Verräter!

1.8K 90 48
                                    

<<MIA>>

„Ah!!! Ich hasse es hier!", schreie ich und werfe mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, die teure Vase gegen die Wand. Die krachend zu Boden fliegt und in tausend Scherben zerspringt. Außer Atem stehe ich da und durchsuche den Raum mit meinem Blick und halte nach weiteren Sachen Ausschau, die ich in meiner Wut zerstören kann. 

Doch, um mich herum liegen Scherben, zerrissene Kissen und hätte ich ein Feuerzeug oder so etwas in der Richtung, hätte ich das alles, dieses ganze beschissene Zimmer und mich selbst darin verbrannt. Denn das wäre ein besseres Schicksal, als hier zu vegetieren. Seitdem mich Liam zurück nach L.A gebracht hat, sind einige Tage vergangen, in denen ich niemanden zu Gesicht bekommen habe.

Zuerst war ich wie gelähmt, alles war zu vertraut – auf eine schlimme Art und Weise – und hat mich an die Zeit erinnert, in der ich von Devon getrennt war und er mich mit Calebs Hilfe befreit hat. Was alles seitdem passiert ist, ist unfassbar und es erschüttert mich immer noch. Zu Caleb oder Em und Sasha habe ich keinen Kontakt mehr. Wieso auch, wenn Em sich als Queen der Bloods entpuppt hat und ich Sasha nie wieder gesehen habe. 

Doch dann kam die Wut und ich habe angefangen alles zu zerstören was mir in die Finger kam. Was mich jetzt hierhin führt, inmitten dieses riesigen Chaos stehe ich und kann meine Wut und meinen unbändigen Hass auf diese kranke Familie kaum noch zügeln.

Die Tür fliegt auf und Madox steht im Türrahmen. Seine eisblauen Augen scannen den Raum ab und die Zerstörung rund um mich herum scheint ihn nicht zu freuen. Denn sein Gesicht verfinstert sich, wirkt, als ob er mich gleich umbringen wird. Und zu meinem Erstaunen – oder auch nicht – empfinde ich bei diesem Gedanken pure Erleichterung. Was ich nicht sollte, aber wenn man das erlebt hat, was ich durchgemacht habe, dann sind diese Gedanken gar nicht mehr so abwegig.

„Was soll die Scheisse?", brüllt er und knallt die Tür zu. Ich zucke zusammen und weiche zurück, unter meinen Füssen knirschen die Scherben eines zerbrochenen Bilderrahmens, dessen Foto ich in winzig kleine Fetzelchen zerrissen habe. Der Anblick meiner toten, aber lachenden Schwester war zu viel. Viel zu viel.

„Ich will hier raus!", schreie ich und funkle ihn wütend an. Mir ist es egal was er von mir hält, aber ich will einfach nur noch hier weg. Zurück nach New York, wo mich keiner kannte, wieder in meine kleine und bescheidene Bleibe. Doch das kann ich nicht mehr, nie wieder, wie mir scheint.

„Nichts da! Du bleibst schön hier, wo du hingehörst. Zu deiner Familie", das letzte Wort sagt er dabei fast versöhnlich und sanft aus. Was mir die Galle hochtreibt. Zynisch lache ich auf und verdrehe die Augen, was ihn auf die Palme bringt, denn er kommt einige Schritte auf mich zu und baut sich vor mir auf. Dieses Mal bleibe ich wo ich bin und lasse mich nicht so schnell von ihm einschüchtern. Ich habe bereits die Hölle durchlebt – und das zwei Mal – und ich habe es jedes Mal überlebt.

„Ach ja? Und wo ist denn bitte schön meine Familie?", antworte ich bockig und verschränke die Arme vor der Brust, die er mit einem gierigen Blick mustert. Soll er doch, wenn er will, kann er mich so lange anstarren und als Wichsvorlage nehmen, wie er will, das macht mir alles nichts mehr aus.

„Keiner war hier. Niemand hat nach mir geschaut, weil ich ihnen scheissegal bin. So sieht es nämlich aus!", herrsche ich ihn an und als er vor mir steht, verpasse ich ihm eine. Einfach so. Meine rechte Hand landet auf seiner Wange und erzeugt ein Geräusch, das den ganzen verwüsteten Raum erfüllt und ihn mit einer dunklen Aura schwängert, als hätte ich gerade ein schlafendes Monster geweckt.

Und das habe ich vielleicht auch. Dieser Gedanke weckt etwas in mir, etwas tief verborgenes und das macht mir Angst. Nicht er.

„Das hättest du lieber nicht tun sollen." Seine Stimme ist dunkel, wie schwarzer Samt und so voller unterdrückter Aggression, dass es mir die Nackenhaare aufstellt. Doch ich zucke nicht einmal mit den Wimpern, schaue ihm demonstrativ in die Augen und ramme ihm mein Knie zwischen die Beine. Nahe genug ist mir der Penner ja gekommen, also ist es sein Pech. Er gibt einen erstickten Laut von sich und geht in die Knie, fällt aber nicht zu Boden. Er sieht unter seinen dichten Wimpern zu mir auf, die seine Teufelsaugen umrahmen und ein noch eisigeres Lächeln ziert nun seine etwas zu schmal geratenen Lippen.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt