Chicago 1.6

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<<DEVON>>

„Du warst schwer verletzt, lagst blutend in meinen Armen und als dein Herz aufgehört hat zu schlagen, bin ich in Panik ausgebrochen. Wenn jemand Schuld hat, dann ja wohl ich."

„Darf ich reinkommen?", frage ich und komme mir total bescheuert vor, weil ich einfach so vor der Tür stehe, als wäre nichts geschehen. Mia sieht mich aus großen, braunen Augen an und erinnert mich an Ava, in die mich verliebt habe.

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich daran denke, wie unsere Liebe immer mehr auseinander gebrochen und am Ende mit mir gestorben ist. Sie schluckt hart, beißt sich auf die Innenseite ihrer Wange, um nichts zu sagen, was sie später bereuen wird. Wie sie vor mir steht, als wäre ihre ganze Kraft aus ihrem Körper gesaugt worden. Und zwar von mir.

Ich bin die Bestie, die ihr das angetan hat. Doch, wenn sie die ganze Wahrheit kennen würde, dann wüsste sie, dass ich ihr das nie antun wollte. Aber die Umstände kann man manchmal nicht ändern oder so beeinflussen, dass man sich anders entscheiden kann.

„Ich möchte mit dir reden, klarstellen, was damals ...", ich breche ab, weil ich nicht weiß, wie ich es aussprechen kann.

„Was damals passiert ist? Wie du mich im Glauben gelassen hast, dass du tot bist? Meinst du das, Devon?" Die Strenge, mit der sie meinen Namen ausspricht, lässt mich zusammenzucken. Keine Ahnung, was ich mir erhofft habe.

Vielleicht, dass sie mir in die Arme fällt, mich küsst und mir versichert, dass wir jetzt zusammen sein können und alles vergessen was war. Aber das war falsch und dumm von mir. Man kann nicht da weitermachen, wo man aufgehört hat. Dazu dreht sich die Welt viel zu schnell weiter und man kehrt zu seinem Alltag zurück.

Der für mich so aussah, dass ich mich zurück ins Leben kämpfen musste und das mit vielen kleinen und großen Rückschlägen. Das ich jetzt da stehe, wo ich bin, habe ich zum Teil den Kings zu verdanken, aber auch Mia. Weil sie mich ins Leben zurück gebracht hat, auch wenn sie nicht da war.

„Ich will aber nicht mit dir reden", reißt sie mich in die Wirklichkeit zurück. Ich schaue sie an, möchte sie berühren und ihr ins Ohr flüstern, dass ich jetzt für sie da bin und nicht mehr weggehe. Aber ich halte mich zurück, schaue sie an und atme tief durch.

„Dazu hast du auch allen Grund, aber ich denke, dass ich es dir schulde. Du verdienst es die Wahrheit zu kennen. Nicht für mich, oder für uns, sondern für dich."

Ich lasse meine Worte auf sie wirken und hoffe, dass sie es einsieht und mich reinlässt. Denn ich habe ihr so verdammt viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo genau ich anfangen soll. Aber ein Anfang wäre es, wenn sie mich reden lassen würde. Mia schaut zu Boden, versucht krampfhaft mich nicht anzusehen und das verletzt mich. Aber ich akzeptiere es, weil ich sie nicht bedrängen möchte.

„Es würde uns beiden danach besser gehen. Glaube mir", setze ich an und flehe sie in Gedanken an, mich anzusehen. Als sie tatsächlich den Blick hebt und sie sich treffen, halte ich den Atem an. Sie ebenfalls. Schmerz flammt in ihren großen Rehaugen auf und macht mir bewusst, wie sehr sie darunter gelitten haben muss.

Was noch ein Grund ist, mit ihr zu reden. Vielleicht kann ich ihn dann lindern, oder ganz heilen. Ich würde es mir für sie wünschen. Sie überlegt, doch im gleichen Atemzug öffnet sie die Tür soweit, dass ich reinschlüpfen könnte. Was ich früher auch getan hätte, doch heute nicht. Ich will, dass sie es selbst möchte. Mich reinlässt, weil sie bereit dazu ist und nicht, weil ich zu ungeduldig bin.

„Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen möchte, was damals passiert ist." Ihre Worte sind nicht mehr, als ein leiser Hauch. Aber ein Anfang.

„Das verstehe ich gut. Ich möchte einfach, dass du es verstehst und dich danach besser fühlst. Denn ich sehe doch, dass du leidest", erwidere ich und beiße mir auf die Zunge. Mia runzelt die Stirn, sieht an sich runter und versucht nachzuempfinden, wieso ich denke, dass sie leidet. Aber ich denke es nur nicht, sondern spüre es.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt