Chicago 1.2

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<<MIA>>

„Er hatte ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt, Mia. Willst du die Summe wissen?"

Viel zu schnell ist der Kuss vorbei und als ich Madox in die Augen blicke, lächeln wir beide. Er streichelt mir über die Wange, während ich meine Hand auf seine Brust lege, genau dort, wo sein Herz schlägt. Ich spüre es, fühle, wie es gegen meine Finger hämmert und weiß, dass ich das Richtige getan habe.

„Wollen wir rein?", fragt er mit rauer Stimme. 

Ich nicke und zusammen gehen wir Hand in Hand zum Eingang. Wo noch immer die zwei Gorillas stehen, die mich kurz mustern und dann durchlassen, ohne, dass ich etwas gesagt habe.

„Anscheinend kennen die mich noch", flüstere ich Madox zu. Oder sie wussten, dass ich kommen werde, schießt es mir durch den Kopf. 

Was, wenn mein sadistischer Vater es gewagt hat, die Kings vorzuwarnen, damit sie ihm beistehen und nicht mir? 

Mit jedem Schritt den wir gehen, wird mir mulmiger zu mute. Und das liegt nicht nur an der Tatsache, dass hier alles angefangen hat. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch zurück, damals war ich noch Ava und nicht Mia und ich hatte Freunde und eine Zukunft. 

Und jetzt? Jetzt habe ich nichts mehr, nur noch einen Beschützer, auf den ich zählen kann. Aber manchmal reich auch nur eine Person aus, um einem glücklich zu machen.

„Geht es dir gut?", reißt mich seine Stimme aus den Gedanken. Ich schaue ihn an, als wir unsere Jacken abgeben und nicke zaghaft.

„Hey." Er nimmt meine Hand und drückt sie sanft, was mich lächeln lässt. Ich habe nicht nur Angst mich der Vergangenheit zu stellen, sondern viel mehr davor einen Dämpfer zu kriegen, welchen meinen Plan zunichte machen könnte. 

Und so, wie ich meinen Vater einschätze, wird er Vorsichtsmassnahmen getroffen haben, um mich zu schwächen. Denn ich bin sein Fleisch und Blut, er weiß, dass ich ihn vernichten will. Und nicht nur, weil ich es ihm offenkundig angedroht habe, sondern, weil er mich kennt. Er weiß, wie ich ticke und das ich niemals aufgeben werde endlich frei zu sein. Aber, wie weit er schließlich wirklich gehen wird, werde ich mit Sicherheit noch erfahren.

„Es wird alles gut, denn ich bin bei dir und gebe auf dich acht", fügt er leise hinzu und streichelt meine Wange. Ich schaue zu ihm hoch und nicke, stelle mich erneut auf die Zehenspitzen und küsse ihn auf die Wange. Meine Art Danke zu sagen. Was er mit einem wundervollen Lächeln erwidert, welches mein Herz vor Wärme überquellen lässt. 

Gemeinsam gehen wir durch die verschiedenen Dancefloors, die wie immer bestens gefüllt sind. Die bunten Lichter werfen bizarre Schatten auf die Tanzmeute und der Beat wummert in meinem Herzen. Die dicht an dicht gedrängten Menschen zu sehen, den Geruch von Schweiß und Parfüm, der in der Luft zu liegt zu riechen, versetzt mich wieder in die Person, die ich damals war. Oder vorgegeben habe zu sein. 

So oder so, ich war anders. Freier, ungezwungener und der Mensch, den ich immer sein wollte. Mit Madox an meiner Seite halte ich nach Death Ausschau, dessen grässliche Visage ich überall wieder erkennen würde. Vielleicht ist er oben, denke ich, als ich mich an die Bar vorkämpfe und versuche den Bereich zu überblicken.

„Wie sieht Death aus?", raunt er mir ins Ohr, während auch sein Blick über die Menge schweift. So viel zu der Theorie, dass er sich in Chicago schon einmal herum getrieben hat, als ich noch hier war. Denn, wie sollte er sonst an so viele Details gekommen sein?

„Er hat kalte, blaue Augen, einen dicken Hals und einige Piercings im Gesicht. Außerdem trägt er immer schwarze Klamotten, am besten mit Nieten daran. Alles in allem macht er seinen Namen alle Ehre", antworte ich und kann den Sarkasmus nicht länger unterdrücken. Was Madox lachen lässt und mich ebenfalls. Es nimmt die Anspannung etwas von mir, aber ganz verschwindet sie leider nicht.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt