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Ich konnte nicht glauben, wen ich dort sah.

Meine Schwester war schon lange in Frankreich, bei unseren Großeltern, sie konnte nicht hier in meiner Schule sein. 

Wahrscheinlich träumte ich oder sowas, denn Sophia hatte es nicht mehr bei unseren Eltern ausgehalten.

Ich öffnete meinen Mund, aber es entkam mir dennoch kein Laut. Mit aufsteigenden Tränen erhob ich mich von meinem Stuhl und machte ein paar taumelnde Schritte auf meine Schwester zu.

Sie lächelte mir zaghaft entgegen. „Hey" hauchte sie über die Lippen und machte ebenfalls einen Schritt auf mich zu.

„Du.... Aber....." stotterte ich verwirrt, doch dann war mir plötzlich egal, dass sie unmöglich wirklich hier sein konnte, denn sie kam auf mich zu und legte ihre Arme um mich. Obwohl sie ein Jahr jünger war, war Sophia fast einen Kopf größer als ich. Sie konnte ein leichtes Schluchzen nicht unterdrücken, als sie ihr hübsches Gesicht an meines drückte und mir einen Kuss auf die Wange hauchte, bevor wir uns voneinander lösten.

Ich war immer noch überwältig von ihrer Heimkehr und ich wollte sie hier und jetzt mit Fragen löchern und sie in den Arm nehmen, ohne sie je wieder loszulassen. Meine Schuldgefühle, die ich normalerweise empfunden hätte, wurden durch meine Überraschung verdrängt.

Ein Räuspern, riss mich aus meinen Gedanken und ich sah zu Mister Lane, der mich verständnisvoll lächelnd ansah. „Aufgrund der Umstände Ella, darfst du heute früher die Schule verlassen, du bist von allen Unterrichtsstunden und anderweitigen Aktivitäten Freigestellt." Erklärte er und wandte sich an meine Mum, bevor ich etwas erwidern konnte „Ich freu mich, dass ihre zweite Tochter nun ebenfalls unsere Schule besuchen wird. Ich bin mir sicher, sie wird sich als genauso große Bereicherung herausstellen wie Ella."

Ich verdrehte die Augen, Mister Lane war schon immer ein schleimiger Mensch gewesen, aber er war auch sehr verständnisvoll und hatte immer ein offenes Ohr, für seine Schüler.

„Sir, ich danke ihnen, dass sie mich von dem restlichen Tag befreien, aber zu dem Treffen der Schülerzeitung heute Nachmittag, muss ich dennoch kommen, sie brauchen mich also nicht zu entschuldigen." Teilte ich ihm mit. Denn egal wie sehr ich mich freute, die Besprechung heute durfte ich nicht verpassen, denn heute war der Tag an dem sich entschied, ob ich zur stellvertretenden Chefredakteurin werden würde. 

Meine Anwesenheit war verpflichtend, denn wenn ich jetzt einen schlechten Eindruck bei Alice und den anderen hinterließ, wäre es aus mit meinem Wunsch. Ich war mir zwar sicher, dass die meisten, meine Lage verstehen würden und Verständnis hätten, aber auf die Probe stellen, wollte ich mein Vertrauen in sie dann auch nicht.

Der Direktor lächelte anerkennend „In Ordnung Ella." Dann nickte er meiner Mum und meiner Schwester zu und verabschiedete sich.

Meine Mutter lächelte ihre beiden Töchter warm an. „Ich gehe schon mal zum Auto, lasst euch ruhig Zeit und kommt dann nach" erklärte sie, bevor sie aus dem Sekretariat verschwand. 

Einen Moment lang standen wir uns reglos gegenüber, aber als wir den gerührten Blick bemerkten mit dem sie uns neugierig beobachtete, warfen wir uns einen Blick zu und folgten dem Beispiel unserer Mutter in stillem Einverständnis.

Schweigend streiften wir durch die Gänge, die nun, nachdem die neue Unterrichtsstunde begonnen hatte, waren wieder alle in den Klassenräumen.

Ich traute mich nicht etwas zu sagen. Die Schuldgefühle bahnten sich an die Oberfläche und ich hatte Angst, zusammenbrechen zu müssen. Ich konnte meine Schwester nicht ansehen, nicht nach allem, was sie wegen mir hatte durchmachen müssen. 

sie ging links von mir, sodass ich deutlich ihre schlaffe Gesichtshälfte sehen konnte. Ihr rechter Arm baumelte schlaff neben ihrem Oberkörper. Ich kämpfte mit den Tränen und sah betreten weg.

Ich war schuld. Ich war schuld an ihren Lähmungen. Wegen mir konnte, Sophia ihren Arm nicht mehr bewegen und ihre rechte Gesichtshälfte, war nutzlos. Und das hatte ich zu verantworten.

Wir gingen eine Weile, bis sie plötzlich abrupt stehen blieb und mich am Handgelenk packte „Ella, ich weiß, dass du denkst, du wärst Schuld an dem Unfall gewesen aber das ist nicht wahr okay? Du trägst keine Schuld und du bist auch nicht schuld daran, dass ich gegangen bin. Ich- ich konnte einfach nicht ertragen wie Mum und Dad mich angesehen. Ich brauchte einfach ein wenig Abstand, aber das hatte nichts mit dir zu tun Ella!" sie legte ihre linke Hand auf meine Schulter und sah mich ernst und besorgt an.

Ich zwang mich zu einem Lächeln und drängte erneut die aufsteigenden Tränen zurück.
„Klar, das weiß ich doch." Sagte ich mit festerer Stimme. 

Ich wollte Sophia nicht noch mehr Sorgen bereiten, sie sollte nicht traurig sein, weil ich mich schuldig fühlte. Das wollte ich nicht.

Min Lächeln schien überzeugend genug gewesen zu sein, denn ihr linker Mundwinkel hoch sich. Die Tatsache, dass ihr rechter Mundwinkel immer noch schwach herunter hing, ließ mich wieder wegsehen, aber ich ließ mir meine Gefühle nicht anerkennen, die ich bei dem Anblick empfand.

„Gut, ich glaube Mum wartet schon auf uns und sie möchte Lasagne zum Mittagessen machen.

 Gott, du glaubst nicht wie sehr ich die vermisst habe. Grandmas ist zwar nicht schlecht, aber so gut wie die von Mum ist sie auch nicht." Sie lachte und ich tat es ihr gespielt nach.

Ich freute mich, dass meine Schwester wieder da war, aber genauso wie die Freude, die ich dabei empfand, spürte ich auch, dass die nächste Zeit schwer für mich werden würde. Ich musste einfach anfangen mit dem zu Leben was ich getan hatte. Ich musste akzeptieren was passiert war und was es für folgen gehabt hat. 

Ich hätte dieses Schicksal verdient nicht Sophia. Nicht meine wunderschöne kleine Schwester. 

Aber Ich musste auch einsehen, dass man das Vergangene nicht ändern konnte.






Hallihallo!

So literarisch nicht meine beste Leistung, aber Inhaltlich denke ich doch schon nicht schlecht. :)

Was meinst ihr so? Was glaubt ihr ist passiert, dass Sophia eine Lähmung in der rechten Gesichtshälfte  und dem rechten Arm hat? Und warum fühlt sich Ella deswegen schuldig?

Ich möchte noch kurz ein paar Sachen wegen der Lähmung erklären:
Also die Lähmung in ihrer rechten Gesichtshälfte ist eine periphäre Fazialisparese und kommt von einem Felsenbeinbruch im Gehirn. Sie kann Mund Nase Stirn Wangenknochen etc. auf der entsprechenden Seite nicht bewegen, weil die Nerven dafür, durch den Bruch stark geschädigt sind. Auch Gehör und Geschmackssinn sind beeinträchtigt.
Zu der Lähmung im Arm; es ist ebenfalls eine periphäre Lähmung, diesmal allerdings rührt sie von einer Rückenmarksverletzung, bei der wieder die entsprechenden Nerven beschädigt wurden. Der Arm kann daher gar nicht bewegt werden.

Falls ihr irgendwelche Fragen dazu habt könnt ihr gerne fragen, allerdings bin ich keine Medizinerin und dies ist ein Buch, wenn also Fehler über die Erkrankungen vorkommen, dann ist das nicht beabsichtigt oder aber es entspringt meiner Fantasie und kommt dem Buch zugute.

Haha ok, genug gelabert. xD

Schönen Sonntag wünsche ich!

-K

PS: oben ist ein Bild von Sophia (Die Lähmung müsst ihr euch denken ;) )

Unexpected LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt