zu wissen. Wobei, sicherer als bei Mason kann er garnicht sein, spukt es in mir herum. Weshalb ich mit einem leichten Knurren meine Gedanken wieder zu vertreiben versuche. Was überhaupt nicht einfach ist!
Der Boxer legt sämtliche Stränge meines Gehirns lahm, ohne das er es überhaupt weiß und wenn ich nicht aufpasse, gehöre ich bald auch der Fraktion an, die nur noch in der Lage ist den Namen ihrer Begierde überall hinzukritzeln. Mit so hässlichen Herzchen daneben. Angewidert verzieht sich mein Gesicht.
Als wenn das nicht alles schon genug ist, stellt sich mir die Frage was wir jetzt sind? Ein Paar, Freunde die sich hin und wieder mal um den Hals fallen oder doch einfach nur Trainingspartner?
Mit einem lauten Seufzer stütze ich mich, fertig angezogen, über das kleine Waschbecken und spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. In der Hoffnung, dass auch meine Gedanken etwas aufklaren.

Hey ihr Mäuse,
ich hoffe euch allen geht's  gut?

Na was meint ihr, was genau sind die Zwei jetzt?

Ein Paar?

Freunde mit gewissen Vorzügen?

Oder doch nur Trainingspartner?

Ich wünsche euch ein super schönes Wochenende.

Fühlt euch gedrückt
❤️eljomucona❤️

Angel Kiss (Beendet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt