Die Bedrohung liegt im Innern

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<<MIA>>

"Scheisse, Mia! Was war los? Hat er dir was getan? Rede mit mir!"

"Was machst du hier?"

Chucks bedrohlich wirkende Stimme dringt in meinen Verstand und zeigt mir auf, dass ich nicht mehr alleine im Flur, mit den teuren Gemälden an den Wänden und den aufwendig geknüpften Teppichen, bin. Ich reisse die Augen auf und spüre, dass mein Herz wie verrückt gegen meine Brust hämmert. Das Blut rauscht so laut in meinen Ohren, dass ich mir sicher bin, dass er es hören muss. Doch Chuck verzieht keine Miene und starrt mich stattdessen mit immer wütenderem Blick an.

"Ich ... äh ... ich habe die Toilette gesucht", stottere ich und versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Die mich innerlich praktisch auffrisst, meine Hände sind schweissnass und ich kann nicht garantieren, dass dieses kleine Ding nicht gleich auf den Boden und damit vor seinen Füssen landen wird. Ich schlucke, doch das will mir mit dieser ausgedörrten Kehle nicht gelingen. Es fühlt sich wie Sandpapier an und tut höllisch weh.

"Die Toilette? Ernsthaft?"

Scheisse!

Mir sollte besser schnell etwas einfallen, sonst bin ich schneller tot, als Madox hier sein kann. Instinktiv presse ich meine Schenkel zusammen und fange an, wie wild hin und her zu zappeln. Als wäre ich ein kleines Kind, welches dringend aufs Töpfchen muss. Was Chuck mit gerunzelter Stirn beäugt und schliesslich mit einem Augenverdreher und einem übertrieben lauten Schnauben quittiert.

"Die zweite Tür links", meint er knapp und schiebt sich sein Handy wieder in die Gesässtasche, als er sich an mir vorbeidrängt und in Richtung Treppe geht. Ich atme zittrig aus, schliesse für einen Moment die Augen und reisse mich dann zusammen, bevor er misstrauisch wird.

Mit jedem Schritt den ich auf die Tür zugehe, habe ich das Gefühl das er mich beobachtet. Sein Blick sticht sich in meinen Rücken, doch ich bin viel zu nervös, um über die Schulter zu schauen und nachzusehen. 

Ich habe die Tür erreicht und öffne sie mit zittrigen Händen. Als sie ins Schloss fällt, atme ich aus und versuche mein wild pochendes Herz zu beruhigen. Ganz zu schweigen von meinen zittrigen Knien, die ich erst durchs zusammenpressen meiner Schenkel zum Stillstand bringe. 

"Du hast es geschafft. Es ist alles in Ordnung", wispere ich, um mir Mut zuzureden. Aber solange ich so zittere wird das nichts. Wieder wünschte ich mir das Madox hier wäre, er würde mich in den Arm nehmen, mich festhalten und mir sagen, dass es vorbei ist. Doch das ist er nicht. Er sitzt in diesem beschissenen Wagen und hört mir zu.

Der Ohrstecker! 

Schnell gehe ich zum Waschbecken, schiebe es mir in den Gehörgang und hoffe, dass es keinen Schaden genommen hat. Ich stütze mich mit den Händen am Waschbecken ab, als ich die Augenschliesse und etwas zu ihm sage.

"Es geht mir gut."

Mehr will mir nicht über die Lippen kommen. Bange Sekunden, in denen ich die Augen geschlossen halte und zu Gott bete, dass es noch funktioniert. Und das tut es.

"Scheisse, Mia! Was war los? Hat er dir was getan? Rede mit mir!"

Seine Stimme gleicht viel mehr einem wilden Knurren, als einer Männerstimme. Aber sie lässt mich zur Ruhe kommen, stellt das Zittern ein und beruhigt meinen Herzschlag. Ich atme tief durch und öffne die Augen. Eine blasse Gestalt mit grossen braunen Augen blickt mir ins Gesicht und lässt mich innerlich zusammenzucken. 

"Nein hat er nicht, aber er hätte mich um ein Haar beim Lauschen erwischt", sage ich leise und streiche mir einen Krümel Mascara von der Wange. 

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt