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Die letzten freien Wochen bevor die Schule losging verbrachte ich größtenteils mit Ashton, Luke, Michael und Calum. Wir gingen oft zum Strand oder trafen uns in unserem Keller. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Jungs würden bei uns wohnen. Immer wenn ich morgens nach unten kam saß einer von ihnen bereits an unserem Tresen. Manchmal waren es auch schon alle vier. Sie waren meistens auch immer noch da, wenn ich Abends ins Bett ging. Mit meinem Vater und Alec redete ich nicht, worüber auch? Bisher hatte jede Konversation mit einer Auseinandersetzung geendet. 

Ohne das ich es bemerkte verging die Zeit wie im Flug. Es waren schon mehrere Wochen seit meiner Ankunft vergangen und langsam fühlte sich mein altes Leben weit entfernt, fremd und surreal an. Dann kam mein erster Schultag. Ich war nervöser als ich es zugeben wollte. Zwar würde es nicht das erste Mal sein, das ich die Neue war. Trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. 

Als am Morgen mein Wecker klingelte nahm das ungute Gefühl zu. Ich zwang mich aufzustehen und zog meine Schuluniform an. Sie war bequemer als meine von Zuhause. Ich betrachtete mich im Spiegel, holte tief Luft und ging nach unten. 

In der Küche warteten scho Lisa und Ashton. Dieser sah ziemlich verschlafen und schlecht gelaunt aus. Sein sonstiges Dauerlachen war verschwunden. Lisa hingegen zeigte kein Anzeichen von schlechter Laune. 

"Morgen", begrüßten sie mich fröhlich. Zur Antwort nickte ich, setzte mich neben Ashton an den Tresen und füllte, die bereits dastehende Schüssel mit Milch und Frühstücksflocken. Das Frühstück verlief schweigend, nur Lisa summte eine leise Musik vor sich her. Ashton musste seine eigentliche Fröhlichkeit von ihr geerbt haben.

Als wir beide fertig waren, nahmen wir unsere Sachen und gingen gemeinsam zur nächsten Bushaltestelle. 

"Wie lange fahren wir? ", fragte ich ihn, als wir auf den Bus warteten. 

"Ungefähr zwanzig Minuten", antwortete er mit einem Gähnen. Ashton sah mittlerweile ein bisschen mehr wie er selbst aus. Aber ich merkte trotzdem eine gewissen Anspannung. Dies würde sein letztes Schuljahr sein, was bedeutete viel harte Arbeit. 

Im Bus trafen wir dann auf Calum. Er hielt die vierer Bank ganz hinten für uns frei. Verträumt starrte ich aus dem Fenster. Die Häuser verschwammen nur vor meinen Augen. Alles sah so anders aus als Zuhause. Dort reihten sich Reihenhäuser aneinander, nur durchkreuzt von alten Bauten, die zur Universität gehörten. Doch hier war alles anders. Die Hitze war jetzt schon ziemlich unangenehm und das im "Winter".
Wie sollte das bloß im Sommer werden?

Nach fünf Stationen gesellte sich Luke zu uns. Er quetschte sich zwischen Calum und mich.
Langsam aber sicher füllte sich der Bus. Ich merkte, wie mir Eineige der einsteigenden Schüler interessierte Blicke zuwarfen. Ich hasste es.

"Wir treffen uns nachher", meinte Ashton, als wir den Haupteingang erreichten. Ich nickte und schon verschwand er mit der Masse im Schulgebäude.

"Wo muss ich denn hin?", fragte ich Calum. Er führte mich durch einige Gänge, blieb stehen und ließ mich vor einer grauen Tür alleine. Zögernd klopfte ich und trat ein.

"Hallo. Wie kann ich dir helfen?", fragte mich eine etwa Fünfzigjährige. "Ich bin Elisabeth Williams. Ich bin neu hier", sagte ich zögernd. "Ah auf dich habe ich schon gewartet. Setzt dich doch bitte."

Ich setze mich auf die Stuhl vor dem Schreibtisch und schaute die Dame unbeholfen an. 

"Zuerst einmal freut es mich sehr, dich hier an unserer Schule begrüßen zu dürfen. Wir freuen uns immer über internationale Schüler", sie hatte ein breites Lächeln, das ziemlich unecht wirkte. 
"Mrs. Cate wird dich gleich zu deinem ersten Kurs bringen."

New life, Australia // 5SOSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt