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*Caydens Sicht*

Ich war ehrlich überrascht, als Ellas flache Hand mit einem lauten klatschen gegen Ashtons Gesicht knallte. Sein Kopf wurde sogar ein Stück herumgerissen, so fest war ihr Schlag. Ich hätte nicht gedacht, dass in einem zierlichen Mädchen wie Ella, so viel Kraft steckte.

Als ich in ihr Gesicht sah, wirkte sie selbst überrascht, aber sie sah Ashton mit kaltem und irgendwie enttäuschtem Blick an.

Ihre Stimme klang gefasst als sie sagte: „Wenn du noch einmal meine Schwester auch nur schief ansiehst, tut dir noch viel mehr weh, als nur dein Gesicht." 

Ashton sah auf sie hinab, ein höhnisches Lächeln auf den Lippen. Er baute sich zu seiner vollen Größe auf, in seinem Blick lag Wut.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du auch nur die geringste Chance gegen mich hast." Zischte er spöttisch.

Ella öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder und drehte sich mit einem knappen: „Du hast keine Ahnung" einfach von ihm weg..

Gespannt hielt ich die Luft an, denn mein Kumpel konnte es gar nicht leiden, wenn er nicht das letzte Wort hatte, oder seine Worte nicht die gezielte Wirkung beim anderen auslösten und hierbei, was das Ziel eindeutig, Ella einzuschüchtern.

Wie ich geahnt hatte, machte mein bester Freund einen Schritt hinter ihr her, packte sie grob am Unterarm und wirbelte sie grob zu sich herum, wobei er ihr verletztes Handgelenk so verdrehte, dass sie vor Schmerz kurz das Gesicht verzog.

Ich wusste, das Ashton ihr nicht wehtuen würde, - jedenfalls nicht jetzt und hier – aber dennoch näherte ich mich ihnen und streckte beschützerisch einen Arm nach Ella aus.

Ich wusste nicht einmal warum ich so reagierte, aber ich wusste, dass ich nicht wollte, dass Ashton ihr wehtat.

„Lass sie los Ash!" warnte ich ihn deutlich und Ellas Kopf flog zu mir herum. Mit großen, grünen Augen sah sie mich an und es fiel mir schwer, meinen eigenen Blick von ihr wegzulenken.

Ashton sah mich an und lachte trocken auf, bevor er ihren Arm losließ und einen Schritt von ihr weg machte. Auch Ella taumelte ein wenig zurück.

Ashton und ich fochten ein Blickduell aus ohne etwas zu sagen. Nach einigen Sekunden unterbrach er den Blickkontakt und sprang ohne ein weiteres Wort die Tribüne hinunter. Mir war bewusst, dass es das nicht gewesen war, Ashton ließ sich nicht einfach schlagen und ganz bestimmt nicht von einem Mädchen. Außerdem hatte ich mich auch noch gegen ihn gestellt, das hatte ich noch nie getan.

Allerding hatte ich auch noch nie das Bedürfnis gehabt jemanden vor Ashton zu verteidigen.

Ich sah zu Ella, die zu dem Mädchen, das mit dem Rücken zu mir stand, geeilt war.

„Alles okay?" hörte ich sie fragen und das Mädchen nickte, während sie etwas zu Ella sagte, was sie wohl beruhigen sollte.

Sie lächelten sich an und nahmen sich dann in den arm, aber als mich Ella über die Schulter ihrer Schwester ansah, blitzte etwas wie Schmerz in ihren Augen auf.

Ich wollte auf sie zukommen und fragen, was los ist, aber ich zwang mich stehen zu bleiben. Dennoch löste ich meinen Blick nicht von ihren Augen.

Was war das für eine Trauer? Und woher rührte sie? Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr diesen Schmerz abgenommen.

Ella löste sich von ihrer Schwester, murmelte ihr leise etwas zu und ging dann an ihr vorbei zu mir.

Einige Schritte entfernt blieb sie stehen und sah mich verlegen an. Sie knetete ihre Hände und räusperte sich dann. „Ähm... danke." Sagte sie leise.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich verkleinerte unseren Abstand ein wenig, jedoch nicht zu viel. Ich erinnerte mich an die Party und den Kinobesuch, wo sie mir so nahe gewesen war. Ich kannte dieses Mädchen nicht einmal richtig und sie sollte doch nur der Teil einer Wette sein, aber irgendetwas an ihr faszinierte mich.

Ich verdrängte diese Gedanken und neigte leicht den Kopf. „Wofür?" ich wusste wofür sie sich bedankte, aber ich wollte nicht, dass sie es tat, denn ich hatte es wie von selbst getan. Es war nicht wirklich mein Verdienst.

„Das du mich verteidigt hast" sie lächelte schüchtern „und Sophia damit ja irgendwie auch" Ella drehte sich um, zu ihrer Schwester. 

Ich folgte ihrem Blick. Sophia hatte sich mittlerweile umgedreht, sodass ich nun ihr Gesicht erkennen konnte. Sie stand nur wenige Meter von mir entfernt und ich war kurz verwirrt, denn ihre rechte Gesichtshälfte wirkte schlaff. Die Haut hing ein wenig hinunter und die Augenbraue hing tief über ihrem Auge. Als ich jedoch ihre andere Gesichtshälfte betrachtete, sah diese ganz anders aus. Normal und hübsch. Ihren Mundwinkel umspielte ein freundliches Lächeln und ihre strahlend blauen Augen zeigen Verständnis.

Ich lächelte, wenn auch immer noch etwas verwirrt und hob zum Gruß die Hand, was sie erwiderte.

„Also, wir müssen jetzt gehen" sagte Ella unvermittelt und mein Blick schoss zu ihr zurück.
Sie studierte aufmerksam mein Gesicht. Betrachtete jeden Winkel ganz genau und lächelte dann zufrieden und auch etwas anerkennend.

Ich räusperte mich ein wenig verlegen unter diesem Blick „Gut, ähm, soll ich euch fahren?" bot ich an, aber Ella lehnte ab „unsere Mum wartet auf dem Parkplatz."

Nickend sah ich an ihr vorbei, wieder zu ihrer Schwester.

„Sie war neugierig näher zu uns gekommen und ihr Blick huschte zwischen uns hin und her.
„Du kannst auch mit ihm fahren Ella, ich kann Mum Bescheid sagen." Funkte sie in unser Gespräch.

Ich schwieg und wartete darauf, dass Ella antwortete. 

Diese sah kurz über die Schulter zu Sophia und zog die Brauen zusammen, als wäre sie ein wenig verärgert, dann blickte sie mich wieder an.

„Ich fahr besser mit unserer Mutter mit. Wir sehen uns dann vermutlich Donnerstag in Bio."
„Ja, bis dann" erwiderte ich stirnrunzelnd.

Ella nickte Richtung Boden und drehte sich dann um. Sie nahm Sophias Hand im Vorbeigehen und zog sie mit sich.

Letztere hingegen drehte sich im Gehen noch zu mir um „Schön dich kennengelernt zu haben..."

„Cayden!" rief ich

„Sophia."

„Die Freude liegt bei mir, Sophia!" lachte ich und stieg dann die Tribünen hinunter zu den Umkleiden.

Ich dachte über Ellas heftige Reaktion nach, als Ashton ihre Schwester beleidigt hatte und über Sophias Gesicht. Was war passiert oder war ihr Gesicht schon immer so gewesen? War Sophia der Grund für Ellas schmerzerfüllten Blick oder gab es da noch etwas anderes.




Heute mal ein späteres Update. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

Seid ihr auch so traurig, dass das Wochenende jetzt vorbei ist?

Ich wünsche euch allen eine gute Nacht <3

-K


Unexpected LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt