Kapitel 35 - Wasserschlacht

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Mindestens eine halbe Stunde habe ich über das verwirrende Gespräch von Alexander und mir nachgedacht. Aber auf einen grünen Zweig bin ich nicht gekommen. Meiner Meinung nach interpretiert er wirklich zu viel in all das zwischen mir und Mason hinein. Das Witzigste dabei: Es gibt nicht mal „all das" zwischen mir und Mason.
Jenny hatte sich auch vor gut 15 Minuten bei mir gemeldet und wollte mich fragen, ob ich mit ihr und den Jungs zum Strand wolle. So erklärte ich ihr erst einmal, dass ich schon hier bin und bat sie darum, mir eventuell einen Bikini mitzubringen. Was sie natürlich bejahte und sich mit ihrer typisch energiegeladenen Art freute, uns gleich zu sehen. Dieses Mädchen ist einfach einmalig, und so jemanden in seiner Nähe zu wissen, ist Gold wert.
In meinen Gedanken bei Jenny, tropft etwas Kaltes auf mich herunter und sofort öffne ich erschrocken meine Augen. Im selben Moment treffen meine auf ein Paar Smaragdgrüne. Der Boxer steht mit einem spitzbübischen Lächeln über mir gebeugt und wringt seine nasse Hose genau über meinem Bauch aus. Dieser Penner!
Verärgert springe ich auf und will ihm eine Lektion erteilen, aber der Tätowierte ist schneller als ich und läuft vor mir davon.
„Bleib stehen, Baker!", gröle ich schon fast und laufe ihm hastig hinterher. Lachend und zu meinem Pech weicht er mir jedes Mal wenn ich ihn fast zu fassen bekomme, geschickt und blitzschnell aus. Die restlichen Jungs höre ich im Hintergrund nur belustigt lachen. Meine Luft wird langsam knapp und so bleibe ich für einen Moment schwer atmend, mit meinen Händen auf den Knien abgestützt, stehen.
„Na, ist unser Spidergirl schon mit ihren Kräften am Ende?", neckt mich mein Widersacher und lacht herzhaft auf. Seine strahlend weißen Zähne kommen zum Vorschein, genauso wie seine Grübchen die einfach nur zum dahinschmelzen sind.
Wow, so fröhlich habe ich Mason glaube ich noch nie gesehen. Auch wenn es gerade auf meine Kosten geht, ist es mir das allemal wert. Seine Brust vibriert im Einklang mit seinem kehligen Lachen und seine nassen Haare fallen ihm in die Stirn. Welche er sich sofort wieder mit der Hand nach hinten streicht, und dabei sticht mir sein wohlgeformter Bizeps ins Auge. Wenn ich nicht schon außer Atem wäre, dann definitiv jetzt!
Nur weil ein paar Meter von mir entfernt ein wahrhaftiger Sexgott steht, habe ich noch lange nicht vergessen, dass genau Dieser noch eine Abreibung verdient hat. Kräftesammelnd überdenke ich meine Vorgehensweise und komme zu dem Entschluss, Mason auf mich zukommen zu lassen, anstatt die ganze Zeit wie eine Bekloppte ohne Erfolg, hinter ihm herzurennen und meine Kräfte zu verschwenden.
„Noch lange nicht, Baker. Aber ich glaube dir sind deine Eier unterwegs verloren gegangen?" Meine Hand lege ich an meine Stirn um die Sonne abzuhalten und kneife meine Augen fest zusammen um ihm anzudeuten, dass ich nach seinen Kronjuwelen Ausschau halte. Meine Lippen ziert ein hinterhältiges Lächeln und ich bin gespannt wie lange es dauert bis er auf meine Provokation anspringt.
„Sie sind noch genau da, wo sie hingehören. Willst du nachschauen?", haucht er mir plötzlich gefährlich nah von hinten an meinen Nacken. Mein Körper reagiert sofort mit einer extremen Gänsehaut auf ihn und ich zucke schreckhaft zusammen. Blitzschnell drehe ich mich um und boxe ihm gegen die Brust und er taumelt überrascht nach hinten, kann sich aber schnell wieder fangen. Da war er, mein Überraschungsmoment, den ich gekonnt genutzt habe. Yes!
„Na warte, Spidergirl!" Mason flucht und jetzt bin ich die Jenige, die vor ihm davon läuft. So schnell kann sich das Blatt wenden. Mein Puls rast erneut wie verrückt und ich versuche mein Tempo anzuheben, denn der Boxer hinter mir kommt immer näher. Der Sand unter meinen Füßen macht die ganze Sache auch nicht gerade leichter für mich.
Ein erneuter Blick nach hinten und ich werde ruckartig hochgerissen. Ein lautes Quieken verlässt sofort meinen Mund und ich versuche mich aus Masons starken Armen zu befreien. Allerdings ist jeder Widerstand zwecklos und so gebe ich allmählich auf. Seine Arme hat er von hinten um meinen Bauch geschlungen und gleichzeitig meine eigenen fest geklemmt, damit ich mich ja nicht aus seinem Griff befreien kann. Mit großen Schritten geht er mit mir als seine Galionsfigur auf das glänzende Wasser zu.
„Was hast du vor, Mason?", frage ich ihn leicht hysterisch. Von ihm bekomme ich aber keine Antwort, nur ein siegessicheres Lachen. „Du willst mich doch nicht etwa mit meinen Klamotten ins Wasser schmeißen?" Meine Stimme klingt nun etwas flehend und ich hoffe wirklich, dass er Gnade mit mir hat. Das Rauschen des Meeres wird immer lauter und ich kann das Wasser schon förmlich auf meiner trockenen Haut spüren. Brummend pirscht er sich wiedermal an mein Ohr heran und sein minziger mysteriöser Duft steigt mir bis ganz hoch nach oben in die Atemwege.
„Dann musst du dich wohl oder übel ausziehen", raunt er mir mit seiner sexy Stimme ins Ohr.
Seine Worte lassen mich auf der Stelle knallrot anlaufen. Nur gut, dass er hinter mir steht und so mein Gesicht nicht sehen kann. Allerdings verspüre ich einen leichten Ruck und mit einem Mal das prickelnde Wasser um mich herum, was für eine angenehme Abkühlung sorgt.
Der Boxer hat mich tatsächlich eiskalt in das Wasser geschmissen. Luftanhaltend tauche ich wieder auf und ringe an der Oberfläche sogleich nach Sauerstoff, welches sofort meine Lungen durchflutet. Mit meinen Fingern streiche ich mir das Wasser aus dem Gesicht und leicht blinzelnd versuche ich mich zu orientieren.
Vor mir kann ich einen schalkhaften Mason erkennen, der zufrieden in meine Richtung schaut. Er selber steht bis zum Bauchnabel in dem kalten Nass. Die Spiegelungen der Wasseroberfläche lassen ihn in einem noch umwerfenderen Licht dastehen, als er es sowieso schon tut. Seine Muskeln und Tattoos ziehen meine Augen wie Magnete an. Seine ganze Brust ist ein einziges Mandala, welches sich bis zu seinem Rücken erstreckt und bei einem riesigen Totenkopf endet. An seinen Armen hat er viele Porträts, was ihn nur noch interessanter macht. Er ist ein verdammt atemraubendes Kunstwerk, stelle ich fest und beiße mir auf die Unterlippe.
Der muskulöse Adonis kommt langsam auf mich zu und mustert mich eindringlich auf seine typische Bis-in-die-Seele-Art.
„Alles klar", fragt er mich ganz sanft und kommt vor mir zum Stehen. Seine Hände fahren ganz langsam meine Hüfte rauf, die sofort unter seinen sanften Berührungen in Flammen steht und sein fragender Blick lässt mich nur bejahend nicken. Zu mehr bin ich gerade einfach nicht in der Lage.
Wann hat die Stimmung zwischen uns so umgeschlagen? Vielleicht hat Alexander doch Recht und da ist mehr, als ich mir eingestehen will? Zum weiter Grübeln komme ich erst gar nicht mehr, denn der Tätowierte wagt es doch glatt, mich noch ein zweites Mal in die Wellen zu schmeißen. Überrascht aber auch Grinsend tauche ich wieder auf und befreie wiedermal meine Augen von dem Meereswasser.
„Na warte!" Jetzt bin ich die Jenige die ihn herunter drückt und siegessicher strahlt, aber dann doch das Gleichgewicht verliert und mit untergeht.

Eine Weile toben wir ausgelassen im Wasser miteinander herum, bis wir einvernehmlich einen Waffenstillstand beschließen und wieder an den Strand zurück kehren. Wir haben noch nichtmal mitbekommen, dass Jenny schon bei den Jungs sitzt und ihren typischen Charme versprüht. Lächelnd nähere ich mich ihr und begrüße Sie mit einer nassen Umarmung.
„Ew, Ava!", beschwert sich die Frohnatur mit einem angewiderten Gesichtsausdruck und schiebt mich wieder von sich weg. Amüsiert schaue ich zu Mason, der bis gerade eben noch hinter mir stand und sie nun auch in eine feuchte Umarmung zieht. „Oh man Leute! Das ist voll eklig wenn man selber nicht nass ist!", protestiert sie erneut und richtet das Wort danach an mich.
„Wir Zwei gehen uns dann jetzt mal umziehen. Hab dir den Bikini mitgebracht." In ihren Händen wedelt sie mit einen weißen, wirklich schönen, Bikini herum. Dankend ergreife ich diesen und wir machen uns auf den Weg zu den vereinzelten Umkleidekabinen.
Froh darüber gleich die nassen und kalten Klamotten los zu sein, schleicht sich auch ein Unbehagen meine Gedanken hinauf. Denn ein Bikini verdeckt nicht viel Haut und es ist mir ehrlich gesagt unangenehm so freizügig vor den Jungs herum zu laufen. Da Mason mich ja leider mit meinen Klamotten ins Wasser geschmissen hat, muss ich wohl oder übel darauf warten bis sie wieder einigermaßen trocken sind, um angezogen werden zu können.
Nicht nur die Freizügigkeit macht mir etwas zu schaffen, sondern auch der Gedanke an meine Vernarbte Haut an meinen Beinen. Nicht nur, dass die Stellen an meinen Beinen unschön aussehen, nein, sie werfen auch die Frage auf, woher die Narben dort kommen, und diese Geschichte bin ich nicht bereit jemanden anzuvertrauen. Die Wahrheit kann ich sowieso niemanden erzählen, da sie noch mehr Fragen erschaffen würde. Irgendwas wird mir schon gleich einfallen, aber jetzt muss ich erstmal meine neu gewonnene Freundin, über ihre neu gewonnene Männerbekanntschaft ausquetschen.
„Erzähl, Jenny. Seit wann läuft da was mit Josh?" Das zierliche Mädchen fängt abrupt an bis über beide Ohren zu Strahlen und ich meine sogar Errötungen in ihrem sonst so bräunlichen Gesicht zu erkennen.
„Auf der Party haben wir uns echt gut verstanden und ja, dann hat er mich halt noch bis nach Hause begleitet. Da konnte ich ihn ja nicht einfach wieder weg schicken und hab ihn mit nach oben genommen. Wir haben uns echt lange miteinander unterhalten und je länger wir da so saßen, haben wir umso mehr Gemeinsamkeiten festgestellt. Sogar, dass wir die gleiche Bettwäsche besitzen." Schulterzuckend und mit einem durchtriebenen Grinsen schaut sie mich abwartend an.
Ich hingegen brauche einen Moment bis ich ihre ausschlaggebende Information verarbeitet habe und bleibe wie angewurzelt stehen. Sie hat es so trocken und nebensächlich erwähnt, dass es mir fast nicht aufgefallen wäre.
„Was? Echt jetzt? Du kleines Luder, du." Ich schlage ihr sanft gegen die Schulter. „Das freut mich für dich." Das tut es wirklich, denn wenn jemand nur einen der heißbegehrtesten Junggesellen Miamis verdient hat, dann mit Sicherheit Jenny.
Wir setzten freudestrahlend unseren Weg fort und sie schwärmt in den höchsten Tönen von unseren Josh.

Halli Hallo,
heute ist schon wieder Sonntag. Wie schnell die Zeit einfach verfliegt.

Wird sich etwas Ernstes zwischen Jenny und Josh entwickeln, was meint ihr?

Und was sagt ihr zu der kleinen Wasserschlacht zwischen Ava und Mason?

Ich weiß, dieses Kapitel ist nicht so aufregend wie manch anderes. Aber... dafür verspreche ich euch, wird das nächste umso interessanter 😁 Ich hoffe es gefällt euch trotzdem.

Was ich auch noch unbedingt loswerden muss: Ihr seid einfach der Knaller und vielen Dank für euer Feedback. Ob per Vote oder Kommentar. Danke❤️ Das motiviert mich wirklich ungemein!
Nie hätte ich damit gerechnet, dass mein Buch doch so interessiert gelesen wird.

Fühlt euch gedrückt,
eljomucona ❤️

Angel Kiss (Beendet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt