Angel Kiss (Beendet)

Kapitel 27 - Achterbahn der Gefühle

„Was soll das?", frage ich total überfordert mit meinen Tanzpartner, nein, sogar mit der ganzen Situation. Er kann doch nicht einfach die ganze Zeit machen, was er will und wie es ihm gerade passt!

Zuerst verhält er sich nett und interessiert, bis er schlagartig auf Angriff geht, mich sogar beleidigt und jetzt? Jetzt steht er hier vor mir und sein Blick gleicht einem wild gewordenen Tier, welches seine Beute für sich beansprucht.

„Was soll was?", stellt Mason mir eine Gegenfrage, wobei seine Stimme und Augen sehr dunkel wirken. Er zieht eine Augenbraue hoch und scheint wirklich nicht zu verstehen, was ich meine.

„Na, das hier!" Ich deute zwischen uns beiden hin und her und setze erneut an. „Was ist in dich gefahren? Erst beleidigst du mich und jetzt... ?"

Den Satz lasse ich offen, da mir keine genaue Bezeichnung für unseren - wirklich - heißen Tanz einfällt.
Der Mann vor mir muss ja nicht wissen, wie sehr es mir gefallen hat, wie er seine Hände über mich gleiten ließ, oder gar was seine Küsse an meine empfindlichsten Stellen hervorgerufen haben.
Er soll schön im Glauben bleiben, dass ich dabei nichts verspürt habe, dass er einer von vielen ist und nicht solche Gefühle in mir weckt, die ich im Moment selber nicht einzuordnen weiß.

Masons unwissender Blick weicht einem frechen Grinsen, welches sein kantiges Gesicht bestens zur Geltung bringt.
Dieser unverschämte Blick regte mich auf, doch selbst ich musste zugeben, dass es an ihm verdammt heiß aussieht. Elendiger Idiot, der leider tolle Gene hat.

Da ich um einiges kleiner bin als er fällt mir unter seinem Kiefer eine lange Narbe auf, die aber schon verblasst zu sein scheint.
Ob er immer so glatt rasiert ist und was es mit dieser Narbe auf sich hat frage ich mich in diesem Augenblick, aber verwerfe diese Gedanken schnell wieder, als er mich daran erinnert, was für ein Macho er doch ist.

„Hat dich unsere kleine Tanzeinlage etwa aus dem Konzept gebracht, Sawyer? Und davon mal ab ist es, wenn schon, in uns beide gefahren, abgeneigt warst du jedenfalls nicht", entlockt es ihm ein kehliges Lachen, was mich am ganzen Körper erschaudern lässt, nicht, weil es mich einschüchtert sondern viel eher, weil es einfach zu schön ist, um aus seinen Mund zu kommen. Verräterischer Körper!

Ertappt stapfe ich von den einen auf den anderen Fuß, will mir meine Unsicherheit nicht anmerken lassen und suche in der Masse nach Halt. Diesen finde ich in dem Gesicht meiner besten Freundin wieder, die mich freudig und zufrieden anschaut und automatisch straffen sich meine Schultern. Sie schenkt mir Kraft, das hat sie schon immer und dafür bin ich ihr für ewig dankbar.
Mit ihrer bloßen Anwesenheit und Präsenz hat sie mich schon so manches mal, ganz unbewusst, aus wirklich dunkle Abgründe geholt, die mich fast komplett verschlungen haben.
Wenn Liz lacht, komme ich nicht umhin, auch wenigstens zu lächeln. Wenn sie weint, bin ich für sie da, aber wenn sie Raum braucht, dann gebe ich ihr diesen auch.
Sie gibt mir weise Ratschläge, sie kennt mich besser als ich selbst und weiß immer genau, was ich machen soll.
Wir haben beide unsere Ecken und Kanten, die uns ausmachen, aber in meinen Augen ist Liz der beste Mensch der Welt und egal was in der Zukunft kommt, ich weiß, ich werde sie immer lieben und sie wird meine Nummer 1 sein.

Auch jetzt muss ich an einen ihrer Ratschläge denken, denn wie sagt Liz immer so schön? „Avi, Baby, du kannst dich nicht ewig vor der Männerwelt verstecken!"

Also, hier bin ich, in Miami, auf einer Studentenparty und werde mich nicht verstecken!

Was habe ich schon zu verlieren? Hier kennt mich niemand und einen kleinen Flirt kann auch ich mal erwidern, das bedeutet ja nicht gleich, das wir in den Sonnenuntergang reiten müssen.
Außerdem hat Mason angefangen, mit mir zu tanzen, genau wissend, wer ich bin, also scheint er mich doch etwas attraktiv zu finden, also warum nicht?