Chicago 1.1

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<<MIA>>

„Gott Mia, du scheint echt nichts von dieser Welt gesehen zu haben oder?"

„Starrst du immer aus dem Fenster?", nörgelt Chuck. Ich drehe den Kopf und verdrehe die Augen.

„Sonst gibt es ja nichts sehenswertes", erwidere ich spitzfindig und drehe mich zu ihm um. Er sitzt mir schräg gegenüber und nippt an seinem zweiten Champagnerglas. Dass ich in seinem Privatjet - okay es ist der seiner Familie - sitze und auf dem Weg nach Chicago bin, hätte ich niemals gedacht.

Das mein Vater es mir erlauben würde erst recht nicht, aber er hat es und darauf bin ich stolz, denn das habe ich mir allein zu verdanken. Das Geld einzutreiben war zwar einerseits eine ziemliche Plackerei, aber es hat mir auch diesen Kick gegeben. Den, der mich glauben ließ, alles schaffen zu können. Und das habe ich für diesen einen Tag auch bewiesen.

„Das trifft mich jetzt aber hart", scherzt Chuck und grinst mich frech an. Dabei leuchten seine Augen auf eine ganz spezielle Weise. Eine, die jedes Mädchenherz höher schlagen lässt. Nur meines nicht. Vielleicht in einem anderen Leben, aber in diesem wird aus uns niemals etwas.

„Baggerst du mich gerade an?" Meine Stimme klingt zwar etwas zu entrüstet, aber es ist auch mein Ernst.

„Und wenn?", meint er und dreht sich zu mir rum, beugt sich rüber und zwinkert mit beiden Brauen. Ich schüttle den Kopf und mache es mir auf meinem Sitz bequem, direkt am Fenster.

„Dann würde ich sagen, dass ich kein Interesse habe", erwidere ich und hefte meinen Blick auf die Wolken. Die, im Gegensatz zu mir, wirklich überall hin können. Sie müssen sich oder anderen nichts beweisen, sie sind frei. Und ich nicht.

„Jetzt, oder allgemein?", hakt er nach und kommt auf mich zu. Ich schaue ihn nicht an, merke aber, dass er mich betrachtet. Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll, denn eigentlich müsste ich ihn auf dieser Reise mehr als nur Verführen. Doch, dass ich das nicht kann, ist mir längst bekannt. Nicht nur wegen Devon, sondern auch wegen Madox. 

Wie gerne hätte ich ihn an meiner Seite, aber er musste in LA bleiben, um für meinen Bruder zu schuften. Noch immer frage ich mich, wieso er das tut. Sicher, meine Familie hat ihn wie einen Sohn behandelt, aber rechtfertigt das alles? Ich meine, ist das was er für uns macht wirklich blinde Loyalität, oder steckt da noch mehr dahinter? Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen so oft gestellt, aber noch immer habe ich keine Antwort darauf erhalten.

„Musst du wirklich so lange darüber nachdenken?", reißt mich Chucks Stimme erneut aus meinen Gedanken. Blinzelnd schaue ich ihn an, was wohl zu lange dauert, denn er verzieht das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen und fährt sich danach durchs blonde Haar.

„Autsch!" Ich runzle die Stirn, denn ich habe keine Ahnung, ob er es im Ernst oder im Spaß sagt. Beides wäre mir nicht recht, denn im Gegensatz zu ihm, habe ich nicht vor mit seinen Gefühlen zu spielen. Nicht, dass hier welche im Spiel wären, aber es geht ums Prinzip.

„Chuck, es ist nicht so wie du denkst", setze ich an, doch er unterbricht mich.

„Spar es dir, ich weiß doch, dass du dieses Katz und Mausspiel für deinen Alten gespielt hast. Was ich aber nicht weiß, und ich habe keine Ahnung ob das gut oder schlecht für mich ist, ist: Wieso du wirklich mit fliegen wolltest? Meinetwegen, oder verfolgst du deine eigenen Ziele?" Wieder habe ich keinen Plan was ich ihm antworten soll, also schweige ich und ahne, dass ich damit alles nur noch schlimmer mache. Also schaue ich ihn an und hole tief Luft.

„Um ehrlich zu sein wollte ich einfach mal da raus. Diesem Gefängnis und den Machtspielchen meines Vaters entkommen. Verstehst du?" 

Und damit habe ich nicht einmal gelogen, denn das ist auch mit ein Grund weshalb ich mitfliegen wollte. Chucks Augen hellen sich auf und er nickt, wie es scheint kennt er es wirklich. Was ich mir gut vorstellen kann, denn Hall Blackwell ist ein wirklich harter Hund und das ist jetzt nicht nett gemeint. Diesem Kraftprotz möchte ich nicht so schnell wieder begegnen.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt