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Mit tiefen Atemzügen und der Absicht mich nicht zu regen, schaute ich bei sanftem Licht über die Matratze hinweg an die Wand. Seitdem ich mit heftigen Schweißausbrüchen aufgewacht war, hatte ich mich nicht bewegt. Keine Ahnung wie ich wieder in Louis‘ Zimmer zurück kam. An Erinnerungen fehlte es mir irgendwie noch.

Auf jeden Fall merkte ich bei jedem Atemzug das Ziehen im Oberkörper und an den leichten Verbänden an meinen Händen die unterhalb neben meinem Gesicht lagen, erkannte ich, dass es anscheinend wieder schmerzvoll gewesen war. Und irgendwie hat mich das, was passiert war, dazu gebracht alles irgendwie sinnloser zusehen. Weshalb ich mich ziemlich leer fühlte.

Irgendwas sagte mir, dass ich nicht mehr zu meinen Eltern wollte, aber gleichzeitig auch keinen Platz hier fand. Ich fragte mich intensiv was in den letzten Stunden passiert war, weswegen ich mich so aufgewühlt fühlte. An den extrem unangenehmen Aufenthalt bei Richards erinnerte ich mich noch bildhaft, aber danach verschwamm alles mehr und mehr. Meine Wangen brannten leicht und in meinem Hals kratze es heftig. Und irgendwie hatte ich ein Kind im Kopf, aber woher kam dieser Gedanke?

Alles war leer. Nur meine äußere Hülle nahm ich auf eine komische Art war. Traurig würde ich mein Empfinden nicht bezeichnen, auch nicht sauer oder verletzt. Selbst ängstlich fühlte ich mich nicht. Alles in mir war nur leer und aufgewühlt. Ein verwirrendes Gefühl zwischen Hülle und Innerem.

Da ich langsam nach einer recht langen Zeit still liegen feststellte wie meine linke Gesäßseite einzuschlafen begann und immer mehr taub wurde, dazu stark zu kribbeln anfing, hob ich meinen Oberkörper etwas an, um zu spüren, wie meine Arme mit starken Schmerzen rebellierten. Keuchend sackte ich wieder zusammen und presste schmerzerfüllt die Augen zusammen. Aus der Bewegung heraus drehte ich mich halb auf den Rücken und schaute mehr zu Decke. Mein Brusthorb tat seine Arbeit stark.

Was zur Hölle war passiert?

Mit aller Kraft versuchte ich alles Revue passieren zu lassen, nur nichts wollte sich mir im Kopf zeigen. Nichts.

Zwar hörte ich lautes Geschrei und sah immer wieder wechselnde Lichtverhältnisse vorm inneren Augen plus die mir erscheinenden Blutflecke, aber bei den Schmerzen wunderte mich das nicht. Wahrscheinlich hatten die Jungs wieder einen Wutausbruch und ich musste darunter leiden. Dazu haben sie es vermutlich so übertrieben, dass ich irgendwas gegen den Kopf bekommen hatte und es somit verdrängen konnte.

Nachdem die Schmerzen wieder etwas nachgelassen haben, versuchte ich mit weiterhin unregelmäßigem Atem die Decke etwas weiter zu mir hoch zu ziehen, um vielleicht das Glück zu haben wieder einschlafen zu können.

Doch genau in diesem Moment klopfte es leicht und sofort stieg in mir so ein unerklärliches Gefühl von Wut und Verlangen hoch. Sie sollte jetzt nicht reinkommen. Obwohl… sie könnten mich darüber aufklären was passiert war.

Schwach drehte ich meinen Kopf zur Tür und sah die Umrisse von Louis, der von dem Licht, das im Flur ausnahmsweise Mal an war, von hinten angestrahlt wurde.

,,Toni, bist du wach“, fragte er leise. Ich gab nur ein lauten Seufzer als ‘Ja‘ von mir.

,,Wie geht’s dir“, harkte er im gleichen leisen Ton weiter.

,,Anders“, antworte ich einfach. Es stimmte schließlich auch. Ich fühlte mich erschöpft und gedankenvertieft.

,,Was ist passiert“, hob ich die Stimme antwortverlangend.

,,Eher gesagt, was hast du gemacht“, korrigierte er mich, nur ich wusste nicht wieso.

,,Kannst du kurz auf den kleinen Mann hier aufpassen, bis er eingeschlafen ist“, unterbrach er vorzeitig weitere Versuche meinerseits zu erfahren, was ICH gemacht habe, ,,danach kannst du auch runter kommen und dir ansehen was du gemacht hast.“ Ich verstand nicht richtig. Das war eine Aussage voller komplizierten Inhalten.

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