Chicago 1.3

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<<MIA>>

„Hat dich Death bedroht? Hat er ... hat er dich angefasst? Bei Gott! Ich werde diesen Hurensohn töten!"

Mein Herz bleibt stehen. Genau, wie die ganze Welt. Das kann nicht wahr sein, es darf nicht wahr sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Um mich herum tritt alles in den Hintergrund, die blauen Lichter erhellen ihn und geben jedes Detail seines Gesichtes preis. 

In meinem Innern herrscht eine Eiseskälte, die sich so schnell ausbreitet, dass ich nicht mehr mitkomme. Es fühlt sich an, als würde ich zu einer Eisskulptur erstarren. Ich bin nicht mehr in der Lage mich zu bewegen. Wie paralysiert schaue ich nach oben zur Galerie und kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Wie kann das sein? 

Wie, um alles in der Welt kann das wahr sein? 

Jemand rempelt mich an und als hätte dieser Typ einen Schalter umgelegt, tritt die laute Musik und die tanzende Meute um mich herum wieder in den Vordergrund und reißt mich aus meiner Starre. Ich schaue mich um, habe das Gefühl im falschen Film zu sein und als ich den Blick wieder hebe, nach oben zur Galerie schaue, ist er weg. 

Wie kann das sein? 

Plötzlich werden mir die Hitze, die hier herrscht und der laute Bass der Anlagen zu viel und ich renne los. So gut ich kann, weiche ich den Gästen aus und versuche nicht die Orientierung zu verlieren. Mein Herz schlägt so langsam, dass ich kaum noch Luft bekomme. Immer wieder schnappe ich nach Luft, lechze nach Sauerstoff und habe Angst, dass ich es nicht nach draußen schaffe. 

Wo ist Madox? Wieso ist er nicht bei mir? 

Viel zu oft lassen mich die Tanzwütigen nicht durch und ich muss meine Ellenbogen einsetzen, damit ich vorwärts komme. Dabei schaue ich nicht zurück, ich will nur noch hier raus. Und als ich den Ausgang endlich erreicht habe, stürze ich zur Tür raus und hole tief Luft. 

Fühle mich, wie eine Ertrinkende, die viel zu lange auf dem offenen Meer getrieben und endlich etwas gefunden hat, woran sie sich festhalten kann. Und in meinem Fall sind das Madox' Arme, die mich festhalten und mich an ihn drücken.

„Mia? Was ist los?", fragt er besorgt. Seine Augen strahlen eine Sorge aus, die mich schluchzen lässt. Tränen rinnen meine Wangen hinunter und wollen nicht mehr enden.

„Ich hab dich", flüstert er mir zu.

„Alles wird gut." Wird es das?

Denn das was ich da drin gesehen habe, wird alles auf den Kopf stellen. Mein ganzes Leben. Einfach alles. Madox führt mich weg vom Klub, bringt mich in eine ruhigere Gasse. Ich lehne mich gegen die steinerne Wand und versuche mich zu beruhigen. Meine Augen brennen wie die Hölle, als hätte ich Säure geweint. Wenigstens hat sich meine Atmung beruhigt, doch mein Herz nicht. 

Wie kann es das auch?

„Geht's dir gut?" Er sieht mich unsicher an, als hätte er mich noch nie so aufgelöst erlebt. Und das stimmt auch. So durch den Wind war ich schon eine ganze Weile nicht mehr. Auf einmal komme ich mir so dumm vor. 

Warum bin ich nur hierher geflogen? Sicher, ich kenne die Antwort und doch kreist diese eine, dämliche Frage in meinem Kopf herum und lässt mich nicht mehr los.

„Hat dich Death bedroht? Hat er ... hat er dich angefasst?" 

"Bei Gott! Ich werde diesen Hurensohn töten!"

In Madox' Gesicht wechselt sich Besorgnis in blanken Hass. Wahnsinn, wie schnell das bei ihm geht. Ich will ihm antworten, doch irgendwie will es nicht klappen. Als hätte mir jemand meine Lippen mit Kleber voll geschmiert, sodass ich sie nicht mehr öffnen kann.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt