🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱

Marionetten

<<MIA>>

„Auch, wenn ich es dich nicht immer habe spüren lassen, warst du mein Liebling."

"Setz dich, Bambina." Ich stehe da und sehe zu, wie mein Vater sich auf einem Gehstock abstützt, den massiven Schreibtisch umrundet und sich schließlich in den Sessel fallen lässt. Dabei verzieht er das Gesicht vor Schmerz und hält sich den Teil seiner Brust, den die Kugeln getroffen haben. Bloß ein kleines Stückchen weiter und er wäre daran gestorben. Still und leise wäre er verblutet und damit wäre uns so viel Leid und Kummer erspart geblieben.

Doch so liegt es an mir meinen Vater unschädlich zu machen und ich werde alles daran setzen, dass das auch passiert. Also löse ich mich aus meiner Starre und setze mich ihm gegenüber.

„Was gibt es, das du gleich bei deiner Ankunft mit mir besprechen möchtest?" Ich versuche so neutral zu klingen wie es nur geht, doch das ist bei der Nervosität leichter gesagt als getan, die sich in meinem sensiblen Magen ausbreitet. Seine dunklen Augen funkeln gefährlich im Schein des prasselnden Kaminfeuers und der nur spärlichen Beleuchtung. 

Er sieht mich beinahe listig an, als hätte er schon wieder ein Ass im Ärmel, das er gleich ausschütteln und mir präsentieren wird. Meine Kehle schnürt sich zusammen und mein Herz verdoppelt seine Schläge, in der Hoffnung mich so noch länger am Leben zu erhalten. Denn ich kenne diesen Ausdruck, es ist der, den er immer hat, wenn er jemandem seinen Plan verkündet, den er für ihn auserkoren hat. 

Und das ist in den meisten Fällen derjenige der Kooperation und wenn man sich dagegen sträubt, wird man eiskalt aus dem Weg geräumt. Genauso schaut mich mein Vater, der in seinem schicken Maßanzug wie der Leibhaftige in Menschengestalt aussieht, an. Ich schlucke, atme durch und versuche meine nassen Hände irgendwie an meinem Kleid zu trocknen.

„Nun ja, ich wollte mich bei dir erkenntlich zeigen", setzt er an, sodass ich die Stirn kraus ziehe. Denn mit so etwas habe ich nicht gerechnet. Er sieht mich immer noch wie ein Wiesel an, das gerade zehn Autos demoliert hat. Ich versuche ruhig zu bleiben, denn auch wenn er jetzt wie ein zahmes Lamm wirkt, steckt darin noch immer der Wolf, der er schon immer war und auch Zeit seines Lebens bleiben wird.

„Und wie soll das aussehen?" Ich weiß, dass ich ziemlich skeptisch wirke, aber das kennt er schon von mir. Er beugt sich nach vorne, verzieht dabei das Gesicht vor Schmerz und lehnt sich wieder zurück. Er ist schwach, ich erkenne es an seinem gezwungenen Lächeln, welches seine Augen nicht im Mindesten erreicht. 

Ich könnte ihn einfach so erledigen, diese Erkenntnis lässt das Adrenalin in mir hochsteigen. Es rauscht durch meine Adern und lässt mich in Sekundenschnelle hellwach werden. Innerlich und obwohl ich das gar nicht will, mache ich mich schon auf die Suche nach einem Gegenstand, der sich eignen würde um ihn meinem Vater in die Brust oder in den Hals zu stechen.

„Es ist ein Zeichen der Wiedergutmachung, Mia", fährt er fort und reißt mich aus meinen Überlegungen. Blinzelnd schaue ich ihn an und warte ab, denn ich habe das Gefühl, dass er mich schon längst durchschaut hat. Das gleiche gilt auch für meinen Plan ihn zu stürzen und meine Familie dem Erdboden gleich zu machen.

Doch das ist völliger Schwachsinn, oder? 

Ich schlucke, doch meine Kehle fühlt sich trocken an, sodass ich zu husten beginne. Am liebsten würde ich aufstehen, zur Bar rüber gehen und mir einen Drink einschenken, doch ich bleibe sitzen und schaue meinem Vater aufmerksam in sein markantes und hartes Gesicht. Seine schmalen Lippen verziehen sich zu einem gekünstelten Lächeln, das so schnell wieder weg ist, wie es gekommen ist.

„Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen, Papa", sage ich. Mein Herz klopft so schnell, dass mir schwindelig wird und ich mich auf meine Atmung konzentrieren muss, damit ich nicht in Ohnmacht falle und das, obwohl ich noch nicht einmal seine wahren Absichten kenne. Sein Blick ruht auf meinem Gesicht und zweifelsohne beobachtet er jede noch so kleine Regung meiner Mimik.