Chicago 1.4

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<<MIA>>

„Ich liebe dich, Mia. Ich liebe dich so sehr."

Ich atme und atme und atme. Mein Körper ist mit einer einzigen Aufgabe beschäftigt, genug Sauerstoff aufzunehmen, um alle Organe zu versorgen. Auch Madox atmet. Ich spüre den schwachen Lufthauch an meiner Schulter. 

Sein Gesicht ist zu mir gewandt, während ich an die Decke starre. Mein Körper ruht, aber mein Geist nicht. Er arbeitet auf Hochtouren und ist damit beschäftigt zu begreifen, was ich heute Nacht erfahren habe. Ich blinzle, beobachte die Streifen an der Decke, die von einem fahrenden Auto stammen und kann nicht glauben, dass Devon lebt. 

Wie kann das sein? 

Ich habe ihn doch in meinen Armen gehalten, habe gespürt, wie er aufgehört hat zu atmen. Sicher, ich habe den Notruf gewählt. Aber das konnte er nicht überleben und doch steht er in Fleisch und Blut auf der Galerie des Kings. 

Haben ihn die Rettungssanitäter zurückholen können? Das wäre durchaus möglich. 

Aber die Kugel ging durch seinen Schädel, wie soll er da überlebt haben? 

Fragen über Fragen kreisen in meinem Kopf herum und lassen mich nicht einschlafen. Obwohl sich mein Körper über etwas Ruhe freuen würde und mein Geist auch. Der mit jeder weiteren Frage gequält wird, sodass ich mich wie gehetzt fühle. Als würde ich von einem wilden Tier gejagt werden. Ich renne und renne, komme aber nicht vom Fleck. 

Wie konnte es dazu kommen, dass er überlebt hat? 

Und wieso hat er sich nicht bei mir gemeldet? 

Ich bin untergetaucht, ja, aber er kennt Leute die sich mit dem Aufspüren von Personen auskennen. Die hätte er beauftragen können und dann ... dann hätten wir in Frieden leben können. Zusammen. Aber das hat er nicht. Er ließ mich in dem Glauben, dass er tot ist und ich schuld daran bin. 

All die Tränen, die ich seinetwegen vergossen habe, die ganzen Schuldgefühle, die mich heimgesucht haben und die mich fast in den Wahnsinn getrieben haben, waren nicht nötig. Denn er hat überlebt. Und ich wäre daran fast zerbrochen. Was ich nur wegen Madox nicht bin. Er hat mir geholfen, auch wenn ich das am Anfang nie gedacht hätte. Aber so ist es. 

Ich drehe den Kopf so, dass ich ihn ansehen kann. Er sieht so friedlich aus wenn er schläft. Die dichten Wimpern liegen auf seinen Wangen und erinnern mich an Federkränze. Seine Markante Kinnpartie wird vom fahlen Mondlicht erhellt und schimmert leicht. Vorsichtig berühre ich ihn an der Wange, folge der Linie bis zu seinem Kinn und wieder hinauf zu seiner Schläfe. 

Er lächelt sanft und murmelt etwas, dass ich nicht verstehe. Aber es reicht, um etwas von meinem Schmerz zu nehmen und mein Herz ein wenig zu wärmen. Denn mir ist immer noch so furchtbar kalt, als würde die Eiskönigin persönlich dafür sorgen, dass mir niemals wieder warm wird. Ich drehe mich auf die Seite und schaue Madox beim Schlafen zu. 

Das was wir vorhin miteinander geteilt haben war einfach nur wunderschön. Auch wenn er nicht gerade einfühlsam war. Aber das stört mich nicht, im Gegenteil. Es hat Spaß gemacht und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühle ich mich wieder normal. Als wäre ich nicht kaputt oder beschädigt. Ich war ich, spürte mich und ich spürte ihn.

Jede Faser meines Körpers hatte sich nach diesem Gefühl, nach der Erlösung gesehnt, die mich erfasst hat. Wieder und wieder. Ich denke nicht, dass ich das mit jemand anderem getan hätte. Madox hat sich in mein Herz gekämpft und dafür bin ich ihm dankbar. 

Ob wir eine Zukunft haben hängt von meiner Vergangenheit ab. Und die stand vor wenigen Stunden vor mir. Die Gedanken an Devon geben mir das Gefühl ihn mit Madox betrogen zu haben. Vielleicht war das mit uns keine gute Idee und doch bereue ich es nicht. Dafür war es viel zu schön und hat sich viel zu gut angefühlt. Beinahe richtig. 

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt