Dunkle Seelen

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<<MIA>>

"Ich heiße nicht alles gut was du tust, Mia, aber ich stehe immer auf deiner Seite. Und das sage ich jetzt nicht nur, weil du auf mich zielst und mich augenblicklich töten könntest, sondern, weil es die Wahrheit ist. Du weißt, dass es stimmt, Mia, weil du mich kennst, so wie ich dich kenne. Wir sind genau gleich, zwei schwarze Seelen, die versuchen das Richtige für die Menschen zu tun, die wir lieben."

Am nächsten Tag ist es vorbei mit der Ruhe, denn meine Eltern sowie mein Bruder sind zurück von wo auch immer. Und genau wie sonst auch, erfüllt eine Operette das gesamte Haus und ich fühle mich wieder, wie in einem Gefängnis. 

Ich hätte die Zeit für mich alleine mehr nutzen sollen, doch etwas Gutes hatte es dann doch noch, denn so konnte ich mir mein erstes Tattoo stechen lassen. Es ist noch gerötet und wird in den nächsten Tagen abheilen, solange muss ich es sauber halten. 

Wann immer ich es betrachte, muss ich lächeln, denn es gibt mir Kraft die nächsten Wochen und Monate zu überstehen, bis ich mein Ziel erreicht habe. Aber dazu muss ich nach Chicago und das kann ich nur, wenn mein Vater mir es erlaubt. Was angesichts der Tatsache, dass ich bereits einundzwanzig gewesen bin und damit volljährig, völlig abstrus und überzogen ist. Aber so ist das in meiner Welt nun mal. 

Ich habe mich heute für ein Maxikleid mit Blumenprint entschieden, der leichte Stoff drückt nicht so sehr auf die empfindliche Stelle an meinem Oberschenkel und lässt mich gleichzeitig auch jünger aussehen. Dazu habe ich mich nur leicht geschminkt und meine Haare offen gelassen. Alles, um meinen Vater daran zu erinnern, wer ich mal war und, wie ich wieder sein könnte. Naiv und formbar. 

Entschlossen ihn dazu zu bringen mich in die Stadt fliegen zu lassen, in der ich so viel verloren habe, gehe ich runter und begegne Madox, der gerade aus dem Arbeitszimmer meines Vaters kommt.

„Mia", sagt er leicht erschrocken und bleibt stehen. Er trägt wie immer nur schwarz, schwarze Jeans, schwarzes Shirt und schwarze Schuhe. Der Saum spannt sich um seinen Bizeps und erinnert mich daran, wie ich mich an ihn gekuschelt in seinem Bett geschlafen habe. 

Was ungewohnte Gefühle in mir wach ruft, Gefühle die ich für vergessen gehalten habe, aber die nach wie vor in mir schlummern. Sehnsucht und auch ein bisschen Begehren, denn Madox ist heiß, dass kann ich nicht von der Hand weisen.

„Was ist?", frage ich besorgt und trete auf ihn zu. Ich will ihn berühren, doch ich halte mich zurück. Denn irgendetwas an seinem Blick sagt mir, dass was auch immer er mit meinem Vater besprochen hat, es um mich ging. Zweifelsohne.

„Nichts", meint er und wippt mit den Füssen auf und ab, während er sich den Nacken reibt. Sicher, denke ich und warte, dass er mit der Sprache rausrückt. Was er dann auch tut, aber anders als gedacht.

„Es trifft sich gut, dass du hier bist. Dein Vater möchte dich sprechen."

Habe ich es mir doch gedacht, es ging dabei um mich. Was er ihm wohl gesagt hat? Bestimmt, dass er mich mehr im Auge behalten soll, oder das er mich mehr kontrollieren oder einengen soll, wie er es am Anfang gemacht hat.

„Und was will er?", frage ich trotzig und verschränke die Arme vor der Brust, schiebe die Unterlippe vor und schaue ihn bockig an. Madox' Gesichtszüge glätten sich und ein feixendes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus.

„Das fragst du ihn am besten selbst", meint er gelassen und will gehen, doch ich halte ihn auf, in dem ich seine Hand mit meiner umschließe. Das Gefühl ist unbeschreiblich und wieder spüre ich diese Funken, das leise Knistern und das Pochen meines Herzens. 

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt