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*Ellas Sicht*

Mir spukte der Streit mit Cayden immer noch im Kopf herum, als ich mich am Donnerstag auf den Weg zu meinem Bio-Kurs machte. Wir hatten seit dem Tag der Prügelei nicht mit einander geredet und ich fühlte mich ein wenig schlecht, weil ich so überreagiert hatte.

Mr. Avens schien bereits da zu sein, obwohl es noch nicht geklingelt hatte, denn die Tür stand offen. Ich beschleunigte automatisch meine Schritte ein wenig und stolperte dabei fast über meine eigenen Füße. 

Obwohl nicht die Gefahr bestanden hätte, dass ich hinfiel, griff jemand nach meinem Arm, als wollte er sicher gehen, dass ich mein Gleichgewicht halten konnte.

Ich brauchte nicht aufzusehen um zu erraten, dass es Cayden war. Ich erkannte es an seiner Ausstrahlung und an dem leichten Minzgeruch, der von ihm ausging.

„Vorsicht" sagte er leise an meinem Ohr und ich zuckte kurz zusammen, weil mir nicht bewusst gewesen war, wie nahe wir einander standen. 

„Hey" war alles was ich von mir gab, während ich einen Schritt vor ihm zurückwich.

„Hi"

Verlegen zupfte ich an dem Ärmel von meinem Kapuzenpulli.

„Tut mir leid" durchbrach Cade die Stille und sah ein wenig betreten aus. Ich blickte zu ihm hoch und brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass seine Entschuldigung auf die Prügelei bezogen war.

Erst jetzt fiel mir auch auf, dass die Haut rund um sein Auge ein wenig bläulich aussah.

Ich runzelte besorgt die Stirn und streckte die Hand nach seinem Gesicht aus.

Kurz bevor ich die Stelle an seinem Auge berührte hielt ich inne, weil ich begriff was ich da gerade tat.

Auch Cayden war wie festgefroren und sah mich stumm an.

Doch dann löste ich meinen Blick schließlich von seinem Gesicht und er schüttelte fast unmerklich den Kopf.

Mit einem verlegenen Räuspern ließ ich meine Hand sinken und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatte.

„Ich ähm... mir tut es auch leid." Stammelte ich „Ich... wollte nicht so gereizt regieren, aber in dem Moment war ich irgendwie echt wütend." Schüchtern zuckte ich mit den Achseln.

Cayden lächelte mich zaghaft an „Nein, ist schon in Ordnung. Ich habe überreagiert. Keine Ahnung, warum ich so ausgerastet bin. Ich... mich hat es einfach so gestört, dass er so einen Mist über dich erzählt hat." Er fuhr sich durch die Haare und kratzte sich dann am Nacken.

Ich holte tief Luft und bereitete mich innerlich auf die Frege vor, die ich ihm stellen wollte. 

„Ich habe mit deinem Bruder geredet und er meinte, dass du normalerweise nicht so reizbar bist." Ich sah ihm forschend ins Gesicht und bemerkte, dass sich seine Miene, bei der Erwähnung seines Bruders ein wenig verdüsterte. „Gab es einen bestimmten Grund, warum du gerade dann auf Ashton losgegangen bist?" 

Cade betrachtete mich nachdenklich und wich meinem Blick dann aus. Er fuhr sich erneut mit der Hand durch die Haare. 

„Naja, ich ähm ich schätze, ich mag dich einfach."

Ich starrte ihn an. 

Er mochte mich? Hieß das jetzt, er mochte mich auf eine Freundschaftliche Art oder war da mehr?

Ich hätte ihn gerne danach gefragt, aber einerseits traute ich mich nicht wirklich und andererseits hätte ich auch nicht die Gelegenheit dazu gehabt, denn Mr. Avens erschien im Türrahmen und forderte uns dazu auf uns auf unsere Plätze zu begeben.

***

Ashton erschien nicht zum Unterricht, worüber ich sogar recht froh war, weil ich ihm nicht wirklich in die Augen hätte sehen können. Ich glaubte immer noch nicht, dass ich ihn einmal so angehimmelt hatte. 

Die ganze restliche Woche sah ich ihn zu meinem Glück auch nicht.

Auch mit Cayden hatte ich eher weniger Kontakt. Wir grüßten uns, wenn wir uns sahen und ab und zu redeten wir kurz miteinander, aber ansonsten war da nichts. Ich fühlte mich ein wenig Schuld an der Funkstille, weil ich befürchtete, dass es immer noch an dem Streit zwischen ihm und Ashton lag. Denn auch zwischen ihnen schien die Sache zu stehen. Cayden stand nicht mehr in jeder Pause bei Ashton und seinen anderen Kumpels, sondern gesellte sich häufig zu Lorena und ein paar anderen. 

Am Freitag ging ich nach der Schule mit Sophia und Erin in die Stadt.

Sie wollten sich gegenseitig kennenlernen und es war eine gute Idee gewesen, dass ich auch Lorena eingeladen hatte, denn Erin und Sophia, verstanden sich so gut, dass sie fast durchgehend miteinander redeten. Ohne Lorena, wäre ich mir wahrscheinlich ein wenig vorgekommen wie das dritte Rad am Wagen.

Nachdem wir gegen Abend alle erschöpft waren und so viele Tüten gefüllt hatten, dass wir sie kaum noch tragen konnten, beschlossen wir noch etwas essen zu gehen.

Lorena schlug ein Restaurant vor, dass ganz in der Nähe war und wir luden unsere Taschen vorher bei ihr im Auto ab. Ein weiterer Vorteil, dass Lorena mit war, war das sie ein Auto hatte und wir somit nicht mit dem Bus fahren mussten.

Wir hatten unheimlich viel Spaß zu viert und ich fand es toll, dass sich meine Schwester so gut mit meinen Freunden verstand, weil ich hoffte, dass sie es dadurch in der kommenden Woche etwas einfacher in der Schule haben würde.

Als uns Lorena gegen neun Uhr vor unserem Haus absetzte, war ich ziemlich müde und erschöpft, aber dafür auch entspannt und glücklich.

„Du läufst morgen aber unsere Runde mit." Rief Lorena mir vom Auto aus hinterher und ich drehte mich schon um, um ihr eine Ausrede aufzutischen, doch sie hob mahnend einen Finger „spar dir die Ausreden, du kommst mit! Ich schicke dir später Ort und Uhrzeit." Ohne auf meine Antwort zu warten, kurbelte sie das Fenster runter und fuhr davon.




Hier das Kapitel.
Ich bin nicht ganz zufrieden, aber solange es euch gefällt bin ich befriedigt :)

-K


Unexpected LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt