Ein neues Problem

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„Du bist eine echt Spaßbremse.“
Ich verschränkte die Arme auf dem Tresen und warf dem Milliardär mir gegenüber einen beleidigten Blick zu.
Dieser füllte sich ein Glas mit Whiskey und schaute von seiner Tätigkeit nicht mal auf.
„Nein, bin ich nicht, Ich bin Tony Stark. Ich habe den Spaß quasi erfunden.“
Als er dann doch mal aufschaute, zierte ein überhebliches Grinsen sein Gesicht, ehe er einen Schluck von dem Getränk nahm.
Ich quittierte seine Aussage mit einem grimmigen Schnauben.
Eigentlich hatte der Tag gar nicht so schlecht angefangen.
Ich hatte schön lang geschlafen, ein gutes Frühstück genossen und dann hatte mich Pepper auch noch hoch in die Lounge zitiert, um zu fragen, ob ich sie nicht zu einer spontanen Shoppingtour begleiten würde.
Genau so was hatte ich mal gebraucht, da es langsam recht eintönig war, nur im Tower zu hocken.
Doch dann hatte sich Tony eingemischt.
Es wäre ja immer noch zu gefährlich und bei meinem Glück, würde es wieder zu einem Angriff kommen und bla, bla, bla.
Dabei war ich mir sicher, das er nur nicht allein hier im Tower bleiben wollte.
Bruce war ja schließlich auch noch nicht da, also hätte er keinen zum nerven gehabt.
Und das war jetzt mein Part.
„Hab dich nicht so. Hier ist es doch viel lustiger, als in Läden voller Klamotten und Schuhe.“
Gut gelaunt kam er hinter der Bar hervor und setzte sich auf den Hocker neben mich.
„Du verstehst das nicht. Du bist ein Mann.“ erwiderte ich und kramte mein Handy aus der Hosentasche.
Er zuckte mit den Schultern und wollte einen weiteren Schluck nehmen, stoppte dann aber.
„Das ist kaputt.“
Mit „Das“ war natürlich mein Mobiltelefon gemeint, auf dem immer noch der Riss prangte.
Fürsorglich strich ich über die Stelle.
>>Hör nicht auf den alten Mann. Der redet nur Quark.<<
„Es ist nicht kaputt. Nur etwas... lädiert.“
Tony zog eine Augenbraue hoch.
„Warum kaufst du dir dann nicht ein neues? Du verdienst schließlich gut.“
„Hast du dich mal wieder in den Hauptserver von SHIELD gehackt?“ fragte ich trocken, woraufhin er, um nicht antworten zu müssen, an seinem Glas nippte.
>>Typisch.<<
Seufzend tippte ich auf dem Display herum und fand dann den Kontakt den ich gesucht hatte.
Nach dem dritten Klingeln nahm jemand ab.
„Julia, du musst mir zustimmen. Tony ist eine Spaßbremse.“ quasselte ich drauf los.
„Die auch einen Guten Morgen. Wieso sollte ich das tun? Ich kenne ihn ja nicht mal.“
Irgendwie klang sie noch etwas verschlafen, was aber um neun Uhr morgens auch kein Wunder war.
>>Ich stehe in letzter Zeit eindeutig zu früh auf.<<
„Der Grund ist ja jetzt erst mal egal. Sag es einfach.“
Ich hörte kurz Wasser rauschen und dann etwas klicken, wahrscheinlich der Wasserkocher, ehe sie antwortete.
„Ähm, nein.“
Ich verdrehte die Augen und schaute dann zu dem Milliardär, der sich das ganze stirnrunzelnd betrachtete.
„Sie sagt du bist eine Spaßbremse.“ grinste ich und hörte auch gleich ein ermahnendes „Sarah!“ von der anderen Seite.
Tony stellte stellte seine Drink weg, ehe er fordernd seine Hand ausstreckte und auf das Handy deutete.
„Gib mal her.“
Erst zögerte ich noch, gab es ihm dann aber, woraufhin er es sich gleich ans Ohr hielt.
„Julia, richtig? Tony Stark, freut mich dich kennenzulernen... Ja, ist sie.“
>>Was bin ich?<<
Damit ich ja nicht verstehen konnte, stand Tony auf und ging einen Schritt weg.
„Kein Problem, du kannst ja nichts dafür. Einen schönen Tag noch.“
Und schon hatte er aufgelegt.
Grinsend übergab er mir mein Eigentum wieder.
Bevor ich fragen konnte, was gesprochen wurde, sagte er es mir gleich.
„Sie hat sich dafür entschuldigt, das du manchmal so anstrengend bist. Außerdem solltest du sie nicht mehr so früh anrufen. Auch wenn du zum Frühaufsteher mutiert bist.“
Okay, das mit dem Aufstehen hatte sie mir schon mal gesagt.
>>Aber ich bin doch nicht anstrengend... Na ja... Vielleicht manchmal... Ein bisschen...<<
Als ich das Handy wieder verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg zum Sofa, wohin Tons mir gleich folgte.
„Übrigens wollte ich dich noch über etwas in Kenntnis setzen.“
Während er saß, lag ich halb und nickte dann und bedeutete ihm so, fortzufahren.
„Lokis Zepter, befindet sich hier im Tower. Falls also etwas passieren sollte, kannst du es verwenden, um dich zu verteidigen.“
„Aha. Und wo? In der Werkstatt? In einem sorgsam verriegelten Raum?“
„Im Raum mit der Zelle.“
Er hatte das so beiläufig gesagt, das ich zuerst nur verstehend genickt hatte, dann aber aufrecht saß und ihn fassungslos anstarrte.
„Wie bitte? Du bewahrst die Waffe, die in seinem Händen mehr als gefährlich ist, in dem Raum auf, in dem er gefangen ist?“
Tony nahm einen Schluck Whiskey und zuckte mit den Schultern.
„Ja?“
Meine Hand fand den Weg zu meiner Stirn.
„Keine Sorge. Es ist ja nicht IN der Zelle, sondern gegenüber. Außerdem gut versteckt hinter einer Abdeckung. Und diese öffnet sich nur mit dem Code.“ erklärte der Erfinder.
Ich stellte mir bildlich vor, wo es war und kam dann zu dem Schluss, das er die Wand meinen musste, wo ich all die Tage über gesessen hatte.
Also mir war nicht aufgefallen, das da überhaupt etwas war.
Das beruhigte mich ein wenig.
„Ach so... Na gut, es klingt plausibel. Er würde sicher nicht damit rechnen, das es in dem Raum ist, wo er sich die ganze Zeit befindet.“
>>Es sei denn, er rechnet genau damit... Nur gut das er den absolut geheimen Code nicht kennt.<<
Ich lehnte mich wieder in die Polster, während Tony nun sein Handy, oder besser gesagt, seine Glasscheibe herausholte und darauf herumtippte.
„Darf ich Dummy haben?“
Überrascht von der plötzlichen, absurden Frage schaute er verwirrt von seinem Tun auf.
„Wie bitte?“
„Ob ich Dummy im Stockwerk haben darf. Er steht schließlich sowieso nur in der Werkstatt herum.“
>>Außerdem ist er so putzig.<<
Tony zog beide Augenbrauen weit nach oben.
„Er ist nur ein Roboterarm.“
Um das Gespräch schnell zu einem positiven Ende, für mich, zu bringen, setzte ich meine Geheimwaffe auf.
Den Hundeblick.
>>Und das kommt von einem Mädchen, das sich in einen Wolf verwandeln kann... Konnte. Ha, ha.<<
Der Milliardär lachte über den Versuch.
„Das klappt bei mir nicht.“
„Nur ein Tag?“
Ich legte noch eins drauf und schürzte die Lippen.
Ganz langsam sah man, wie seine Entschlossenheit ins Wanken geriet.
„Bitte Tony. Es ist ja sonst keiner da, mit dem ich mich beschäftigen kann. Wenn ich schon hier im Tower bleiben muss.“
Und schon hatte ich es geschafft.
Seufzend nickte er.
„Gut... Aber nur einen Tag. Ich brauche ihn schließlich, um arbeiten an dem Anzug vorzunehmen.“
Mit einem stolzen Grinsen verschränkte ich die Arme.
Tony dagegen schüttelte über sich selbst den Kopf.
„Von wegen beschäftigen. Das hast du in den letzten Tagen auch hinbekommen. Beim nächsten mal falle ich nicht darauf rein.
>>Ja, ja Rede dir das nur ein.<<
Seine Glasscheibe störte seinen Monolog, in dem sie klingelte und den Weg zu seinem Ohr fand.
„Director Fury. Was für eine Ehre. Rufen Sie mal an bevor sie vorbei kommen-“
Er verstummte plötzlich, was wohl hieß, das Fury ihm das Wort abgeschnitten hatte.
Wieder verstand ich nicht viel.
Doch es klang ernst.
Und genauso ernst wurde dann auch Tony.
Mit einem Ruck stand er auf und ging zu der Fensterfront und schaute raus.
„Wie viele?“
Die Antwort schien wohl nicht besonders toll auszufallen, denn er fuhr sich gestresst durch die kurzen Haare.
„Ich bin unterwegs.“
Nachdem er aufgelegt hatte, schaute er zu mir.
„Wir haben ein Problem.“
Na toll.
Dabei handelte es sich sicher nicht nur um ein paar verrückt gewordene Schafe.
>>Wieso komme  ich jetzt ausgerechnet auf Schafe?<<
„SHIELD wird angegriffen. Vier von dieses Roboterinsekten, versuchen in die Basis am Times Square zu kommen. Dank Barton und Romanoff hat es bisher aber nur einer geschafft.“
Ja, das war wirklich schlimmer als ein paar Schafe.
Er legte eine Faust an die Scheibe.
„Warum jetzt auf einmal? Und dann noch so direkt?“
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, als es mir klar wurde.

„Der Stromstoß blockiert sozusagen die Teile deiner DNS, die für die Verwandlung verantwortlich sind.“

Es gab einen Grund, warum ausgerechnet jetzt.
Sie konnten wieder einen aus dem Team erwischen.
Jemand, der indirekt das gleiche Problem hatte wie ich.
Nur etwas... extremer.

„Ich bin doch nicht verrückt.“

Ich schaute zu Tony.
„Es ist wegen Bruce.“

Der Spaß hat ein Ende!(?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt