Kapitel 31 - Die Tarek-Brüder

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Enttäuscht stelle ich fest, dass die morgendliche kalte Dusche die ich gerade nehme, mich nicht auf andere Gedanken bringt wie erhofft. Seufzend schiebe ich den blauen Vorhang zur Seite, trete aus der Wanne heraus und fange an mich abzutrocknen.
Dieses kleine Biest hat mich echt überrascht, mit ihrer Aktion gestern im Café. Nie hätte ich, im Leben oder im Traum, daran gedacht, dass sie auf meine Herausforderung eingeht. Klar, sie ist taff, aber dennoch strahlt sie so etwas... Beherrschtes, Unberührtes und Unschuldiges aus.
Ava ist nicht wie die üblichen Weiber, mit denen ich es sonst so zu tun habe. Denn die übliche Sorte  hätte sich mir schon längst an den Hals geschmissen, oder zumindest einem der anderen Jungs und uns jede ihrer Verlockungen unter die Nase gerieben, damit jemand anbeißt. Aber niemals Ava, sie ist nicht eine dieser aufmerksamkeitsgeilen Schlampen, die alles dafür tut, nur um mit uns zusammen gesehen zu werden. Viel eher haben wir uns an sie ran geheftet und suchen ihre Gesellschaft.
Adam und seine wilde Freundin haben auf der Party viel über ihre Freundschaft zu Ava und ihre gemeinsamen Erlebnisse gesprochen, es waren wirklich witzige Storys dabei. Komischerweise haben sie nie jemanden erwähnt, der an Ava's Seite steht, so wie Adam es für Liz tut. So als wenn sie noch nie jemanden näher an sich heran gelassen hat. Vielleicht ist sie wirklich nicht nur uns gegenüber so verschlossen und geheimnisvoll. Sie ist einfach von Natur aus so, rede ich mir selber ein, ohne weitere Aspekte zu beachten.
Aber eins muss ich sagen, ihre Auswahl an Freunden macht sie für mich noch sympathischer. Adam ist ein wirklich korrekter Typ. Wenn er nicht zurück gemusst hätte, dann hätte er sich bei uns ohne Probleme einnisten können und keiner der Jungs hätte ein Problem damit gehabt, was wirklich selten bei uns Hitzköpfen ist.

Fertig angezogen und die wirren Gedanken um Ava hinter mir lassend, mache ich mir erst einmal Frühstück, wenn man das dann so nennen kann, was aus einer Banane und einen Kaffee besteht. Um ehrlich zu sein kann ich nicht kochen, also wird es hier morgens auch keine lecker duftenden Pancakes oder ähnliches geben. Es sei denn, Noah oder ich bringen mal ein Mädel mit, das kochen kann und auch Lust dazu hat, uns welche zu machen. Gerade finde ich diesen Gedanken echt nice, denn dann müsste ich jetzt nicht eine matschige Banane runterzwingen, sondern frisches Rührei, welches wesentlich besser schmeckt.
So weit kommt es aber in den nächsten Jahren gewiss nicht, denn bis jetzt hat weder Noah noch ich ein weibliches Wesen mit nach Hause gebracht und wenn, dann durften sie nach den Spaß wieder verschwinden.
Fertig mit meinem Männerfrühstück beeile ich mich, um noch pünktlich zu meiner Vorlesung zu kommen und danach muss ich noch zur Werkstatt, in der ich nebenher arbeite. Noah hat mir diesen Job verschafft, da er dort selber Vollzeit arbeitet und ich dadurch zur bevorzugten Auswahl gehörte. Hat so seine Vorteile wenn man Connections hat.
Grinsend darüber schnappe ich mir meine große Tasche in der all meine Sachen für den ganzen Tag verstaut sind und meinen schwarzen Motorradhelm. Vor der Tür erwartet mich mein grünes Baby und bei dem Gedanken daran, als ich Ava dabei ertappt habe, meine Maschine zu bewundern muss ich noch mehr grinsen. Sie dachte bestimmt, dass ich nicht wusste was sie an meinem Bike zu suchen hatte, aber ich habe ihr Funkeln in den Augen ganz genau gesehen. Sogar ich bin jedes Mal aufs neue total fasziniert und stolz auf mein Bike, also kann ich es nur zu gut verstehen.
Ob sie selber auch ein Motorrad hat, oder ob sie überhaupt schonmal auf einem gefahren ist? „Ach fuck", presse ich total genervt hervor. Seit wann kreisen meine Gedanken ständig um ein Weib? Was noch viel schlimmer ist, immer um ein und das Selbe?
Überfordert von meinen Gedanken, steige ich auf mein grünes Bike und fahre mit laut aufheulenden Motor los, um meinen straffen Zeitplan für heute abzuarbeiten.

Das Miami Dade College ist nicht weit entfernt von unserer Wohnung, aber ich muss wie schon erwähnt nachher noch arbeiten und -nicht zu vergessen- ins Blade, zum Training. Da zählt jede Sekunde die ich sparen kann.
Die Vorlesung war, wie so oft, nicht gerade sehr spannend, aber erträglich. Auf der Arbeit gab es viel zu tun und ich bin echt froh, dass Noah und ich es trotzdem noch pünktlich zum Blades geschafft haben. Daniel akzeptiert keine Verspätungen oder andere Disziplinlosigkeiten und für jeden, der es dennoch wagte, hat er wirklich krasse Strafen. Umso besser für uns, dass wir immer pünktlich waren, ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich, oder geschweige denn einer der Jungs, dass letzte mal eine Strafe bekommen hat.

Angel Kiss (Beendet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt