Chapter 19

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POV: Natalie

Als Ahri die Tür zu schmiss, konnte ich hören, wie sie daran herunterrutschte und anfing zu weinen. Dies ließ schließlich auch bei mir alles brechen und ich sackte kraftlos auf meinem Stuhl zusammen. Meinen Kopf ließ ich auf meine, auf dem Tisch verschränkten, Arme fallen und fing an, leise Tränen zu vergießen. 

Es war nichts neues mehr, denn jedes mal, wenn wir uns stritten, endete es damit, dass ich irgendwann anfing zu weinen. Sie war mir einfach so verdammt wichtig und ich wollte einfach nicht, dass ihr etwas passierte. Sie wusste es nicht, doch sie war die beste Freundin, die ich mein Leben lang gesucht hatte. 

Schon lange war die Hoffnung verschwunden, jemanden zu finden, der mich auch ohne Worte verstehen konnte. Der wusste was ich tat, bevor ich es tat. So viele "beste Freundinnen" hatte ich schon, doch keine hielt länger, als ein Jahr. Irgendwann hatte ich es aufgegeben und genau dann kam Ahri als Austauschschülerin in meine Klasse. 

Zufälligerweise hatte sie mit meiner vorherigen besten Freundin getauscht und saß dann direkt neben mir. Es hatte keine 2 Wochen gedauert und wir waren unzertrennlich. Sie war auch der Grund, warum ich zu ihr nach Südkorea gezogen war und nicht mein Studium in Deutschland begonnen hatte.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als sich eine warme Hand auf meine Schulter legte und langsame, jedoch beruhigende Kreise zog. Langsam schaute ich auf und sah in die besorgten Gesichter von Hongjoong und Mingi. 

"Wir haben alles mitgekriegt. Sollen wir mal mit ihr reden?", versuchte Ersterer sein Glück, doch scheiterte kläglich, als ich mit einem Kopfschütteln antwortete: "Das wird nichts bringen... Sie lässt niemanden mit sich reden, wenn sie so ist. Das wird schon. Heute Abend verstehen wir uns wieder."

Seine Mundwinkel verziehend drehte er um und ging zu Ahris Zimmertür. Er klopfte vorsichtig und begann zu sprechen: „Ahri, mach dir Tür auf, es tut ihr leid, dass sie dich so angeschrien hat." Ein Gemurmel war zu vernehmen und wieder sagte er: „Komm schon, höre dir wenigstens an, was sie zu sagen hat."

Seine Bemühungen blieben allerdings erfolglos, denn kurz danach drehte er sich wieder zu uns und schüttelte entmutigt den Kopf. Seufzend stand ich auf und wollte in mein Zimmer gehen, als ich mit meinem verletzten Fuß auftrat und direkt in mich zusammen fiel. Mingi konnte mich gerade noch so stützen, da kam auch schon der Blonde auf mich zugestürmt und hob mich wieder hoch.

"Mir reicht es jetzt mit deiner Selbstüberschätzung. Wir beide fahren jetzt ins Krankenhaus und Mingi bleibt hier bei Ahri.", stellte Hongjoong fest und begann zur Haustür zu laufen. Dadurch, dass ich nicht antwortete, konnte ich auch keine Widerworte geben und er entschied über meinen Kopf hinweg. Ich hatte lediglich meinen Kopf auf seiner Schulter gebettet und versuchte mich wieder zu beruhigen.

Gerade noch so konnte ich erhaschen, wie Mingi auf ihre Tür zusteuerte, da fiel auch schon unsere ins Schloss. Hongjoong rief uns ein Taxi und wir machten uns auf den Weg zu meiner Arbeitsstelle.

Es war anscheinend ein ziemlich erschreckendes Bild, dass ein Mann mit mir im Arm bei uns herein spazierte, denn alle, die mich bereits kannten und gerade im Foyer waren, kamen auf uns zugestürmt und umringten uns mit Fragen, wie: "Was ist passiert?" "Geht es dir gut?" "Was hast du gemacht?"

Ich beendete das ganze Gegacker in dem ich einmal Laut: "Ruhe!" von mir gab. Angestrengt seufzte ich und fing erneut an: "Also, ich bin umgeknickt, er macht sich Sorgen und ich soll durchgecheckt werden. Okay?" 

Das Gewusel löste sich auf und ich wurde "Wie jeder normale Patient" ins Wartezimmer gebracht. Die ganzen abfälligen Blicke, als ich trotzdem vor allen anderen aufgerufen wurde, waren mir dennoch unangenehm. Wer konnte es mir auch verübeln? Man konnte nie sagen, dass genau diese Leute nicht einmal meine Patienten werden würden. Vor allem bei Kindern war das sehr wahrscheinlich, da ich mich eher auf diese spezialisieren wollte. 

Ausgerechnet mein Chef war es, der mich schlussendlich untersuchte. Ich konnte doch jetzt schon sagen, dass er mich, trotz Verletzung arbeiten lassen würde. Tatsächlich jedoch, gab er mir eine Schiene, für meinen Fuß bis hin zu meiner Kniekehle, sowie Krücken mit und schrieb mich doch tatsächlich auch noch für eine ganze Woche krank. Ich wusste nicht, warum er so nett war, doch ich wollte es auch nicht in Frage stellen.

Schließlich verabschiedete er sich von uns mit den Worten: "Gute Besserung Frau Korn. Lassen sie sich gut von ihrem Freund pflegen." Ich wollte gerade etwas erwidern, da übernahm der Blonde neben mir es schon: "Das werde ich keine Sorge" und lächelte dabei auf mich herab.

Mein Herz blieb wieder einmal kurz stehen, nur um danach schneller zu schlagen und auch von der Röte in meinem Gesicht blieb ich nicht verschont. Ich schaute einfach nur auf den Boden und fing an, mit meinen Krücken nach draußen zu schreiten. Endlich war ich nicht mehr auf Hongjoong angewiesen und konnte selber laufen.

Er bezahlte gerade den Taxifahrer, der uns zurück gefahren hatte, da machte ich mich schon daran, die Haustür unseres Mehrfamilienhauses auf zu schließen. Ich trat ein und wartete auf den Jungen, der mich die ganze Zeit schon begleitet hatte. Ich musste zugeben, ich fand ihn ja auch schon vorher recht anziehend, doch mit jeder seiner Taten, weckte er umso mehr mein Interesse an ihm.

Als er schließlich bei mir angekommen war, begann er mich wieder hoch heben zu wollen, jedoch blockte ich sofort ab. "Was wird das, wenn es fertig ist?", fragte ich ihn, doch er antwortete nur selbstverständlich: "Na, dich die Treppe hoch tragen, was sonst? Ich hab es ja eben schon nicht gemacht. Mir wurde doch aufgetragen auf dich auf zu passen" Zum Schluss zwinkerte er mir noch zu. Ich gab mich geschlagen und ließ mich von ihm hoch tragen.

Als ich unsere Wohnung betrat, sah ich, wie Ahri sich, in eine Decke gewickelt, an Mingi gelehnt hatte und sie ihren Lieblingsfilm sahen. Aufgrund des Klackerns meiner Krücken, drehten sich beide zu mir um und erschrocken sah mich meine beste Freundin an.

Sie kam auf mich zu gestürmt und im gleichen Moment schmiss ich meine Stützen weg, nur um meine Arme für sie aus zu breiten. Wir fielen uns in die Arme und riefen gleichzeitig: "Es tut mir so leid, ich hätte nicht so mit der reden dürfen."

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Wir hoffen, das Kapitel hat euch gefallen und wir sehen euch beim nächsten wieder~

Bis bald~

Promise -Ateez-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt