Flucht

814 58 7
                                    

<<MIA>>

„Egal, was es ist, wir stehen das durch. Gemeinsam. Aber ich muss wissen, was du mir verheimlichst und, was dich zu so einer Idee bringt." 

Flucht. Es ist ein normaler Reflex des menschlichen Körpers. Ein Mechanismus, der einem das Leben sichert. Doch in diesem Augenblick habe ich mehr das Gefühl das ich vor meinem Leben davon renne, als vor ihm zu fliehen. 

Sicher, ich rette mich damit vor der Wut meines Vaters, die durch Madox' Abgang und meiner Gegenwehr Chuck zu heiraten noch weiter angeheizt werden wird. Aber ist es auch das richtige? Ein Teil von mir möchte hier bleiben, ihm weiter die Stirn bieten und ihm zeigen, was aus mir geworden ist. 

Eine starke Frau, die er lieber fürchten sollte, denn diese Frau wird sein Untergang sein. Aber der ist verschwindend klein und wurde von Devons Autorität augenblicklich mundtot gemacht, sodass er gar nicht zu Wort kam. Was auch bestimmt besser so ist, denn sonst wird das nichts aus meinem Plan die Familie Deluca endgültig dem Erdboden gleich zu machen.

Die Luft fühlt sich unbeschreiblich kühl auf meiner Haut an, als wir durch den Nieselregen, der urplötzlich eingesetzt hat, rennen. Devon hat mich nicht aus den Augen gelassen und mich sogar noch oben begleitet, wo ich in aller Hast das nötigste zusammengepackt habe. Es fühlte sich richtig an und doch war es falsch einfach abzuhauen. 

Doch, wenn mein Vater die Wahrheit weiß, dass ich die Familie auslöschen will, dann bin ich nicht mehr sicher. Die Wolken über uns verdunkeln sich rasant und werden zu einer bedrohlichen Mauer aus schwarzen Kunstwerken, die sich formatieren, um uns aufzuhalten. Als hätte mein Vater die Kraft das Wetter für sich zu nutzen und so zu leiten, dass wir niemals unser Ziel erreichen. Wo das genau ist, weiß ich im Moment nicht. 

Denn in erster Linie zählt jetzt, dass wir es unbeschadet vom Grundstück meiner Familie schaffen. Aber wie es aussieht sind alle Sicherheitskräfte, die sich in zivil unter den Gästen befinden, immer noch damit beschäftigt die Freunde und Geschäftspartners meines Vater im Auge zu behalten. 

Oder aber – und das ist genauso wahrscheinlich – ahnt er bereits was wir vorhaben und lässt uns in dem Glauben, dass wir fliehen können, um uns dann irgendwann und irgendwo aufzulauern und für immer auszuschalten. 

Genau, wie ich es tun würde, hätte ich bereits die Gelegenheit dazu gehabt. Obwohl ich das hatte, als ich im Krankenhaus war hätte ich es tun können oder vorhin im Arbeitszimmer. Er ist noch geschwächt, wäre leicht zu überrumpeln gewesen und doch bin ich mir sicher, dass er Bärenkräfte besitzt, wenn es um sein Leben geht. Das ist immer so. 

Der Wind wird stärker, als Devon sich zu mir umdreht und mich mit seinen blauen Augen ansieht, als wären wir Bonnie und Clyde. Auf der Flucht sind wir ja schon, fehlen nur noch die Banküberfälle und der Tod im Kugelhagel. Wobei letzteres ich nicht erleben möchte und eine Bank zu überfallen, gehört auch nicht auf meine Bucket- Liste. Aber wer weiß wozu uns das Leben sonst noch alles treibt, denke ich und ergreife seine Hand. 

Zumindest hätte ich nie von mir gedacht, dass ich es einmal schaffen würde mich gegen meinen Vater zu stellen. Devons Lächeln wird einen Moment liebevoll und in seinen Augen kann ich den Anflug von Hoffnung erkennen, der ganz schnell durch pure Entschlossenheit ersetzt wird. Wir rennen Richtung Klippen, wobei wir dort keinerlei Möglichkeit haben uns zu verstecken. 

Außer ... Ich bleibe abrupt stehen und werde von Devons Schritten mitgerissen, da er mich nach wie vor festhält. Die Spannung in meinem Arm zieht sich weiter bis zu meinem Herzen, wo er sich in einen Stromstoss verwandelt und es aus dem Rhythmus bringt.

„Was ist? Wir müssen weiter", drängt er mich und setzt sich in Bewegung. Doch ich bleibe wie ein sturer Maulesel stehen.

„Wo wollen wir hin? Du sagtest doch du willst zum Motel." Meine Stimme geht im lauten Getose des Ozeans, der sich ebenfalls gegen uns verschworen hat – so sieht es zumindest aus, denn die Wellen sehen ziemlich reißerisch aus – beinahe unter.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt