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Cayden stand ziemlich nah hinter mir und lächelte mich von oben herab an. „Lass mich das mal versuchen, sonst schneidest du dich noch" bot er lächelnd an und ich reichte ihm die Zwiebel. „Das ist echt schwerer als es aussieht sag' ich dir, wenn du die Haut erst mal ein Stück ab hast musst du schauen das-" aber ich hielt mitten drinnen inne, weil Cayden mir etwas triumphierend lächelnd ein Stück der Zwiebelhaut unter die Nase hielt.

„Wie hast du das so schnell gemacht?" fragte ich überrascht und auch ein wenig empört. Er zuckte mit den Achseln und lachte „reines Können". Ich lachte auch und stieß ihn mit meinem Ellenbogen an „Sehr bescheiden" grinste ich ihn an und war gleich darauf verwundert von mir selbst, dass ich so locker war. Normalerweise hatte ich eine sehr starke Hemmschwelle, wenn es darum ging mit Leuten zu sprechen die ich nicht gut kannte und bei Jungs war diese Hemmschwelle noch viel ausgeprägter. Aber bei Cayden schien ich da keine Probleme zu haben, was ich größtenteils darauf schob, dass er einfach eine sehr beruhigende Ausstrahlung hatte und einem immer sehr höflich und zuvorkommend begegnete. 

Plötzlich umfasste Cayden unerwartet mein Handgelenk und betrachtete es Stirnrunzelnd. Sein Griff war etwas zu fest und ich zischte vor Schmerz auf. 

„Ist das von vorhin?" fragte Cayden besorgt und drückte an verschiedenen Stellen meines Gelenks herum. Seit dem Sturz vor etwa einer Stunde war mein Handgelenk ordentlich angeschwollen und ein kleiner Bluterguss bildete sich. Ich hatte den Schmerz zwar versucht zu verdrängen, aber jetzt wo ich mein Gelenk genauer betrachtete, war klar, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Kannst du deine Hand bewegen?" fragte er und ich versuchte es. Zwar klappte es, aber es war auch sehr schmerzvoll und ich erzog das Gesicht. Cayden bewegte meine Finger und nickte dann vor sich hin. Ich beobachtete wie er den Kopf neigte und die Stirn in besorgte Falten legte. Er ließ meine Hand los und sah mich an. „Dein Handgelenk ist verstaucht. Du musst es sofort kühlen und einen Verband darum machen." 

„Muss das wirklich sein?" fragte ich und warf einen möglichst unauffälligen blick zu Ashton.
„Ja, wenn du magst komme ich mit zur Krankenschwester." Bot Cayden an. Ich nickte ergeben und wir sagten Mr. Avens bescheid, der meine Hand vorher nicht einmal sehen wollte, und machten uns dann zusammen auf den Weg zur Krankenschwester.

Als wir den Flur entlang und dann die Treppen runter gingen redeten wir nicht. Ich fühlte mich ein wenig unbehaglich und suchte in Gedanken nach einem Gesprächsthema, fand jedoch keins, weshalb ich froh war als wir im Krankenzimmer ankamen. Die Krankenschwester hielt uns freundlich lächelnd die Türe auf „Was kann ich denn für euch beiden tuen?" fragte sie und deutete auf die Liege an der Wand. Ich begab mich dorthin und setzte mich, während Cayden an der Wand stehen blieb und sich lässig dagegen lehnte. 

„Ella hat sich das Handgelenk verstaucht" erklärte er der Krankenschwester, welche sich daraufhin mein Handgelenk genauer ansah. Sie nickte und machte die gleichen Bewegungen mit meinen Fingern wie Cayden zuvor, bevor sie es losließ und einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer zu sich heran zog. „Dein Freund hat recht. Dein Handgelenk ist verstaucht" Wiederholte sie dann und ich wurde etwas rot und sah verlegen zu Cayden, weil sie glaubte, dass wir Freunde waren. Aber er lächelte nur wieder freundlich. 

„Du musst deine Hand kühlen, damit die Schwellung nicht schlimmer wird und etwas zurück geht." Erklärte die Krankenschwester und durchwühlte dabei den kleinen Koffer. Schließlich seufzte sie resigniert auf. „Ich muss kurz ein Kühlakku holen gehen, ich bin in etwa fünf Minuten wieder da." Sie rauschte aus der Tür und ließ Cayden und mich alleine zurück.

Verlegen biss ich auf meiner Unterlippe herum und betrachtete hochinteressiert meine Hand.
„Du scheinst ja ganz schön tapfer zu sein, wenn du den Schmerz in deinem Handgelenk über die ganze letzte Stunde ignorieren konntest." Sagte Cayden plötzlich und ich sah zu ihm auf. Er sah mich mit einem Blick an, der jedes Mädchen zu einer Pfütze am Boden hätte werden lassen. Es war eine Mischung aus aufmerksamer Besorgnis und Anerkennung, verpackt in einem sehr charmanten Lächeln. Plötzlich fragte ich mich, warum Cayden so nett zu mir war. Denn obwohl er nicht einer derjenigen war, die mit einem überheblichen Grinsen durch die Gegend liefen, so war er dennoch einer der beliebtesten der Schule, nach Ashton vermutlich sogar die Nummer eins, und normalerweise gaben sich Leute seines Beliebtheitsgrades nicht auf meine Stufe hinab. Ich war zwar nicht unbeliebt, aber ich zählte dennoch eindeutig zu der unteren Schicht der Schul-Hierarchie. 

Etwas distanzierter und noch verunsicherter als davor lächelte ich zaghaft zurück „Es tat nicht so stark weh" log ich und wechselte dann das Thema „Woher wusstest du, dass mein Gelenk verstaucht ist?"
Cayden stieß sich von der Wand ab und schlenderte zu der Liege auf der ich saß. „Ich habe mal einen Erste-Hilfe-Kurs für Fortgeschrittene besucht und ich habe vor nach der Schule Medizin zu studieren." Erklärte er und ließ sich dann neben mir nieder.
Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch, worauf Cayden leicht lachte und gespielt empört die Hände hob „Hey, warum bist du so überrascht? Dachtest du ich wäre nur beliebt und hätte nichts im Kopf?" 

Und da war er; dieser leicht hochnäsige Unterton in seiner Stimme, den keiner verbannen konnte der es gewohnt war von jedem angehimmelt zu werden. 

„Nein" entgegnete ich „Ich- hatte nur nicht erwartete, dass du dich für Medizin interessierst." Ich zuckte mit den Achseln.

Bevor Er noch etwas darauf erwidern konnte öffnete sich die Tür und die Krankenschwester kam wieder herein. Sie legte mir ein Kühlakku auf das Handgelenk.
Nachdem sie mir gesagt hatte, dass ich Die Hand noch etwa zwanzig Minuten kühlen unddanach einen Verband darum machen sollte, entließ sie uns.

Wir gingen erneut schweigend zurück zum Bioraum, wo Cayden mir zuvorkommend die Tür auf hielt und mich gewinnend anlächelte. 

Aber ich erwiederte das Lächeln nicht. Aus irgendeinem Grund war mir mit einem mal bewusst geworden, wie merkwürdig es war, dass Cayden und auch Ashton mit mir redeten und mich überhaupt erst beachteten. Ich hatte noch nie auch nur ein Wort mit den beiden geredet und ich wurde das unbehagliche Gefühl nicht los, dass es da irgentetwas gab das ich übersah, auch wenn ich versuchte diesen Gedanken so gut wie möglich zu verdrängen.


Das Mädchen oben auf dem Bild ist übrigens Erin.


Unexpected LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt