Leicht schmunzelnd finde ich mich in der tristen Umkleidekabine wieder.
Auf eine gewisse Art und Weise tut mir diese positive Aufmerksamkeit gut. Keine verachtenden Blicke, keine gemeinen Kommentare und auch keine Versuche, mir aus dem Weg zu gehen.
Ich bin noch nicht lange hier in Miami, aber schon nach wenigen Tagen habe ich so viele neue Leute kennengelernt, welche mir freundlich und ohne Abscheu gegenüber stehen. Vielleicht sollte ich doch etwas offener werden, um neue Kontakte zu knüpfen, grübel ich nach und öffne den Reißverschluss meiner Sporttasche.
Jenny ist auch ein tolles Mädchen, mit ihrer fröhlichen und positiven Art. So Jemand kann doch nichts schlimmes im Schilde führen, und zum Anderen darf ich sie auch nicht mit den Leuten aus Mancos vergleichen. Das wäre ihr gegenüber nicht fair. Ich möchte auch nicht nur auf meinen dummen Fehler reduziert werden, rufe ich mir in meine Gedanken.
Mein T-Shirt habe ich bereits an durch den kleinen Unfall von vorhin, weswegen ich nur meine Sporthose heraus ziehe, um sie auf der Bank abzulegen. Im gleichem Atemzug Streife ich mir meine Sneaker von den Füßen und meine Hose gleich hinterher.
Tief in Gedanken denke ich weiter darüber nach, auch den Jungs vor der Tür eine Chance zu geben. Sie nicht in eine Schublade mit Jayden zu stopfen.
Zur Probe werde ich Heute mit Ihnen zusammen trainieren. Schließlich ist es auch gut für mich, sie etwas besser kennenzulernen. Denn wenn wir zusammen auf Turniere fahren werden, kann es nur von Vorteil sein, ihre Gewohnheiten zu kennen. So kann ich sie auch tatkräftiger und gezielter unterstützen.
Schließlich muss ich ja keine engen Freundschaften schließen oder schlimmer, mich verlieben. Nein, niemals würde ich mich wieder in einen Boxer verlieben! Das habe ich mir selbst nach der Beziehung mit Jayden geschworen. Also wird dies niemals infrage kommen und steht somit auch nicht zur Debatte.
Fertig umgezogen flitze ich wieder zurück zu den Jungs in die große Halle.
Daniel scheint noch nicht da zu sein, denn sie sitzen genauso wie gerade dort und unterhalten sich munter miteinander.
Etwas nervös trete ich zu ihnen und lasse mich neben Noah nieder. Mein sicherer Anker unter ihnen, er hat ja schließlich darauf bestanden, mich mit seinen Freunden bekannt zumachen.
„Hey da ist ja unsere Kleine wieder", lächelt mir Noah liebevoll zu. Was ich direkt erwidere, und er berührt mich sanft mit seiner Schulter, wie ein Bruder seine kleine Schwester. Er schafft es, dass ich mich in Sekundenschnelle wohl und dazugehörig fühle. Dafür bin ich ihm auch wirklich sehr dankbar und schenke ihm ein ehrliches Lächeln.
Während ich mich in der Runde umschaue, sehe ich wie Josh sich mit Kelvin unterhält und die anderen Jungs dieses Gespräch stumm und aufmerksam verfolgen. Zwischendurch lachen sie oder bejubeln sich. Sie gehen so vertraut miteinander um, dass sie sich bestimmt schon einige Jahre kennen, wenn mich nicht alles täuscht.
„Am Samstag findet in nem Wohnheim eine Party statt, wer hat bock?", fragt Kalvin in die Runde und reibt sich aufgeregt die Hände.
Das habe ich ja total vergessen! Ich hoffe, dass die Fete nicht zu sehr eskalieren wird, da auch Liz mit Adam vorbeikommen wird und die beiden sich bestimmt etwas ausruhen wollen nach der langen Fahrt.
Wobei Liz, so wie ich sie kenne, sicherlich zu dieser Party will. Sie ging schon früher immer gerne aus und tanzte sich die Seele aus dem Leib. Für sie war es immer ein Ventil, den ganzen Stress einfach abzuschütteln und die Seele baumeln zu lassen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass sie eine richtige Tanzgöttin ist. Jede ihrer Bewegung sieht einfach sexy und sinnlich aus, nicht zu reizvoll oder zu verrucht, nein, einfach genau richtig. Dafür habe ich sie schon immer beneidet, denn wenn ich tanze, hat allerhöchstens Ähnlichkeit mit einem Zitteraal. Nicht sinnlich, sexy, geschweige denn geschmeidig. Einfach nur zum Davonlaufen.
Abrupt heben fünf von sechs Boxern die Hände in die Luft, um zu signalisieren, dass sie am Samstag dabei sein werden. Als ich schaue, wer seine Hand nicht erhoben hat bleiben meine Augen bei Mason Baker stehen. Verwundert schaue ich ihn mir genauer an. Seine leuchtend grünen Augen, die so desinteressiert scheinen und seine prachtvollen Arme, die bei jeder Bewegung die Muskeln spielen lassen. Er ist ein wirklich hübscher Mann, was er mit Sicherheit ganz genau zu wissen und einzusetzten weiß.
Als er in meine Richtung schaut, wende ich beschämt meinen Blick schnell ab und hoffe, dass er mein Mustern nicht bemerkt hat. Meine Wangen fühlen sich plötzlich ganz warm an und ich könnte darauf wetten, dass man an meiner Hautfarbe erahnen kann, was gerade in mir vorgeht. Peinlich!
„Was ist denn mit dir, Baker? Komm schon, dann sind wir alle mal wieder am Start. Das gab es schon zu lange nicht mehr", versucht der blondhaarige Alexander seinen Kumpel umzustimmen. Daraufhin fangen alle Jungs an, auf Mason einzureden und ihm die Party schmackhaft zu machen. Bakers Blick jedoch schweift lässig durch jedes einzelne Gesicht der Jungs und bleibt bei meinem stehen. Mit gerunzelter Stirn versuche ich zu verstehen warum, bis es Klick macht.
Ich habe meine Hand auch nicht gehoben, da ich davon ausgegangen bin, dass es eine Sache unter ihnen ist, und ich nicht den Anschein einer Klette erwecken will. Nur weil wir jetzt miteinander trainieren heißt es ja nicht gleich, dass sie mich auch außerhalb des Clubs dabei haben wollen.
„Ich bin dabei, wenn sie auch mitkommt." Baker nickt verschmitzt in meine Richtung und zeigt mit seinem Finger auf mich. Überrascht hebe ich meine Augenbrauen und versuche die Worte, die seinen Mund gerade verlassen haben, in meinem Kopf zu sortieren.
Er will mich dabei haben? Oder vielleicht will er mich ja auch nur veräppeln? Warum sollte es denn Jemandem wichtig sein, dass ausgerechnet ich mitkomme? Sichtlich überrumpelt bringe ich kein Wort heraus und sehe in fünf fragende und ein sichtlich amüsiertes Gesicht.
„Na Kleines, was sagst du? Bist du auch dabei?", fragt mich Noah mit wackelnden Augenbrauen. Langsam holt er mich so aus meiner Schockstarre. Immer noch bin ich mir nicht sicher, ob es ernst gemeint ist oder sie mich nur auf den Arm nehmen wollen.
„Ähm... Ich... Ich werde sowieso dort sein. Die Party findet in meinem Wohnheim statt", stottere ich vor mich hin. Die Hitze ist mir ins Gesicht geschrieben, was aber Gott sei Dank keinem aufzufallen scheint. Augenblicklich verfallen die Jungs in ihr typisches Gejubel und die Vorfreude ist riesig. Alle reden wild durcheinander und malen sich aus, welches Mädel sie dieses Mal abschleppen werden. Dabei muss ich grinsen und meine Augen verdrehen. Typisch Kerle!
Nur Einer ist still und beobachtet mich. Das erkenne ich aus dem Augenwinkel heraus, denn seit seinem Ultimatum von gerade, habe ich es erfolgreich vermieden, in seine Richtung zu schauen. Mason sitzt gegenüber von mir, hat seine Beine angewinkelt und hält sie mit seinen verschränkten Armen fest. Seine Muskeln spannen sich je nach Härte seines Griffes immer wieder mal an.
„Das wird sowas von legendär, Jungs", lacht Percey voller Vorfreude, klatscht sich in die Hände und sieht entschuldigend zu mir herüber.
„Und natürlich Mädels." Dabei muss auch ich dieses Mal lachen und blicke automatisch in die verbotene Richtung vor mir. Dabei treffen meine Augen auf Mason, der mir ein sanftes Lächeln zuwirft. Direkt breitet sich ein warmes Prickeln in meiner Bauchgegend aus, was ich aber gleich wieder unterdrücke. Er scheint seinen Blick nicht einmal von mir abgewendet zu haben, was schon etwas komisch ist. Wer weiß, vielleicht hat er ja leichte Tendenzen zum Stalker? Was ich ehrlich gesagt nicht hoffe, dass würde nur wieder turbulente Zeiten bedeuten, die ich einfach nicht gebrauchen kann.
„Ach schön, alle sind pünktlich und wie ich sehe, ist meine Geheimwaffe auch mit dabei", brummt hinter mir Daniel was mich aufschrecken lässt.Überarbeitet am 29.07.2019
Hey meine Lieben,
eine neues Kapitel ist endlich wieder Online. Ich hoffe es gefällt euch?
So langsam kehrt leben ein. xD
Wie findet ihr die Jungs bis jetzt?Eure eljomucona
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Angel Kiss (Beendet)
Romance"Ich gebe nicht auf, niemals. Wenn es sein muss, dann kämpfe ich bis zum bitteren Ende und notfalls noch weiter." Ava Sawyers große Leidenschaft ist das Boxen. Im Boxverein eines alten Bekannten möchte sie von vorn beginnen, einen Neustart wagen, d...