"a hand full of years later"

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"Papa!" lachend läuft eine kleine Gestalt mit sicheren Schritten auf die Tür zu, die sich gerade geöffnet hatte. "Guck mal, guck mal!" Sie zupft dem blonden Mann der breit grinsend in der Tür steht am Hosenbein und hält einen großen grünen Plüsch-Frosch in die Höhe.
Er lacht und zerwuschelt ihr das ebenfalls blonde, wellige Haar:" Wer hat dir den denn gegeben Prinzessin?" Das ist der Moment in dem ich mich aus dem Küchentürrahmen löse und ebenfalls in den hellen breiten Flur trete. "Und ich dachte immer, dieser Spitzname hätte ausschließlich mir gegolten." Ich verschränke verspielt entrüstet die Arme vor der Brust und gehe auf den Mann zu. Sein Gesicht schmückt ein gepflegter Dreitagebart und um seine blauen Augen ranken sich Lachfalten. "Es ist schön dich zusehen Niall! Ida lag mir mindestens die letzten paar Wochen in den Ohren mit der ständigen Frage nach ihrem Vater."
Mit einem breiten Grinsen hebt er Ida hoch und wirft unsere glucksende Tochter in die Luft. "Ich hab dich auch vermisst kleine Maus! Bist du bereit für unseren kleinen Stradurlaub?"
Eifrig nickt sie mit ihrem kleinen Köpfchen, so dass die blonden Locken auf und ab wippen.
"Ich hab alles gepackt, was sie braucht. Schlafanzug, Zahnbürste, ihre Kuscheldecke -du weißt ohne die kann sie nicht einschlafen- " Beginne ich aufzuzählen, doch Niall unterbricht mich: "Daran hege ich auch keinerlei Zweifel, du hast schon immer für Struktur gesorgt.  Ist noch Zeit für einen Kaffe, bevor wir aufbrechen?"

Nickend bedeute ich ihm mir in die lichtdurchflutete Küche zu folgen, wo ich straks heißes Wasser aufsetze und ein bisschen des restlichen Kuchens von Idas fünftem Geburtstag auf einem der altrosa Porzellanteller, die ich von meiner Mutter zur Hochzeit geschenkt bekommen habe, bereitstelle.
"Die Küche ist echt ein Meisterstück geworden!" Anerkennend lässt Niall seinen Blick durch meinen liebsten Raum im Haus gleiten. Er schweift über die gepolsterte Sitzbank, den antiken Küchentisch, auf dem stets ein frischer Strauß Tulpen steht, gleitet weiter entlang an der hölzernen Arbeitsplatte auf der sich nicht wie damals in meinem Elternhaus das wochenalte Geschirr stapelt und bleibt schließlich an dem cremefarbenen Kühlschrank hängen, der von einem Haufen Fotos geziert wird.
Auf den meisten Bildern ist Ida abgebildet. Kurz nachdem wir nach der Geburt aus dem Krankenhaus entlassen wurden, ihr erster Tag im Kindergarten, ein Ausflug im Streichelzoo und und und.. Doch nicht nur meine Tochter verschönert das Küchenutensiel, auch andere Gesichter. Ein Gruppenfoto von meiner langzurückligenden Zeit in Irland und zwei weitere Personen, die mir beinahe genauso sehr am Herz liegen wie es die lachende kleine Ida tut.

Der Wasserkocher macht sich mit einem lauten Klicken bemerkbar und ich schenke Niall eine dampfende Tasse Kaffe ein :" Ganz schwarz, wenn ich mich recht entsinne?" "Ganz schwarz, ohne alles." erwiedert er und nimmt dankend die Tasse entgegen.
"wie waren die letzten Wochen für dich?" Frage ich mit wirklichem Interesse, "Muss ganz schön auslaugend sein ständig im Rampenlicht zu stehen."
"Ja, da kann ich nur zustimmen. Aber der Adrenalinkick ist einfach unschlagbar. Selbst wenn ich jeden Abend völlig ausgelaugt ins Bett Falle bereue ich keine Sekunde was ich mache."
"Du hast dich kein Stückchen geändert Mr.Horan! Immer auf der Suche nach neuen Abenteuern." Ich muss lächeln, "Aber ehrlich, das freut mich für dich!"
"Das weiß ich sehr zu schätzen Mrs. Moore!" Niall beginnt an seinem heißen Getränk zu schlürfen und murmelt etwas, dass sich anhört wie die Frage danach, wann wir nur so erwachsen worden sind und dem kann ich mich nur anschließen und wie aufs Stichwort öffnet sich ein weiteres Mal die Haustür und ich höre schwere Schritte und ein Schlüsselbund, der klimpernd in die Metallschale auf der Kommode im Eingangsbereich fällt.

"Wir sind zuhause Schatz! War Niall schon da um die Kleine abzuh-" Mitten im Satz bricht er ab und blickt Niall in die Augen, der gerade dabei ist sich eine Gabel des Kuchens in den Mund zu schieben, "Hallo Niall. Wie ich sehe hat sich soeben meine Frage beantwortet."
"Hallo Derek!" Niall tippt sich an die Stirn und isst weiter. Ich hingegen erhebe mich von meinem Platz auf der Sitzbank und ziehe Derek in eine herzliche Umarmung:" Und was hat das Gespräch ergeben?"
"Zehn Sozialstunden beim Hausmeister." ein zerknirscht dreinguckender Junge im Teenageralter tritt hinter ihm hervor.
Die Augen so warm und schokoladenbraun wie die seines Vaters und das kinnlange Haar extra zottelig ins Gesicht gekämmt. Die ersten Male die ich Tony begegnet bin, muss ich zugeben wusste ich nicht wirklich wie ich mit einem fünfzehnjährigen vollpupertären rebellischem Teenie anfangen sollte, doch mittlerweile ist es mir gelungen durch seine Fassade zu brechen und einen Zugang zu dem eigentlich sehr sympathischen und empathischen jungen Mann zu fnden.
Ich schüttel leicht den Kopf und sage nur:" Das merken wir uns vielleicht fürs nächste Mal, wenn es wieder darum geht Ärger in der Schule zu stiften, was?" Tony lächelt nur verlegen und verabschiedet sich dann hoch in sein Zimmer, jedoch nicht ohne sich ein Stück vom Kuchen zu mopsen und Niall einen leicht skeptischen Blick unter seinem langen Ponny hervor zuzuwerfen.
Denn obwohl sein vater und ich nun schon seit zwei einhalb Jahren eine glückliche Ehe führen, hat er Niall nachdem er von einem kleinen Teil unserer Vergangenheit erfahren hat nie hundertprozentig über den Weg getraut.
"Ein kleiner Unnsinnstifter wie es mir scheint." Stell Niall fest und sieht meinem Stiefsohn hinterher, "das erinnert mich lebhaft an meine gute alte Schulzeit."
Und ich kann es mir nicht nehmen lassen zu sagen: "in der du wohl kaum anwesend warst mein Lieber."
"Touche!"
Aber er hatte Recht, es waren gute alte Zeiten!
Zeiten in denen wir viel erlebt haben, die uns zu den Personen geformt haben die wir heute sind. Menschen auf die ich persönlich sehr stolz bin.
Niall als liebender Vater unserer gemeinsamen Tochter, auch wenn er sie nicht so oft sehen kann wie er und sie es gerne würden wegen seines momentanen Erfolgs im Musik-Business..
Und ich als Autorin und full-time Mutter mit einem der tollsten Männer an meiner Seite, den ich mir jeh hätte wünschen können, seinem rebellischem Sohn und unserem neuen Haus direkt in der Nähe eines großen Parks, auf dessen Wiesen Ida besonders gerne herumtobt.

Auch wenn es anders gekommen ist, als ich es mir vor ein paar Jahren noch gewünscht hätte, kann ich aus vollem Herzen sagen, dass ich glücklich bin! Glücklich für alles was ich erleben durfte und die spannende Zeit die noch vor mir liegt.
Und nein, ich bereue nichts. Denn dafür ist das Leben viel zu kurz. es lohnt sich nicht dem vergangenen hinterher zu trauern oder fluchen, ich habe gelernt im Hier und Jetzt zu leben und auch wenn dies manchmal schwer fällt ist es möglich.
Außerdem bin ich dankbar dafür, dass Niall und ich uns letzten Endes doch noch im Guten trennen konnten und auch wenn es für mich  Anfangs wirklich nicht leicht war, haben wir es geschafft ein kerngesundes kleines Mädchen zu erziehen, jemand der mich immer wieder an eines der aufregendsten Jahre meines Lebens zurück erinnern wird und mit ihrem unverkennbarem Lachen jeden Tag, jede Stunde wieder aufs neue zum erstrahlen bringen kann.

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Auf Wunsch einer lieben Leserin, hier nach ganzen 3 Jahren ein Epilog für Troublemaker.
Ich hoffe er findet Gefallen!

Liebste Grüße,
L

Troublemaker (Niall Horan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt