Worte und Taten

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<<MIA>>

„Du solltest aufpassen, Daddy. Dieses Mal ging der Schuss knapp an deinem Herzen vorbei. Aber der nächste wird sein Ziel auch treffen."


Rache. Ein sehr starkes und mächtiges Gefühl. Eines, das man kalt genießen sollte. So besagt es das Sprichwort. Doch Rache ist auch süß und genau deshalb gebe ich mir ein Lipgloss mit Kirschgeschmack auf meine Lippen, bevor ich das Krankenhaus betrete. Das Statement ist noch keine Stunde alt und der Triumph, den ich errungen habe, ist noch frisch.

Genau, wie die Kraft und die Stärke, die durch meine Adern fließt. So zäh wie Sirup, aber so schwarz wie Pech. Meine Absätze erzeugen klackernde Geräusche auf den Fliesen im Eingangsbereich. Der gefüllt mit Leuten ist, die auf der Suche nach ihren Liebsten sind. Mit erhobenem Haupt gehe ich an diesen Menschen vorbei und würdige sie nicht eines Blickes. Nicht, weil sie mir nichts bedeuten, sondern, weil es so von mir verlangt wird.

Ich bin die Tochter eines Mafiabosses, der unter seiner Tarnung als Milliardär und schwerreicher Immobilienbaron sein Unwesen treibt. Wir sind zwar alles nur Sterbliche, aber wir stehen über dem niedrigen Volk. Und da ich nie weiß, ob mir die Presse oder einer von Daddys Spionen bis zum Krankenhaus gefolgt ist, halte ich dieses Schauspiel aufrecht.

Mit meinem schwarzen Spitzenkleid, den blutroten Lippen und den unfassbar hohen Schuhen steche ich wie ein bunter Hund aus all den Baumwolle und Polyestergestalten heraus. Ich spüre die Blicke der anderen auf mir und sauge sie auf, wie ein Schwamm das Wasser. Denn es fühlt sich berauschend an, auch wenn es mich ein klein wenig ängstigt.

Aber ich darf keine Schwäche zeigen. Nie wieder. Nur noch Stärke. Stahlhart und gnadenlos. Damit auch jeder auf dieser gottverlassenen Welt sieht und erkennt, was meine Familie aus mir gemacht hat. Eine Queen.

„Ich möchte gerne zu meinem Vater. Pablo Deluca", sage ich und schaue die Frau am Empfang mit einem traurigen Lächeln an. Denn auch diese Rolle habe ich perfekt einstudiert. Die, der unfassbar traurigen und bestürzten Tochter.

Denn für jeden Außenstehenden der nichts mit unserer Familie oder unseren Geschäften zu tun hat, muss denken, dass mir mein Vater etwas bedeutet. Auch wenn er mir am Arsch vorbei geht.

„Sicher. Er liegt auf der Intensivstation. Jemand wird Sie nach oben bringen, Miss Deluca", sagt sie und sieht mich mitfühlend an. Ich schniefe kurz und nicke anschließend.

„Können Sie mir sagen, wie sein Zustand ist?" Denn das würde mich dann doch noch interessieren. Ich habe zwar nicht auf ihn geschossen - Madox ist dran herauszufinden, wer der wahre Schütze ist - dennoch ist diese Information sehr nützlich für mich.

Er soll ansprechbar sein, wenn ich mit ihm rede. Mein Vater soll jedes verdammte Wort hören und auch verstehen. Ob er mir antworten kann oder nicht ist mir scheißegal.

„Tut mir leid, aber dazu fehlen mir die Berechtigung und das Wissen. Aber es wird bestimmt ein Arzt anwesend sein, der Ihre Fragen beantworten kann", meint sie und sieht mich noch einmal kurz an, um sich danach jemand anderem zu widmen.

Ich straffe meine Schultern und schaue mich suchend um, denn es wird bestimmt gleich jemand kommen, um mich zu meinem Vater zu bringen. Ich warte gefühlte Stunden, bis sich endlich ein Pfleger - ich hatte angenommen, einen von Daddys Wachhunden zu treffen - einfindet und mich bittet ihm zu folgen. Was ich schweigend mache.

Auch hier mime ich die betroffene Tochter, knete mir die Hände und wische mir immer wieder mit einem weißen Stofftaschentuch eine geheuchelte Träne weg. Aber innerlich bin ich völlig gelassen, fast schon übertrieben ruhig.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt