Im Auge des Sturms

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<<MIA>>

Sicher weiß ich das, Mia. Aber ihn umzubringen ... das hättest du nicht tun dürfen."

Jetzt da alle gegangen sind, kommt mir das Haus beinahe verlassen vor. Nur noch die Überreste des Buffets, die Champagnergläser die überall im Untergeschoss verteilt stehen und die brennenden Lichter zeugen von diesem denkwürdigen Abend. Nachdem ich die oberste Liga der Gefolgsmänner und Geschäftsfreunden meines Vaters überzeugt habe, war die Veranstaltung zu Ende und sie sind gegangen. 

Zweifelsohne, um allen anderen zu verkünden, was für eine Teufelsbrut Pablo herangezogen hat. Vitellozzos Leiche wird von den Lakaien meines Vaters – die man nie zu Gesicht bekommt, aber immer da sind – weggeschafft. Und das auf dem direkten Weg zu seiner Familie, die sich bestimmt schon Sorge um ihn gemacht haben, gebracht. 

Die Warnung ist eindeutig: Leg dich nicht mit Mia Deluca an. Diesen blutigen Triumph will ich mit einem heißen Bad gebührend feiern. Das Wasser läuft gerade in die Wanne, während ich einige Kerzen anzünde. Was in diesem engen Kleid gar nicht so einfach ist. Aber Madox wird seine wahre Freude daran haben mich daraus zu bekommen. 

Schicht um Schicht, bis ich nackt, wie Gott mich eben geschaffen hat, vor ihm stehe und alles mit mir machen lasse, wonach ihm der Sinn steht. Mit einem lüsternen Lächeln auf den Lippen verstreue ich noch einige Rosenblätter, als die Tür auffliegt und mit einem lauten Poltern gegen die Wand kracht.

„Heile Scheisse!", fluche ich, als ich erschrocken herumwirble und mir die Hand auf die pochende Stelle, unter der mein Herz wie verrückt hämmert, lege. Madox' Miene ist verschlossen, aber seine Augen funkeln mich wütend an. Stirnrunzelnd stehe ich da und habe keine Ahnung wieso er auf einmal so aufgebracht ist.

„Ist das dein Ernst? Ein Bad?", schleudert er mir an den Kopf. Seine Stimme ist laut und hätte jeder im Haus hören können. Nur sind wir alleine. Es kann keiner hören außer mir. 

Sollte mich das beunruhigen?

„Was meinst du?", frage ich, obwohl ich im Hinterkopf bereits ahne, was ihn so aufbringt.

„Lass' die Spielchen, Mia. Du weißt ganz genau, was ich meine." Er kommt auf mich zu – bleibt aber mit einem mir viel zu großen Abstand stehen – und baut sich vor mir auf. Seine Augen verdunkeln sich, als würde ein wahrer Orkan in ihnen wüten und der auf mich zuhält. Ohne wenn und aber.

„Meine Aktion von vorhin war krass, ja, aber ich musste es tun. Für uns. Für mich", rechtfertige ich mich. Doch Madox schüttelt heftig den Kopf und presst die Lippen aufeinander, sodass sie eine schmale Linie ergeben. Ich will nicht, dass er wütend auf mich ist, aber ändern kann ich es jetzt auch nicht mehr. Er ist tot. Und das zu Recht.

„Aktion? So nennst du den Mord, den du vorhin begangen hast?" Er spuckt mir die Worte vor die Füße, als wäre ich Abschaum. Was ich nicht bin ... nicht wirklich.

„Du weißt doch, was er getan hat. Der Familie ...", ich verstumme. Denn Madox kommt auf mich zu und bleibt so dicht vor mir stehen, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann, als er auf mich runter blickt. Ich schlucke, denn ich habe keine Ahnung, was er als nächstes tut.

„Sicher weiß ich das, Mia. Aber ihn umzubringen ... das hättest du nicht tun dürfen." Ich schrumpfe je länger er mich voller Abscheu ansieht und die Verzweiflung – die sich in mir ausbreitet – lässt mich kaum noch zu Atem kommen.

„Was hätte ich dann tun sollen? Hm? Du hast doch Ellios Vater gehört." Auch ich erhebe die Stimme und halte seinem Blick stand, denn langsam kehrt meine Wut zurück. Vielleicht schneller als sie sollte, aber so bin ich nun mal. Und er weiß das, er kennt mich. Oder?

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt