Aufgeflogen!

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<<MIA>>

„Was es auch ist, Mia. Ich werde bei dir bleiben und an deiner Seite kämpfen."

Ich dränge mich durch die Gäste und halte nach einem einzigen Menschen Ausschau und das ist Madox. Denn er ist nicht mehr länger sicher und solange die Gäste hier sind, um meinen abartigen Vater zu ehren, hat er die besten Chancen zu fliehen. 

Es kostet mich Kraft und je mehr ich mich entschuldigend durch die Menge dränge und mein Blick durch das Wohnzimmer gleitet, habe ich das Gefühl noch mehr unter Beobachtung zu stehen. Denn alle schauen mich an, zumindest habe ich das Gefühl das es so ist. 

Wieso ist er denn nirgends zu sehen? 

Der Champagner steigt mir zu Kopf, denn jeder Schritt fühlt sich wie auf rohen Eier an, als würde ich krampfhaft versuchen nicht umzukippen. War er das? Hat er die Luft vergiftet? Langsam werde ich wirklich paranoid, aber unter diesen Umständen ist das auch kein Wunder. Doch es setzt meinem Verstand zu, der, genau wie mein Körper, unter Strom steht. I

ch habe inzwischen alles abgesucht, drehe mich im Kreis und fühle mich wie in einer Freakshow. Und wenn wir ehrlich sind, ist das mein ganzes Leben. Eine komplette Freakshow! 

Ich bleibe stehen und spüre überdeutlich, wie mein Herz das Blut aus sich herauspumpt und wie es durch meinen Körper fließt. Heiß wie Lava und so tödlich wie der Biss einer Kobra. Als ich den Blick senke, höre ich seine Stimme. Also reiße ich den Kopf hoch und sehe mich um und da ist er. 

Madox! 

So schnell ich kann bin ich bei ihm und als er meinem panischen Blick begegnet, drehe ich mich um und sehe, wie mein Vater sein Arbeitszimmer verlässt.

„Du musst mit mir mitkommen. Jetzt!", zische ich und packe ihm am Arm, reiße ihn mit und kann nur hoffen, dass die Gäste meinen Vater lange genug ablenken. Ich steuere auf die kleine Verbindungstür zwischen Wohnzimmer und Flur zu, den früher die Bediensteten genutzt haben, als wir noch nicht einmal geboren waren.

Madox ist dicht hinter mir, seine Nähe überschwemmt mich mit widersprüchlichen Gefühlen, die ungehindert auf mich einprasseln. Doch das darf mich jetzt nicht von meinem Plan abhalten, Madox heil aus diesem Haus des Todes zu bekommen. Als wir den dunklen Gang entlanglaufen, sind nur unsere Schritte und unser abgehackter Atem zu hören. Meine Kehle fühlt sich ausgetrocknet an, sodass das Schlucken mir immer schwerer fällt. 

„Der Ausgang muss irgendwo hier sein", flüstere ich. Doch bevor ich auch nur einen weiteren Schritt machen kann, hält mich Madox auf. Er hält meine Hand fest umschlossen, seine Finger ruhen auf meinem Handgelenk, unter dem man deutlich meinen viel zu schnellen Puls fühlen kann. Ich schlucke, doch das geht nicht.

„Was ist los, Mia?" Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern und doch ist sie ohrenbetäubend laut. Ich senke den Blick, streiche mir mit der freien Hand das Haar aus dem Gesicht und atme tief durch.

„Nicht hier. Bitte, Madox, wir müssen weiter", sage ich und weiche seinem Blick aus – den ich im Dunkeln sowieso nicht sehen kann, aber auf mir spüre.

„Nicht, ehe ich weiß, was los ist. Wo warst du und wieso bist du auf einmal so panisch?" Ich weiß nicht, was ich ihm erzählen soll und vor allem was man von hier aus alles hören kann. Angestrengt beginne ich zu lauschen, doch ich kann kaum etwas anderes hören als unsere Atemzüge, die sich langsam wieder normalisieren.

„Was ist passiert?" Die Strenge in seiner Stimme lässt mich zusammen zucken, was sein Streicheln über meine Hand etwas abmildert. Doch es wirft mich noch mehr aus der Bahn und das kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ich brauche einen kühlen Kopf, um alle heil hier raus zu bringen.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt