Loki und der Kater

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Fröhlich vor mich hin pfeifend ging ich am nächsten Morgen in Richtung Küche.
Ich hatte wahrscheinlich eine bessere Nacht, als manche Götter.
Das bestätigte sich, als ich im Raum angekommen, zum Küchentisch schaute und Loki mit verschränkten Armen und den Kopf auf diesen sah.
Ich rieb mir still lachend die Hände, räusperte mich lautlos und stellte meine höchste Tonlage ein.
„Guten Morgen Lokilein.“
Der Gott zuckte heftig zusammen und schaute dann in Zeitlupe auf.
Wieder schaffte es sein unfreundlicher Blick nicht, auch wirklich unfreundlich zu wirken, sondern schien eher gequält.
So wie er aussah, wunderte es mich nicht.
Er hatte immer noch seine Klamotten vom Vortag an die völlig zerknittert waren.
Seine Haare standen in alle Richtungen ab und waren total verwuschelt.
Zudem war er noch blasser als sonst, was die dunklen Ringe unter den Augen noch verstärkten.
Um auf den Punkt zu kommen: Er sah scheiße aus.
Innerlich kringelte ich mich vor lachen, grinste äußerlich aber nur, was ihm nicht zu gefielen schien.
„Du hast mir irgendetwas in den Drink getan!“ zischte Loki wütend.
„Nein, habe ich nicht. Dein Kater ist das Ergebnis davon, das du die ganze Flasche leergemacht hast mein Bester.“
„Und warum geht es dir dann so gut? Du müsstest am Boden herumkriechen! Du bist nur eine Frau!“
>>Na wenigstens hat er in Biologie aufgepasst.<<
Ich schüttelte mit dem Kopf und holte zwei Gläser aus dem Schrank.
„Müsste ich... aber nicht von Eistee. Ich lief höchstens Gefahr, einen Zuckerschock zu erleiden.“
Loki runzelte die Stirn.
„Tee?“
Dann, ganz langsam, verbanden sich die vielen Puzzleteile in seinem Gehirn und es leuchtete förmlich eine Glühbirne über sein Köpfchen auf.
„Du hast mich hintergangen!“
Er zuckte vor seiner eigenen Stimme zurück und presste die Hand an die Schläfe.
„Na ja... sagen wir, ich habe dich reingelegt... Oh man, du hast keine Ahnung, wie stolz ich deswegen auf mich bin.“
Breit grinsend wie ein Honigkuchenpferd, fing ich an, im Kühlschrank herumzukramen und holte neben der Calciumreichen Milch, auch noch den Vitaminreichen Orangensaft heraus.
>>Gut für die Knochen und wichtig für eine ausgewogene Ernährung.<<
Ja, ja. Manchmal konnte ich auch gesunde Nahrungsmittel zu mir nehmen.
Blöd nur, das keine Geheimnisvolle Flasche SHIELD-Cola da war.
Loki hatte derweil seinen Todesblick aufgelegt, was eher aussah, als wäre er eine kastrierte Hauskatze.
„Du bist ein niederes Wesen und wagst es... Oh Gott, tut das weh.“
Seine Schimpftirade ging in einem stöhnen unter.
>>Er betet sich selbst am? Wie eitel.<<
Der Saft war schnell in ein Glas gefüllt und auf den Tisch gestellt.
„Jetzt tu mal nicht so wehleidig. Trink deinen Saft und dann geh spielen.“
Er grummelte etwas undeutliches und schob es weg, nur damit ich es wieder hin schob.
Das ging einige Male so, bis er es fluchend in die Hand nahm und einen Schluck nahm.
„Das wirst du alles noch bereuen.“
Ich schaute gespielt nachdenklich zur Decke.
„Nach einem schönen, saftigen, vor Fett triefenden Stück Fleisch, oder vorher?“
Erneut stöhnte er, würgte zudem aber noch und stand auf, um mit dem Glas in der Hand, den Raum zu verlassen.
Ich klopfte mir selbst auf die Schulter.
Operation „Blauer Schlumpf“ hatte super funktioniert und war vonstatten gegangen, wie geplant.
Die nächsten zehn Minuten beschäftigte ich mich mit meinem Frühstück, räumte wieder alles weg und wanderte in das Wohnzimmer, wo Loki auf der Couch saß, die Beine ausgestreckt auf dem Tisch und ein Kissen auf dem Gesicht.
Mit Abstand setzte ich mich daneben und schaute ihn solange an, bis er das Kissen wegnahm.
„Was?!“
„Ach, es ist nur schön zu sehen, wie trinkfest du bist.“
Er rollte mit den Augen und rutschte tiefer in die Polster.
„Ich hab dich total abgefüllt.“ lachte ich und erinnerte mich an den gestrigen Abend.
Doch die Erinnerungen an die gute, alte Zeit wurden durch das Kissen unterbrochen, das mir der sterbliche Gott kurzerhand an den Kopf warf.
Verdutzt schaute ich von dem weichen Teil, zu ihm.
„Das soll als Rache erst mal reichen.“ murmelte er und legte seinen Arm auf die Augen.
>>Sehr einfallsreich Loki. Wirklich. Du verdienst den Preis als bester Bösewicht. Ich rufe nachher gleich MTV an.<<
Ein paar Minuten war es still, aber auf den Gedanken, das der Gott eventuell eingeschlafen war, kam ich nicht.
Denn dafür litt er viel zu laut und stöhnte ab und zu schmerzerfüllt herum.
Diese Lusche.
Es hieß zwar, das Männer total wehleidig waren und schon bei dem kleinsten Anzeichen einer Krankheit anfingen, sich mit einem Schal und einer Wärmflasche auf dem Sofa zusammenzurollen, aber er übertrieb ja maßlos.
Wo war der Gott in ihm hin?
Auf Kurzurlaub?
Irgendwann wurde es mir dann zu bunt, weshalb ich aufstand und kurz aus dem Raum verschwand.
Mit einem Glas Wasser, in dem eine Aspirin Tablette munter vor sich hin sprudelte, kam ich wieder und trat ihm gegen das Bein, woraufhin er genervt den Arm hochschob.
„Hier. Du bist mit einem Kater ja schwerer zu ertragen, als ohne.“
„Was soll Wasser an meinem befinden ändern?“ fragte er verächtlich.
„Tja. Das ist Zauberwasser. Aus dem magischen Wasserhahn. Frisch verzaubert von Tinkerbell.“
Ich drückte ihm das Glas in die Hand, was er daraufhin stirnrunzelnd betrachtete.
„Da ist nur Aspirin drin. Medizin gegen deinen Brummschädel.“ versicherte ich etwas genervt.
Er tat ja gerade so, als würde ich ihm sonst was andrehen wollen.
>>Was gar nicht so abwegig wäre...<<
Skeptisch nahm Loki einen Schluck, verzog kurz das Gesicht, leerte es dann aber. Mit dem Rest seines Orangensaftes spülte er noch nach und lehnte sich dann wieder zurück.
„Glaub ja nicht, das ich mich bedanke.“
„Das hätte ich auch nicht erwartet.“ antwortete ich und setzte mich wieder.
„Und für die Aktion gestern, werde ich mich noch revanchieren.“ merkte er zudem noch an.
Doch ich winkte nur unbeeindruckt ab.
Er hatte hier nicht viele Möglichkeiten um sich zu rächen und etwas zu trinken würde ich von dem ganz sicher nicht annehmen.
Jetzt wo wir so friedlich nebeneinander saßen, konnte ich mal etwas ansprechen, was mich schon seit seiner Zeit in seiner tollen Zelle beschäftigte.
„Sag mal, woher hast du eigentlich die Klamotten?“
Von dieser, völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Frage, blinzelte er kurz verwirrt in Richtung Zimmerdecke, ehe er zu mir schaute.
„Was?“
Ich deutete auf die verwaschene Jeans und das Hemd, was beides nicht aussah, als käme es aus Asgard. Und einen Koffer hatte er damals auch nicht dabei gehabt.
Loki rollte mit den Augen.
„Stark hat dafür gesorgt. Ich konnte ja nicht die ganze Zeit in meiner Asischen Kleidung umher laufen. Außerdem wollte Thor es so. Damit ich weniger auffalle. Was natürlich in einer Zelle sehr sinnvoll ist.“
„Das ist nicht gelungen.“ lachte ich, weshalb er die Stirn runzelte und ich zu einer Erklärung ansetzte.
„Dich in Alltagsklamotten zu sehen ist genauso, als wenn ein Gorilla mit einem Hularock herumläuft. Es ist... komisch.“
„Genauso wie deine Vergleiche.“ entgegnete er trocken.
„Das sagst du nur, weil du keine Ahnung hast, was ein Gorilla ist.“
„Natürlich weiß ich es. Du vergisst, das ich einige Zeit auf der Erde gelebt habe, bevor ich euch erbärmliche Kreaturen angegriffen habe.“
„Bei dir ist aber auch alles erbärmlich, oder?“
„Wenn es euch Menschen betrifft, dann auf jedenfall.“
Er schloss wieder die Augen und grinste dabei, was aber dadurch unterbrochen wurde, das er das Gesicht verzog, und legte dann erneut den Arm auf seine Augen.
Die Kopfschmerzen hatten wohl wieder zu geschlagen.
Ich verschränkte die Arme.
„Wir sind also erbärmlich... Aha... Und was warst du gestern Abend?“
„Sei still.“ grummelte er grimmig.
Doch ich sprach weiter.
„Als du sturzbetrunken hier herum getorkelt bist...“
„Ich sagte, sei still.“
„... Einen Schrank umgestoßen und mit dem Boden geredet hast...“
„Ich sag es nicht noch einmal!“
„Und natürlich die Tatsache, das du-“
Im letzten Moment und mit einem schrillen Schrei konnte ich dem Gott ausweichen, der erneut mit einem Kissen bewaffnet, nach mir greifen wollte.
Ich plumpste auf den Boden und atmete dann tief durch, während er sich wieder richtig hinsetzte.
„Glück gehabt.“ sagte er trocken und stopfte sich das Kissen in den Rücken.
„Jaaa... Himmel sei Dank, das du im Moment so reaktionslahm wie eine Bergziege bist.“ entgegnete ich erleichtert, was mir wiedermal einen grimmigen Blick einbrachte.
Anscheinend schien das Aspirin zu wirken.
Bevor ich mich wieder auf das Sofa setzen konnte, öffnete sich plötzlich der Fahrstuhl und spuckte Tony aus, der meine Situation mit gekräuselter Stirn betrachtete.
„Wieso sitzt du auf dem Boden?“
„Nicht der auch noch.“ stöhnte Loki genervt und stand auf, um sich vom Acker zu machen.
Tony schaute ihm verwirrt hinterher und dann wieder zu mir.
Aber auf die Idee, mir mal aufzuhelfen kam er nicht.
„Was ist denn mit dem los?“
Ich winkte ab und hievte mich auf die Beine.
„Ist ja auch egal. Ich wollte eigentlich...“
Sein Blick wanderte zu dem kleinen Scherbenhaufen, der immer noch unter dem Beistelltisch lag.
„Sarah!“
>>Das ist mein Name.<<
Er ging zu der ehemaligen Vase.
„Was ist das?!“
„Abstrakte Kunst?“ antwortete ich schulterzuckend.
Doch er war wohl nicht so ein Kunstfreund.
Eigentlich hätte ich gleich sagen können, das es Loki war, aber ich wollte abwarten, bis er auch noch die anderen Kollateralschäden bemerkte.
Was er prompt tat, indem er einen beiläufigen Blick in den Flur warf, wo immer noch der Schrank auf dem Boden herumlag.
Auch denn hatte ich nicht wieder hingestellt.
„Sarah!!!“
>>Tony!<<
Der Milliardär fuchtelte mit seinen Armen herum.
„Der ist Sechszehntausend Dollar wert!“
Oh, da hatte ich mich mit den Zehntausend wohl etwas verschätzt.
„Dann solltest du lieber nicht in die Küche gehen.“
Ich verschränkte ganz unschuldig die Hände auf dem Rücken.
Sofort ging er genau in diesen Raum.
„SARAH!!!“
>>Natürlich. Der Whiskey ist natürlich am schlimmsten.<<
Tony kam mit den beiden leeren Flaschen in der Hand zurück und hielt sie hoch.
„Der war fünfzig Jahre alt!“
Ich nickte verstehend und hob beschwichtigend die Hände.
„Du musst verstehen. Es war für einen guten Zweck.“
Er stellte die Flaschen auf den Tisch und verschränkte mit ernsten Blick die Arme, was ich zum Anlass nahm, um ihm alles zu erzählen.
Meinen tollen Plan, Lokis desorientierter Zustand der die Schäden zufolge hatte und natürlich den furchtbaren Kater des Gottes.
Dann war es still.
Eine ganze Minute blinzelte Tony verwirrt, ehe er anfing, in schallendes Gelächter auszubrechen.
Irgendwann bekam er kaum noch Luft und musste sich mit den Händen auf den Knien abstützen.
„Das war es wirklich wert.“ brachte er prustend heraus.
Er setzte sich kichernd auf die Couch.
„Kein Wunder das er so aussieht. Das hätte ich selbst nicht besser machen können.“
Erneut grinste ich stolz über mein eigenes Können vor mich hin.
Nachdem Tony sich beruhigt hatte, was ganze fünfzehn Minuten dauerte, kam er darauf, das er eigentlich etwas sagen wollte.
„Wir haben gestern begonnen, den Roboter auseinander zunehmen.“
„Und?“ fragte ich und setzte mich zu dem Erfinder, der mit den Schultern zuckte.
„Das Metall ist ziemlich robust und es braucht einige Zeit, bis wir es auseinander nehmen können. Aber es ist klar, das es kein Stümper zusammengebaut hat. Wir haben uns wohl einen klugen Burschen zum Feind gemacht.“
Na toll.
Wenn Tony das sagte, dann hatten wir es wirklich mit jemanden zu tun, der nicht zu unterschätzen war.
Das konnte noch heiter werden.

Der Spaß hat ein Ende!(?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt